Řečkovicke ist ein kleiner Stadtteil ganz im Norden von Brünn, eigentlich schon deutlich außerhalb und nur eingemeindet. Direkt neben dem Rathaus befindet sich hier das Gebäude einer alten Brauerei, der Pivovar Řečkovicke. Deren Gebäude umschließen eine Art Amphitheater: Eine Veranstaltungsfläche mit einem großen Holzboden und Terrassen, die sich den kleinen Hügel hochziehen. Eine ideale Möglichkeit für kleine Theatervorführungen, Konzerte, oder so wie heute, ein kleines Bierfestival, das II. Řečkovický Festival Minipivovarů.
Rund um den Holzboden stehen kleine Pavillons und Zelte, rund fünfzehn Kleinstbrauereien bieten hier ihre Bierspezialitäten an, ein zusätzlicher Verkaufstand eines Craftbier-Händlers bietet Biere aus aller Welt, und auf einem Grill direkt neben dem Craftbierstand werden herzhafte Spezialitäten zubereitet, die eine solide Grundlage für ein fröhliches Verkosten bieten.
Bereits mittags um zwei Uhr ist das kleine Amphitheater gut gefüllt. Überall auf den Terrassen stehen Bierbänke und Tische, und auch der Hügel selber ist heute mit Sitzgelegenheiten bestückt. Die Sonne scheint sommerlich warm, und viele Familien nutzen das schöne Wetter, mitsamt ihren Kindern das Bierfestival zu besuchen.
Fünfzehn Brauereien und ein Craftbier-Stand, das macht mindestens siebzig bis achtzig Biere, die es heute zu verkosten gälte – viel zu viel für einen einzigen Tag, und viel zu viel insbesondere angesichts der schon sommerlichen Wärme. Und so beschränken wir uns weise auf nur zwei kleine Biere, dazu einen frisch gegrillten Cheeseburger als solide Beilage, und ein wenig Musikgenuss, dargeboten von einer engagierten Gruppe aus der Region.
Das erste Bier, das Žitný Polotmavý Ležák 12°, also ein mit Roggen gebrautes halbdunkles Lagerbier der Pivovar Květnice, entpuppt sich als recht süffiger Durstlöscher, und es überrascht, dass das brotige Roggenaroma und die eigentlich erwartete leicht viskose Konsistenz, die Roggenbiere üblicherweise begleiten, hier eigentlich völlig fehlen. Würde das Bier nicht ausdrücklich so heißen, Roggen hätte ich unter seinen Zutaten mit Sicherheit nicht vermutet.
Das zweite Bier ist dann offensichtlich eher hypothetischer oder besser hopothetischer Natur. Ein India Pale Ale mit dem wortspielerischen Namen Hopothesis aus der Pivovar Krušnohor. Mit 14° Stammwürze gar nicht mal so alkoholstark, dafür aber kräftig gehopft mit einer schon recht dominanten Bittere. Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass sein trockener Abgang mehr Durst verursacht als löscht.
Wir sitzen auf einer der oberen Terrassen des kleinen Amphitheaters, sehen den fröhlichen Familien unter auf dem Holzboden zu. Ein paar Gäste tanzen schon zur Musik, die Kinder flitzen auf dem ganzen Gelände hin und her, und immer mehr Gäste strömen in den kleinen Hof. Die jungen Damen am Einlass, die 80,- CZK, also nicht ganz drei Euro für den Eintritt kassieren, haben alle Hände voll zu tun, und was als kleines, intimes Festchen geplant war, entwickelt sich innerhalb weniger Stunden zu einem kapitalen Gedränge.
Aber alles bleibt friedlich, alle sind gut gelaunt. Man steht sich zwar mittlerweile schon fast auf den Füßen, aber alles ist tiefenentspannt. Die Musik macht eine Pause, stattdessen schnappt sich einer der anwesenden Kleinstbrauer das Mikrofon und beschreibt den Brauprozess. Eine spontane Lehrstunde, wie es scheint. Herrlich.
Die Pivní Lékárna, die Bierapotheke, ein kleines Bierfachgeschäft in Řečkovicke, die als Organisator hinter dem Festival steht, hat ganze Arbeit geleistet, und stolz vermeldet sie am späteren Abend im Internet, dass an dem einen oder anderen Pavillon das Bier bereits knapp würde und man fast ausverkauft sei.
Ein kleines Fest nur, aber mit einem schönen Bierangebot und wunderbarer Atmosphäre – und ich habe mir den Termin der dritten Auflage dieses Fests, den 9. und 10. Juni 2018, schon in den Kalender eingetragen.
II. Řečkovický Festival Minipivovarů
Palackého Náměstí 9
621 00 Brno – Řečkovicke
Tschechien
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