7de Brugs Bierfestival
Brügge
BEL

Neben dem Zythos-Bierfestival dürfte das Brugs Bierfestival das größte und attraktivste aller belgischen Bierfestivals sein. Alljährlich zieht es tausende Besucher an, so viele, dass schon vor ein paar Jahren ein Umzug von den Tuchhallen am Belfort in die wesentlich größere Beurshalle nötig wurde. Diese ist zwar bei weitem nicht so attraktiv wie der Belfort, sondern präsentiert sich als hässlicher Zweckbau aus Betonplatten, grau in grau, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.

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7de Brugs Bierfestival

76 verschiedene Brauereien und 367 verschiedene Biere wurden am 1. und 2. Februar 2014 präsentiert, davon im Rahmen des Festivals 29 exklusiv zum ersten (teilweise auch einzigen) Mal. An vielen der etwa 60 Stände standen die Brauer persönlich, oder wenigstens Personen aus dem unmittelbaren Umfeld der Brauerei, so dass bei Bedarf auch Fragen zum Bier beantwortet werden konnten oder – wenn es denn Zeit und Andrang erlaubten – ein wenig gefachsimpelt werden konnte.

Der größte Stand war der der Geueze-Stekers und Trappistenbrouwers. Hier gab es die Biere, die sich als Zugpferde der belgischen Bierkultur verstehen. Lambics und Geueze in unterschiedlichen Reife- und Säuregraden wurden angeboten, und die belgischen Trappisten waren komplett vertreten. Selbst das Westvleteren 12, das üblicherweise nur äußert schwierig zu finden ist (und wenn man es findet, dann muss man meistens exorbitante Preise von bis zu 20.- € pro Flasche dafür bezahlen…) konnte probiert werden, und es kostete nicht mehr und nicht weniger, als alle anderen Biere dieses Festivals auch: einen Token für ein Probierglas, 1,50 €. Und damit gerade mal 3.- € für eine Flasche. Für ein Sint Sixtus Westvleteren ein „Sonderangebot“, wie man es wohl kein zweites Mal findet.

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Westvleteren als Schnäppchen

Bereits am frühen Nachmittag des 1. Februar war die Halle rappelvoll. An der Garderobe gab es keinen einzigen freien Kleiderhaken mehr, so dass die Gäste ihre dicken Winterjacken im Rucksack umhertrugen, um die Hüfte schnallten, oder gruppenweise sorgfältig auf dem Boden stapelten, um sich dann drum herum zu gruppieren.

Der fast 100 Seiten starke Katalog half, die Jagd nach interessanten Bieren etwas systematischer zu gestalten – alle Biere wurden hier einzeln aufgeführt, mit ihren wichtigsten Eigenschaften, und vor allem: Mit der Nummer des Stands, an dem sie ausgeschenkt wurden. Hinten im Katalog dann der Hallenplan – die Gänge zwischen den Ständen trugen jeweils eigene Straßennamen, und so war die Orientierung ein Kinderspiel. Das Erreichen des gewünschten Standes jedoch nicht. Nur mit viel Geduld und dezentem Körpereinsatz konnte es gelingen, sich bis zur Zapfstelle des gewünschten Biers vor zu arbeiten, so groß war das Gedränge. Die Luft zum Schneiden dick, die gefühlte Temperatur jenseits der 30° Celsius.

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die Auswahl wie immer gigantisch

Aber nach den ersten zwei, drei probierten Bieren ließ bei den meisten Besuchern die Lust auf den systematischen Ansatz sowieso nach, das Drängeln erübrigte sich. An die Stelle der systematischen Erkundung trat die unmittelbare Empfehlung im direkten Gespräch: „Probier‘ dahinten das Bier von Authentique mal, das ist sagenhaft!“, „Just around the corner, at the Struisebrouwers‘ booth, you will find an exorbitant barrel aged stout!“, „Als je snel genoeg bent, krijg je nog een Westvleteren 12!“

Sprachprobleme spielten nach kurzer Zeit keine Rolle mehr, der Alkohol löste die Zunge, man sprach mit Händen und Füßen, und fand sich wirklich gar kein gemeinsamer Nenner, dann tat es auch ein wortlos ausgestrecktes Glas. Die Geste „Hier, probier mal!“ verstand jeder, und den Fingerzeig in den Katalog, welches Bier das jetzt genau war, auch.

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„Hier, probier mal!“

Und so diente das Bierfestival, das ganz „chauvinistisch“ ausschließlich belgische Biere angeboten hat, ganz selbstverständlich der Völkerverständigung. Russen, Italiener, Spanier, Belgier, Niederländer, Franzosen, Deutsche, Brasilianer, Japaner, Schotten, Iren, Engländer, Polen, Schweizer, Inder und Österreicher habe ich identifiziert, viele andere Länder und Völker sind mir bestimmt entgangen… Ein wunderbares, friedliches Miteinander bei einer ebenso wunderbaren Auswahl von unterschiedlichen Bierstilen.

Und sollte dieses friedliche Miteinander noch nicht eindrucksvoll genug sein, dann ließ aber spätestens der durch die Halle rollende Urschrei jeden Besucher wohlig erschaudern – der Urschrei, der immer dann ertönte, wenn irgendeinem Unglücksraben sein Glas auf den Boden fiel. Zunächst begannen die unmittelbar neben ihm Stehenden mit einem lauten „Oooooooeeeeeehhhhhh!“, das dann nach und nach von hunderten, wenn nicht tausenden Besuchern wie eine La-Ola-Welle aufgegriffen wurde, durch die Halle rollte, brauste, brandete, echote und langsam wieder verebbte. Kurze Gänsehaut, und schnell der nächste, große Schluck! Auf das Bier, auf die belgische Braukultur, und auf dieses herrliche Bierfestival!

Bilder

7de Brugs Bierfestival
Beursplein
8000 Brügge
Belgien

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