Im Herzen des Stadteils St. Germain des Prés in Paris, nur wenige hundert Meter nördlich vom Jardin du Luxembourg, liegt die Brasserie O’Neil in einer kleinen Gasse inmitten unzähliger weiterer, gemütlicher Kneipen und Restaurants. Als wir am 23. Mai 2011 hier zu Besuch waren, fand in der rue des Canettes gerade ein Weinfestival statt, und es kostete uns einige Mühe, uns durch die angetrunkenen Menschenmassen einen Weg zu bahnen. In der Brauerei war nicht allzu viel los – der Tag heute war in diesem Stadtteil dann doch eher in Richtung Wein orientiert.
Beim Betreten des Schankraums kommt man direkt an der kleinen Sudanlage vorbei, und auch durch das Fenster von der Straße aus kann man die Sudkessel sehen. Nach hinten hin findet man auf zwei Ebenen zahlreiche kleinere Sitzgruppen im Stil eines klassischen Pubs, und unter der Hochebene kann man durch ein mattiertes Fenster den Lagerkeller mehr erahnen als sehen.
Die Karte offeriert vier verschiedene Biere, die man auch als Testreihe in 0,125-l-Gläsern bestellen kann. Das Blanche („Made from a mixture of barley and wheat grains, this is an exceptionally refreshing beer. With its slightly citrus flavour, this really is the perfect thirst quencher.“) riecht wunderbar fruchtig und aromatisch, enttäuscht aber mit einem unattraktiv bitteren und harschen Geschmack – die Zunge wird auf ganzer Breite belegt. Das Blonde („A delicious golden lager made from a selection of aromatic hops. Fruity yet subtle taste and an excellent thirst quencher.“) ist ein mildes, malzbetontes Helles mit leichten Fruchtaromen und hat mich persönlich fast an ein Kölsch erinnert. Das Ambrée („This amber-coloured beer is brewed from a mixture of carefully chosen special, pale malt grains. It is this that gives the beer its rich colour and malty taste. A well-balanced beer with a good clean flavour.“) ist rund, malzig, aber auch fruchtig-süßlich – ein sehr sympathisches Bier, und schließlich das Brune, das eher ein Schwarzes war („A rich, full-bodied beer which is a subtle combination of smooth and bitter.“), versuchte, wie ein Stout zu wirken, ohne dass es aber mit der nötigen Kraft und Bittere daherkam. Insgesamt also durchaus individuelle Biere, auch von unterschiedlicher stilistischer Qualität.
Die Speisekarte im Stil einer Tageszeitung bietet Informationen über die Geschichte der Brauerei und des Bieres im Allgemeinen und bietet eine ganz ordentliche Auswahl an sehr leckeren Flammeküeches. Aber auch der große Hunger kann gestillt werden – mit einem Eisbein auf Sauerkraut, beispielsweise.
Trotz der teilweise schon sehr aufdringlichen Belästigungen durch sternhagelvolle Weintrinker, die ständig in die Brauerei wankten, um die Toilette zu benutzen, waren die Bedienungen heute Abend durchweg freundlich, und gelassen über die Weintrinker hinwegblickend zählen wir diesen Brauereibesuch also zu den gelungenen.
Brasserie O’Neil
20, rue des Canettes
75 006 Paris
Frankreich
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