Esther Isaak:
Mehr Mitgefühl für die Reinen BrauereiInhaber

ein Beitrag von Bierguerilla

Miniatur (1)Der Dalai Lama meint, dass es uns an Mitgefühl fehlt. Zugegebenermaßen ist die Übung manchmal auch die schwerste. In unserer Gesellschaft passiert grad vieles, was ich nicht verstehe, weil es mit Verstand nichts zu tun hat. Eines ist klar: Wir können anscheinend mit Freiheit nichts anfangen und verkaufen uns jeden Tag neu an diejenigen, die uns ganz eindeutig sagen, dass sie Kontrolle nach altbewehrter Blockwartmethode sehr schätzen.

Nach meiner Methode habe ich nun mal versucht, mich in das Denken der Deutschen Bierlobbyisten zu versetzen – naja lest selber:

Wir bewegen uns auf das Jahr 2016 zu und die Herren in ihren weißen Hemden, grauen Westen und schwarzen Anzügen stehen kurz vor dem Ausschwärmen.

Bisher haben sie sich in ihren Verbünden getroffen, viel Bier getrunken, viele Witze gerissen und auf Craftbier geflucht. Dann haben sie sich ihre Hektoliter angesehen, gesehen, dass es nicht besser wird, gesehen, dass jeder Steinkrug, den sie als Kistenbeigabe gespendet, jedes Geschirrhandtuch, purer Verlust war. Nichts hilft. Die Bevölkerung wird immer älter und die Flüchtlinge, diese Islamgläubigen, weigern sich, auf das Reinheitsgebot zu schwören und zukünftig Alkohol zu trinken. Den Herrn Minister hat man konsultiert und ihm drei Hektoliter Absolutionen angeboten, aber nix hat er bewegen können.

Und plötzlich mag die Presse auch nicht mehr auf der Titelseite die prallen Brüste der Dirndlweiber mit Bierkrug in der Hand drucken. Stattdessen werden so muskulöse Brauer dargestellt, also ich bitt‘ Sie: Wen interessiert denn schon, wer das Bier braut? Wichtig ist, dass es gesoffen wird. Das zählt und mehr nicht!

Ja, nun muss eine Lösung heran. Die Leute mögen‘s Bier nicht mehr saufen und gleichzeitig entstehen monatlich sogenannte neue Craftbierbrauereien. Das ist unerklärlich! Ja, dürfen die das überhaupt? Man darf zwar Zucker, Süßstoff und alles was später nicht mehr nachweisbar ist, benutzen, Kohlensäure dazu dampfen, Hefekrümel hineinbröseln, Sude verschneiden, Wasser behandeln und fertiges Bier noch einmal erhitzen, damit es dann naturtrüb wird; aber darf man Koriander, Ingwer und Wacholder ins Bier panschen? Die gehören doch in die Gesundheitstees oder an den Wildbraten, aber nicht in ein Bier.

Genau, wenn man zu viel davon säuft, wird man auch noch gegen das natürliche Antibiotikum immun.

Da war doch diese bayerische Bedingung, mit der wir die Preußen schon mal erpresst haben. Ja, da müssen wir doch was unternehmen können. Wir haben es ja auch geschafft, das Biobier schlecht zu machen bzw. so schlecht zuzubereiten, dass es nicht gesoffen wurde und entsprechend die Leute lieber wieder Reinheitsgebot trinken.

Aber sagt mal, das erklärt doch auch, warum die Lammsbräu wächst. Wir haben mit unserem Biobier, das wir für einen saisonalen Trend hielten, ihnen neue Kunden gebracht. Diese überzeugten Fanatiker profitieren jetzt von uns. Das darf nie wieder passieren. Das haben wir uns durchgehen lassen. Da konnten wir nichts machen und letzten Endes haben diese Biofuzzies uns nur 200.000 hl gekostet. Das darf uns aber nicht noch einmal passieren!

Hinten in der Ecke räuspert sich einer der Senioren: Ja, warum verklagen wir sie nicht einfach. Denn die haben ja nicht mal Geld, um ihre Namen auf EU-Ebene schützen zu lassen, also werden sie sich auch nicht wehren können und schon gar niemanden finden, der sie anwaltlich vertritt. Auf EU Ebene werden wir verlieren, aber bis dahin vergehen Jahrzehnte und wir haben dieses kreative Pack erst einmal vom Hals.

Machen wir es wie 1515, machen wir es auf unsere Weise, die ökonomische.

Die hat schon oft gewirkt.

Autorin: Esther Isaak
wiederveröffentlicht von Bierguerilla
mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Foto: Minette (Flickr: [1]) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons, http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AHis_Holiness_the_Dalai_Lama2014.jpg

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