Czeska Baszta
Warszawa
POL

Czeska Baszta – die Bar, über die jeder spricht, und die keiner findet …

Geduldig laufen wir die Brücke entlang, die Brücke, die sich genauso lang zieht, wie ihr Name: Most imieniu księcia Józefa Poniatowskiego, die Brücke mit dem Namen Priester Josef Poniatowski. Mit Rampen ist sie gut dreieinhalb Kilometer lang, und gefühlt haben wir die Hälfte davon zurückgelegt, als mitten auf dem Gehweg ein Schild steht: „Pub Czeska Baszta. Bier ist unser Treibstoff. 10 m nach unten durch’s Treppenhaus.“

ohne diesen Wegweiser nicht zu finden

Ich schaue nach links und nach rechts, aber nichts ist zu sehen. Nur die wenig einladende, etwas verschmuddelte Betontreppe, die in das Innere des Brückenpfeilers zu führen scheint. Zögernd gehen wir die Stufen hinunter und landen in einem Rampengewirr unterhalb der Brücke. Auf der anderen Seite geht es ein Stück wieder hinauf, und plötzlich, auf der rechten Seite, eine unscheinbare dunkle Tür. Langsam ziehe ich sie auf, und mich empfängt der warme Lichtschein einer kleinen, gemütlichen Bierkneipe.

Czeska Baszta, die tschechische Bastei. Ein winziges Stück Tschechien in einem Brückenpfeiler mitten in Warschau. Die zwischen zwei Steinsäulen gezwängte Theke ist winzig, bietet gerade mal Platz für zwei Barhocker, und dann noch so viel Luft, dass man sich dazwischen quetschen und Bestellungen aufgeben kann. Aber groß genug ist sie für sieben Zapfhähne mit sieben ausgewählten tschechischen Bieren.

Eine Korktafel informiert über das Angebot. Mit leicht tschechischer Nachlässigkeit sind laminierte Zettel angepinnt, zum Teil mit dem Computer gedruckt, zum Teil auch nur handgeschrieben. Typische tschechische Biere aus kleinen, regionalen Brauereien. Nur relativ wenig Alkohol, kaum, dass die fünf Prozent erreicht werden, dafür aber kräftig im Geschmack. Kräftig malzig, mit einem Hauch Diacetyl, was dem Bier Fülle und eine leicht buttrige Note verleiht, und das eine oder andere auch mit reichlich Hopfen veredelt und dann als extrabitteres Bier, Pivo Extra Hořký, angepriesen.

sieben Biere vom Fass

Ich bestelle mir ein India Pale Ale der kleinen Brauerei mit dem ulkigen Namen Nachmelená Opice, der bierselige Affe. Direkt an der Grenze zu Polen liegt sie. Sehr kräftig ist das Bier nicht, es hat gerade mal 6,0% Alkohol, für ein India Pale Ale recht wenig. Und auch sonst ist es untypisch, zwar kräftig gehopft, aber nicht so übermäßig, wie es die Amerikaner gerne tun, und auch eher mit erdigen, harzigen Hopfenaromen, anstelle der sonst gerne vertretenen Zitrusfrucht-Noten. Ungewöhnlich also, aber lecker.

Für meine holde Ehefrau wähle ich das Qásek Extra Hořký, ein Bier aus Ostrava, ebenfalls nicht weit von der polnischen Grenze. Es schmeckt gar nicht so viel anders als das India Pale Ale, genauso erdig und harzig, genauso bitter, nur deutlich schwächer im Alkohol, mit gerade einmal 4,5%.

Beide Biere fein und gut trinkbar.

ein altes Reklameschild

Wir hocken an den kleinen Tisch in der engen Ecke, neben der winzigen Theke. Alles ist eng hier, viel Platz bietet das Innere des Brückenpfeilers nicht, und der wenige Platz ist dann auch noch verwinkelt und verbaut. Aber gemütlich ist es.

Ein Kühlschrank bietet in Ergänzung zu den sieben Fassbieren noch eine ordentliche Auswahl von Flaschenbieren an, und zwar so, wie man es in Tschechien macht: Anderthalb Liter werden vom Fass in eine braune PET-Flasche gezapft, verschraubt und etikettiert. Bei durchgängiger Kühlung hält das Bier so zwei bis drei Wochen. In Deutschland rümpft man darüber die Nase, in Tschechien ist es gang und gäbe, und in Polen wird es als tschechische Eigenheit akzeptiert, vielleicht sogar geschätzt.

Dazu gibt es tschechische Spezialitäten – gebackenen Camembert (Hermelín), sauer eingelegte Würste (Utopence) und grässlich stinkenden, aber lecker schmeckenden Olmützer Quargel (Tvarůžek).

Eine nette kleine Oase tschechischer Bierkultur, definitiv einen Besuch wert. Auch wenn sie schwer zu finden ist. Nicht ohne Grund liefert die Facebookseite der Czeska Baszta eine ausführliche Anleitung, sie zu finden:

die Karte ist offensichtlich notwendig

„Hier sind wir. Unmittelbar unter der Poniatowski-Brücke. Geht über die breiten Betontreppen bis auf die Ebene +1, als nächstes wendet Euch nach rechts auf die Betontreppen, die zum Turm führen – die schwarze Tür im Treppenhaus ist der Eingang zur Czeska Baszta. Zusätzliche Orientierungspunkte: Kreuzung der Allee des 3. Mai mit der Solec-Straße, Carrefour Express an der Solec-Straße, Eingang zu den Arkaden des Handelszentrums an der Solec-Straße.“

Die Czeska Baszta ist täglich ab 16:00 Uhr geöffnet; montags ist Ruhetag. Zu erreichen ist sie am besten mit der Straßenbahn, Haltestelle Most Poniatowskiego oben auf der Brücke, einen Brückenpfeiler weiter, und dann durch das Treppenhaus, wie beschrieben.

Bilder

Czeska Baszta
Wieżyca A-22 Mostu im.Ks.J.Poniatowskiego
00-385 Warszawa
Polen

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