Ein langer und langweiliger beruflicher Termin. Das Hotel logischerweise nicht in der Nähe, sondern einige Kilometer weiter, am Ende der Welt. Weil’s für den Arbeitgeber ein paar Cent billiger ist. Dort natürlich auch kein ordentliches Bier im Angebot. Toll! Das sind ja wirklich beste Aussichten, um den Tag frustriert zu beenden. Unzufrieden tippe ich auf meinem Telefon herum.
Da! Nur hundert Meter Luftlinie vom derzeitigen Standort im Stau entfernt. Das Bierlager. Ein Craft Beer Store in Kölns Süden.
Zeit ist ja eigentlich nicht, aber hundert Meter sind hundert Meter. Das muss noch schnell zu schaffen sein. Wenigstens ein oder zwei Biere für den Feierabend einkaufen!
Es bleibt natürlich nicht bei hundert Metern. Bis wir eine Abstellmöglichkeit für den Wagen gefunden haben, sind es bestimmt anderthalb Kilometer geworden. Immer im Kreis… Endlich, eine Parklücke.
Augenblicke später stehe ich vor dem Bierlager.
Schon von außen sieht es sympathisch aus. Ein paar Holzkisten dienen als Sitzgelegenheit, zwei Holztische bieten die Möglichkeit, das Bier abzustellen. Einen kleinen Imbiss dazu holt man sich von irgendeinem kleinen Laden in der Nachbarschaft. Gelebtes Miteinander, mitten auf der Straße. Schön!
Drinnen geht es ähnlich ansprechend weiter. Auch hier Holzkisten und selbstgezimmerte Holztische, an denen man das Bier verkosten kann, bevor man größere Mengen kauft, oder man konsumiert es sowieso gleich hier. Gerne auch im Rahmen von angeleiteten Verkostungen, die hier regelmäßig stattfinden.
Die Regale an der Wand sind aus umgebauten Europaletten zusammengesetzt, die aber geschliffen und lackiert worden sind und dadurch durchaus gediegen aussehen.
In den Regalen stehen die Biere nach Stilen sortiert: „Belgische Biere“, „Gose / Weizen“, „Stout – Porter“, „Pale Ale“ oder „Pils – Lager“ steht auf ovalen schwarzen Täfelchen, und dahinter stehen dann die entsprechenden Sorten. Selbst eine Mischkiste der Trappistenbiere aus Westvleteren findet sich zwischen all den Spezialitäten.
Schließlich stehen auch noch zwei gut bestückte Kühlschränke zwischen den Regalen, bei denen aber nicht so ganz klar wird, welche Biere die Ehre bekommen, hier in der Kühlung aufbewahrt und angeboten zu werden. An der Haltbarkeit allein scheint es nicht zu liegen, denn es finden sich dort auch einige Bierdosen, die die Kühlung sicherlich weniger nötig haben als viele der in den Regalen vor sich hin schwitzenden Flaschen. Vielleicht sind es die Biere, die man gerne als Wegbier trinkt, also: Gleich nach dem Kauf öffnen und schon auf dem Weg durch die Stadt trinken? Nö, bei genauerem Hinsehen finden sich Biere wie das belgische Leffe oder das Organic Chocolate Stout von Samuel Smith im Kühlschrank – Biere, die nicht mal im respektlosen Köln auf der Straße und direkt aus der Flasche weggenuckelt werden. Oder doch?
Ach, egal. Die Auswahl insgesamt kann sich jedenfalls sehen lassen. Und die Beratung auch. Die junge Dame hinter dem Tresen vermag es, mit ein paar gezielten Fragen den Biergeschmack einzugrenzen und kommt dann mit ein paar guten Empfehlungen. Eine Dose von hier, eine Flasche von dort, und wenige Minuten später habe ich eine Stoff-Einkaufstasche voller Bier zusammen. Weit mehr, als ich für das heutige Feierabendbier auf der Bettkante des Hotelbetts gebraucht hätte – geschickt bin ich zum Kauf verführt worden. Aber auch das zeichnet eine gute Beratung ja aus: Wenn der Kunde am Ende deutlich mehr einkauft, als er eigentlich wollte.
Schön wäre es, ein wenig mehr Zeit zu haben, sich noch für einen Moment in die warme Frühlingssonne zu setzen und direkt vor dem Lädchen das eine oder andere Bier zu verkosten und das bunte Leben im Viertel an sich vorbei ziehen zu lassen.
Vielleicht ein andermal…
Das 2015 eröffnete Bierlager ist montags bis donnerstags von 16:00 bis 20:00 Uhr, freitags von 12:00 bis 22:00 Uhr und sonnabends von 11:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. Alle Biere können auch direkt vor Ort getrunken werden. Bierverkostungen finden regelmäßig statt, und alle Biere können auch online bestellt werden. Zu versuchen, es mit dem Auto zu erreichen, ist nicht empfehlenswert; die Straßenbahn ist aber eine gute Möglichkeit: Die Haltestelle Chlodwigplatz mit den Linien 15, 16 und 17 ist gerade mal drei Minuten zu Fuß entfernt.
Bierlager
Bonner Straße 38
50 677 Köln
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
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