Sünner Brauerei
Köln
DEU

Am 5. September 2009 besuchten wir die nach eigenen Angaben älteste noch produzierende Kölner Brauerei, die Sünner Brauerei. Zwar hatten wir keine echte Brauereibesichtigung gebucht, weil sich die Fahrt nach Köln wie so oft sehr kurzfristig ergeben hat, aber wir freuten uns zumindest auf den Biergarten, der, so jedenfalls der „CAMRA Good German Beer Guide“, der einzige Ausschank auf dem Brauereigelände sein sollte. Kurzer Blick in den Kalender und auf die Wetterkarte – ja, der Biergarten sollte geöffnet sein.

Umso größer war die Überraschung, als wir auf das Brauereigelände kamen und eine Kreidetafel sahen: „Bierkeller geöffnet“. Im April 2009 war der Sünner Keller unter dem denkmalgeschützten Brauereigebäude renoviert und neu eröffnet worden, und uns empfing ein großer Keller mit mehreren Räumen, urigem Ziegelgewölbe, vielen glattgescheuerten Holztischen und gemütlicher Ausstrahlung. So richtig zum Wohlfühlen. Auch das Personal war sehr freundlich und bemüht, vier Sorten Bier wurden angeboten und das Essen war rustikal, lecker und relativ preiswert.

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im Sünner Keller

Aber irgendetwas fehlte… Ja, genau: Die Gäste! Ob man es nun glauben mag, oder nicht, aber an einem Sonnabend in der Mittagszeit, gegen halb zwei, waren wir die einzigen Gäste. Da kamen wir uns in dem weitläufigen Gewölbe schon etwas verloren vor…

Wir genossen das Essen trotzdem und ließen uns auch die Biere schmecken. Das Sünner Kölsch vom Fass war überraschend bitter, sehr interessant. Das Sünner Hefeweizen hatte Körper, Fülle und fruchtiges Aroma, aber wies ebenfalls eine recht auffällige Bittere auf. Das Malz schmeckte rund und süffig, zum Glück wohl ohne Süßstoffe, wie es leider bei manchen anderen Produzenten gemacht wird, und das Bio-Colonia, ein ungefiltertes Öko-Bier, schmeckte deutlich grasig und blumig. Intensive Geranien-Aromen, die auch ein wenig an frisch geschnittene Blumenstängel erinnerten, erdrückten den eigentlichen Geschmack und waren mir zu aufdringlich.

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im Regen ist der Biergarten verwaist

Als wir gegen Ende der Mittagszeit den Sünner Keller verließen, stellten wir fest, dass es mittlerweile draußen geregnet hatte. Dementsprechend war auch der Biergarten verwaist, und die Kellner langweilten sich in der Ausschank-Hütte in der Mitte. Befremdlich.

Hoffen wir mal, dass es nicht immer so einsam ist, sondern dass Biergartenbetrieb und Keller sich rechnen – es wäre schade um die sehr angenehme Atmosphäre, das leckere Essen und das interessante Bier, das man sonst woanders, außerhalb der Brauerei, trinken müsste.

Nachtrag 5. April 2014: Im Rahmen der Städtetour de Bier 2014 besuchten wir die Sünner Brauerei heute erneut und nahmen auch an einer geführten Tour durch die Brauerei teil. Da wir mit einer weiteren Gruppe zusammengelegt worden waren, war es eigentlich ein wenig eng und unübersichtlich, aber dennoch eine interessante Führung. Das ein wenig altmodisch wirkende, aber mit viel Kupfer und farbigen Fliesen sehr ansprechende Sudhaus gefiel, ebenso die hinter Glas geschützte Destille, auf der mit Unterstützung durch einen lizensierten Brenner gelegentlich Bierbrand hergestellt wird. Auch das alte Maschinenhaus war beeindruckend und hätte auch gut einen prominenten Platz in einem Technikmuseum verdient.

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im Sudhaus

Es schloss sich ein Rundgang durch ein paar Nebenräume an, in denen eine Art Museum eingerichtet ist – so kann man beispielsweise einen Büttner bei der Arbeit sehen.

Das Wichtigste bei einer Brauerei sind aber die Gär- und die Lagerkeller. In der Sünner Brauerei wird noch mit offener Gärung gearbeitet – wir konnten sowohl die vollen als auch die blitzblank polierten leeren Gärbottiche bestaunen. Die Lagerung erfolgt dann aber in geschlossenen Lagertanks, die wir natürlich ebenfalls anschauen durften. Wie immer war die Spannung groß: Würden wir im Rahmen dieser Brauereibesichtigung auch etwas aus den Tanks zwickeln?

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offene Gärung

Ja, wir zwickelten – und zwar das Kölsch. Es schmeckte so frisch und eiskalt direkt aus dem Lagertank hervorragend und bildete einen würdigen Abschluss des Rundgangs.

Anschließend kehrten wir noch im Sünner Keller ein und stellten fest, dass er sich mittlerweile fest etabliert hat. Alle Tische waren besetzt, und nur mit Mühe konnten wir uns für eine halbe Stunde noch hinsetzen und ein paar Bierchen trinken, bevor die nächsten Gäste mit Reservierung uns verdrängten.

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im Sünner Keller

Insofern ist Sorge um den Fortbestand des Sünner Keller wohl nicht mehr angebracht, zumal hier – wie wir uns mit eigenen Augen vergewissern konnten – auch interessante Veranstaltungen stattfinden: Mit großem Erstaunen sahen wir nämlich, dass am anderen Ende mithilfe eines Einkochtopfs ein kleiner Braukurs veranstaltet wurde.

Die Sünner Brauerei ist von Montag bis Donnerstag von 07:30 bis 16:00 Uhr geöffnet, am Freitag von 07:30 bis 13:00 Uhr. Der Sünner Keller ist von Montag bis Donnerstag ab 15:00 Uhr, Freitag bis Sonntag ab 12:00 Uhr geöffnet. Der Biergarten ist in der Zeit von April bis September bei schönem Wetter zu den gleichen Stunden geöffnet. Parken ist vor der Brauerei kein allzu großes Problem, und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man auch problemlos hin (U-Bahn-Haltestelle Kalk-Kapelle).

Bilder

Gebr. Sünner GmbH & Co. KG Brauerei und Brennerei
Kalker Hauptstraße 260
51 103 Köln-Kalk
Nordrhein-Westfalen
Deutschland

2 Kommentare

    • Hallo, Armin,

      danke für Deinen Kommentar. Kölsch schmeckt eigentlich immer noch am besten, wenn man es frisch vom Fass trinkt – da erübrigt sich die Überlegung, wann es „richtige“ Flaschen gibt.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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