Seit Juli 1992 erscheint Ale Street News alle zwei Monate. Es bezeichnet sich selbst als „most widely circulated beer newspaper in America“ und bemüht sich, alle Themen von Brauereien über Bierbars bis zum Hausbrauen gleichermaßen abzudecken.
Auf irgendeinem meiner zahlreichen Bierausflüge fiel mir das Heft 6 des Jahrgangs 25 in die Hände, beziehungsweise nach der etwas unübersichtlichen internen Nummerierung der Herausgeber, die Ausgabe Vol. 25 – No. 6 – 12–16•01–17. Das Heft für die Monate Dezember 2016 und Januar 2017 also.
Simples Zeitungspapier, wie bei einer Tageszeitung. Kein Problem für diesen Zweck, denn im Vordergrund stehen aktuelle Informationen, keine reich bebilderten Reportagen, die in höchster Farbtiefe und bester Druckqualität prunken sollen. Was aber stört, ist die – in den Vereinigten Staaten aber oft anzutreffende – miese Qualität des Papierschnitts. Der nicht wie geschnitten, sondern eher wie perforiert und gerissen wirkende Papierrand macht es umständlich, zu blättern und rasch eine bestimmte Seite aufzuschlagen. Schön hingegen die durchweg vollfarbige Aufmachung, so dass Bilder, Anzeigen, Reportagen trotz Billigpapier ansprechend wirken.
Genug zum Äußeren – was bietet der Inhalt?
Nach dem attraktiven Titelbild mit schön glänzenden Kupferkesseln, an denen der Brauer vor sich hin werkelt, kommt erstmal viel Werbung, dann ab Seite 4 das Editorial und kurze, schlaglichtartige Nachrichten aus der Bierszene. In den USA passiert genügend, dass mit diesen Kurzmeldungen gleich einige Seiten gefüllt werden können.
Es folgen einige etwas ausführlichere, aber noch nicht wirklich lange Artikel mit Stilbeschreibungen, Berichten von Bierfestivals, Buchrezensionen, Gastbeiträge. Ein buntes Sammelsurium, immer wieder unterbrochen, phasenweise sogar dominiert von Werbung. Kleinanzeigen oder großformatige Reklame – sie macht insgesamt wohl gut die Hälfte des Blattes aus, wenn nicht mehr.
Die zweite Hälfte des Blatts ist den Regionen entlang der Atlantikküste gewidmet. Auf jeweils ein bis zwei Seiten finden sich hier Nachrichten und Kurzmeldungen aus New York, Pennsylvania, New Jersey, Philadelphia, Mid-Atlantic und the South. Hausbrauvereine, Bottleshops, Bierbars und ihre Gäste freuen sich, sich hier mit ein oder zwei Sätzen und einem Bild wiederzufinden.
Das Blatt endet mit einem Terminkalender („Festivals & other Hoppenings“) und noch einmal einer ordentlichen Portion Reklame.
Ein nettes und kurzweiliges Blättern, keine tiefgreifende Lektüre. Unterhaltsam, aber nicht fordernd. Leichte Kost zum Bier, gewissermaßen.
Beim flüchtigen Durchsehen stieß mir nur eine irreführende Überschrift auf: „Carnival Debuts First Cruise Ship Brewery“, angeblich würde also die Carnival-Reederei die erste Brauerei auf einem Kreuzfahrtschiff einrichten. Was angesichts rund eines halben Dutzends Aida-Schiffe mit eigener Bordbrauerei, die bereits seit einigen Jahren über die Weltmeere schippern, eine zwar schneidige, aber nicht minder falsche Behauptung ist. Erst die genaue Lektüre des Artikels offenbart dann, „there is now a cruise ship, the Carnival Vista, with a brewery onboard, the first such ship in North America.“ Es muss den Verfassern wohl schwer gefallen sein, zugeben zu müssen, dass diese Idee andernorts schon verwirklicht worden ist, und so hat man die Einschränkung „in North America“ dann doch lieber ganz dezent versteckt. Klingt ja auch lange nicht mehr so eindrucksvoll…
Die Zweimonats-Zeitung Ale Street News liegt in vielen Kleinbrauereien und Bierfachgeschäften entlang der Ostküste zum Mitnehmen aus. Ein individuelle Abonnement kostet 20,- USD jährlich für sechs Ausgaben. Ergänzend zur Druckausgabe gibt es auch eine umfangreiche und nahezu täglich aktualisierte Website.
Ale Street News
Celebrating a Quarter Century in Beer Publishing
Tuscarora Inc.
Maywood NJ, 2017
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