Restauration in Einkaufszentren? Immer ein ganz schwieriges Thema. Meistens gilt dort billig, billig, billig. Möglichst große Portionen für möglichst wenig Geld. Qualität ist egal, und schnell muss es auch noch gehen. Meistens ein Grund, einen großen Bogen um diese Restaurants zu machen.
Aber es gibt Ausnahmen. Allen voran das KaDeWe in Berlin, dessen Delikatessenabteilung weltweit einen hervorragenden Ruf hat, und wo man mittlerweile auch eine fantastische Auswahl an exotischen und kreativen Bieren bekommen kann.
Eine kleine, nicht so berühmte, aber dennoch besuchenswerte Ausnahme ist auch das Brandauer im Gerngross mitten in Wien in der Mariahilfer Straße – eines von mehreren Brandauer Bierrestaurants in der Stadt.
Vor rund 140 Jahren als kleines Stoffgeschäft von Alfred Gerngross gegründet, ist das Gerngross heute ein Einkaufszentrum mit abwechslungsreicher Geschichte. Schon wenige Jahre nach Geschäftsgründung war aus dem kleinen Laden das größte Kaufhaus der Stadt geworden, das im Laufe der Jahrzehnte sogar beide Weltkriege und die Arisierung durch die Nazis irgendwie überstehen konnte. Nach einem verheerenden Brand 1979, dem Wiederaufbau und zwei grundlegenden Modernisierungen ist es seit 2010 ein sich über fünf Stockwerke erstreckendes Einkaufszentrum – und ganz oben, im fünften Stock, findet sich Brandauer im Gerngross, das Bierrestaurant.
Die Atmosphäre ist nicht ungemütlich – mitten im Raum steht eine quadratische, während meines Besuchs rosafarben illuminierte Säule (die Farben können durch das gesamte Spektrum gewechselt werden), um die herum das Mittagsbüffet aufgebaut ist. Rundherum stehen unterschiedlich große Tische, und an der Seite ist ein Thekenbereich mit einigen Zapfsäulen, allerdings komplett hinter Glas, da Raucherbereich.
Außer dem Büfett bietet die Speisekarte auch ein Tagesgericht an, also Tagessuppe und eine Hauptspeise für kleines Geld. Insofern stimmen bis hierher noch einige der Klischeevorstellungen, die man über Restaurants in Einkaufszentren haben kann. Spätestens beim detaillierten Blick in die kombinierte Speise- und Bierkarte hört das aber auf. Im Stil einer kleinen Zeitung wird eine Menge Information rund um das Essen und die verschiedenen Biere geboten, und besonders fällt das Saisonbier auf, das beworben wird.
Heute ist es das Freistädter Junghopfenpils, ein sehr feines und wunderschön aromatisch gehopftes Bier. Keine Hopfenbombe, sondern eher ein lieblich-duftiges und frisches Bier mit grasigen, leicht kräuterigen Aromen. Nur 4,8% Alkohol, und insofern bei der herrschenden Hitze eine gute Wahl.
Insgesamt acht verschiedene Fassbiere listet die Karte auf, zwei davon als Hausmarken, die in der Zwettler-Brauerei für die Brandauer Bierrestaurants gebraut werden. Hinzu kommen noch ein paar Flaschenbiere. Keine wirklich exotischen Marken sind darunter, aber es sind alles sehr solide Vertreter ihres jeweiligen Bierstils, und sie werden samt und sonders sehr gepflegt gezapft beziehungsweise eingeschenkt.
Der Service ist aufmerksam und freundlich; das Essen ohne Tadel. Zwar keine Institution für den echten Bierfreak, aber ein sehr ordentliches Bierlokal, in dem sich gute und angemessen preiswerte Küche mit einer zwar kleinen, aber durchdachten Auswahl guter Biere ergänzt.
Neben dem Restaurantbereich gibt es auch eine Dachterrasse mit einem schönen Blick über Wien.
Das Brandauer im Gerngross ist täglich von 10:00 bis 24:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist es direkt von der U-Bahn aus, Linie U3 (die orangene), Station Neubaugasse, dort erreicht man das Tiefgeschoss des Kaufhauses Gerngross am Nordostausgang des U-Bahnhofs. Außerhalb der Öffnungszeiten des Kaufhauses gibt es einen direkten Aufzug bis in den fünften Stock zum Restaurant.
Brandauer im Gerngross
Mariahilfer Straße 42-48
1070 Wien
Österreich
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