Craft Bier Fest Wien. Jede Menge Brauereien, noch mehr Biere. Deftiges und Leckeres an den Ständen dazwischen. Und einiges rund um das Craftbier drumherum.
Es ist schon später am Abend. Nach diversen verkosteten Bieren scheint eine kleine Pause angeraten, und so gehe ich nicht schnurstracks zum nächsten interessanten Brauereistand, sondern bummele ziellos an den sonstigen Anbietern vorbei.
Beer Tasting – der Schriftzug sticht mir ins Auge. Ein runder Tisch, darauf ein Reklame-Aufsteller, flankiert links und rechts von je einer Bierflasche. Davor liegt ein Prospekt und darauf … ein Telefon. Unbeachtet, unbewacht. Bräuchte ich noch ein drittes Smartphone – jetzt wäre der Augenblick gekommen, zuzugreifen.
Ich greife tatsächlich zu, aber nicht, um das Teil mitzunehmen, sondern weil ich auf dem Display die geöffnete Applikation sehe, um die es hier am Stand geht: BeerTasting.Club.
Neugierig schaue ich auf die Anzeige, und dann zeigt sich doch noch der eigentliche Eigentümer des Telefons: Lukas Niedermayr. Augenblicke später sind wir im Gespräch vertieft.
BeerTasting.Club soll eine Alternative zu den großen Beer-Rating-Portalen ratebeer.com und untappd.com sein. Nur besser.
„Nur besser? Das sagen alle“, maule ich, was Lukas nur dazu anspornt, mir nun die Vorzüge von BeerTasting.Club zu erläutern. Das übliche, was wir von den anderen Applikationen kennen, bietet BeerTasting.Club auch, aber der große Unterschied ist: Es ist zusätzlich mit einer Software ausgestattet, die die Bieretiketten identifizieren kann. Einfach nur mit der Kamera des Smartphones das Etikett fotografieren, und Sekunden später zeigt das Display den bereits vorausgefüllten Datensatz für das Bier an. Man muss also wirklich nur noch den Geschmack und die persönlichen Eindrücke festhalten, alles andere ist in der Datenbank schon hinterlegt. Internetverbindung natürlich vorausgesetzt, das ist klar.
Lukas schnappt sich das Telefon und fotografiert eine der beiden Flaschen, die auf dem Präsentiertisch stehen. Nichts passiert. Vorführeffekt.
Ratlos blicken wir erst auf das Display, dann uns an. „Gerade eben hat es noch geklappt“, sagt Lukas enttäuscht. Nach endlosen Minuten plötzlich taucht auf dem Bildschirm der Datensatz des eben fotografierten Biers auf, und Lukas fällt ein Stein vom Herzen. Da hatte wohl gerade die Internetverbindung einen Aussetzer gehabt. Zu viele Instagrammer im Saal, die die verfügbare Bandbreite aufbrauchen?
Lukas zeigt mir die Details, und in der Tat, die App ist gut gemacht. Ansprechendes Design, ziemlich intuitives Handling, und die Idee mit dem Abfotografieren des Etiketts hat Charme.
„Ich kriege hier an den meisten Ständen aber nur Fassbier“, provoziere ich. „Was mache ich denn dann?“
Lukas verdreht die Augen. Den Spruch hört er heute wohl nicht zum ersten Mal. Geduldig erklärt er mir, wie ich ein Bier auch erfassen könne, wenn ich kein Etikett abfotografieren kann. Ein bisschen langsamer, ein bisschen umständlicher, und somit dann wieder nahe dran an der ratebeer- oder untappd-Erfahrung.
„Und? Überzeugt?“ Lukas schaut mich mit forschendem Blick an.
„Ja und nein“, antworte ich sibyllinisch. Es ist eine schön gemachte App, und die Idee gefällt mir gut. Aber genau wie im Fall von ratebeer und untappd: Ich werde meine fast siebzehntausend verkosteten Biere der letzten 25 Jahre nicht händisch übertragen. Und um eine neue Liste parallel bei Null zu beginnen, fehlt mir das Interesse.
Aber wer mit der systematischen Bierverkostung gerade erst anfängt, für den mag es eine gute und komfortable Hilfe sein.
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