Pivovarský Restaurant Zelená Kočka
Brno
CZE

Zelená Kočka – die Grüne Katze. Ein wunderbares Bier- und Speiselokal im Herzen der Altstadt von Brno (Brünn). Einen ganzen Abend lang haben wir am 20. Februar 2016 hier gesessen und uns wohl gefühlt. Wohl in einem simplen, unprätentiösen Lokal, bei gutem Bier und gutem Essen.

Eigentlich sind das Eigenschaften, die man in vielen kleinen tschechischen Restaurants findet. Was macht das Pivovarský Restaurant Zelená Kočka dann zu etwas Besonderem?

Wir stehen noch einen Moment vor dem Eingang, bevor wir langsam in Richtung Hotel spazieren, und denken nach. 1000 Kleinigkeiten kommen uns in den Sinn, die uns gefallen haben. Aber keine „Großigkeit“ für den Aha-Effekt, für die Folgerung, jawoll, das ist es, das hebt die Zelená Kočka aus der Menge der anderen Resturants heraus.

Beim Eintreten bereits läuft man über ein hübsches, lustiges und liebevoll angelegtes Mosaik, das zum einen eine grüne Katze auf knallroten Hintergrund zeigt, also die Namensgeberin dieses Lokals, zum anderen aber auch den Schriftzug Akciový Pivovar Dalešice, den Namen der Brauerei, die die Masse der hier angebotenen Biere braut.

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die, nun ja, vielleicht nicht wirklich richtig grüne Katze

Die dezent beleuchtete Theke mit einem halben Dutzend Zapfhähnen, und dann der schon am frühen Abend gut gefüllte Schankraum. Große Tische, kleine Tische, Stühle, Bänke, Sofas. Die Atmosphäre ist unkompliziert – die Gäste schieben sich die Tische zusammen, wenn nötig; finden sich irgendwie zusammen, finden immer irgendwo noch ein Plätzchen. Und die freundlichen Kellner finden immer noch einen schmalen Durchgang, durch den sie sich mit dem Bier und dem Essen zwängen können.

Eine kleine Gruppe junger Leute hat einen winzigen runden Tisch vor ein knallrotes Sofa geschoben und macht es sich gemütlich. Ein junger Mann, zwei junge Damen, ein kleines, vielleicht zweijähriges Kind. Es vergeht nur kurze Zeit, und ein etwas älteres Pärchen kommt hinzu, gute Bekannte vielleicht. Man macht Platz auf dem Sofa für die ältere Generation, holt ein paar Stühle heran, und Minuten später steht der winzige runde Tisch voller Biergläser.

Mit etwas Glück finden auch wir einen kleinen Tisch, direkt unter der schwarzen Tafel, die das heutige Bierangebot ausweist. Helles Elfgrädiges von der Brauerei Dalešice, wahlweise auch von der Brauerei Beskýdcký Pivovarek. Ein dreizehngrädiges Maibier, ein dreizehngrädiges Dunkles mit dem Namen Fledermaus (ja, auf Deutsch!), und ein Lucky Bastard Porter. Das Maibier klingt interessant, wie bestellen es uns und stöbern durch die Karte.

Am Nachbartisch kommen zwei weitere junge Leute, ein Pärchen. Zwei Stühle werden an den runden Tisch geschoben, und irgendwie findet sich auf diesem winzigen Tisch auch noch Platz für zwei weitere Biergläser. Und ein großes Saftglas für das Kind. Vorsichtig balanciert der Kellner die Gläser über die Köpfe der Gäste hinweg.

Wir bekommen inzwischen unser Maibier – sehr lecker. Süffig und aromatisch, schön vollmundig und rund. Wie ein kräftiges Märzenbier. Haben wir uns im Monat vertan? Nein, die Karte sagt eindeutig Májový, Maibier, nicht Březňák, Märzen. Egal, es schmeckt wunderbar.

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Blick ins Restaurant

Wir suchen uns etwas Leckeres aus der Speisekarte aus, bestellen, und als wir uns umsehen, sind wir erstaunt. Irgendwie hat es die Gruppe nebenan geschafft, noch weitere Gäste an den Tisch zu quetschen. Der Stuhlkreis ist schon ziemlich groß geworden, die Arme werden lang und immer länger, um zum Bier zu greifen. Auf das Sofa quetschen sich mittlerweile drei Personen, die Gespräche werden lauter – man muss größere Entfernungen überbrücken…

Lauter? Ja, aber nicht wirklich laut. Angenehm: Es läuft keine Musik, die man übertönen muss. Man hört stattdessen die Gläser klirren, das Lachen der Gäste, fröhliche Sprüche, das krähende Kind, Stimmengewirr. Das ist die wahre Musik des Alltags, um wie viel schöner ist sie doch als die unerträgliche Muzak, das widerliche Gedudel, das sich wie ein klebriger Klangbrei auf die Ohren legt und die Lust am Gespräch verdirbt.

Unser Essen kommt, und unser nächstes Bier auch. Die Fledermaus. Ein schönes, aromatisches und fein röstiges Schwarzbier. Harmoniert wunderbar mit dem kräftigen Essen. Passt!

Nebenan schickt man sich ebenfalls, Essen zu bestellen. Wir sind neugierig, wie das klappen soll, auf diesem winzigen Tischchen. Und wie zum Beweis kippt das Saftglas des kleinen Kinds um, gießt eine klebrige Pfütze zwischen die Biergläser und auf die Speisekarte. Tiefenentspannt räumen Kellner und Gäste die Sachen beiseite, wischen die Pfütze weg, niemand regt sich auf, niemand schimpft das Kind, dessen schlechtes Gewissen ihm ins Gesicht geschrieben steht. Alles ist gut.

Wir bewundern die schönen, verschlungenen Motive im Holz der Stühle, die roséfarben beleuchtete Reklame für irgendein belgisches Bier an der Stirnwand des Nachbarraums. Unser nächstes Bier kommt, der Lucky Bastard. Gleichzeitig kommt am Nachbartisch das Essen. Wir spähen ungeniert rüber, man bemerkt uns. Lautes Lachen. Gestikulieren. Die Teller werden auf den Schoß genommen, vorsichtig gabelt man vor sich hin. Das Grinsen spricht Bände: Na bitte, geht doch, wenn man will, sagen die strahlenden Gesichter. Und da die Arme zu kurz sind, um mit dem Teller auf den Knien bis zum Bier zu reichen, werden die Bierkrüge halt unter den Stuhl gestellt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Unser Lucky Bastard schmeckt prima – ein gutes, kräftiges Porter. Tiefschwarz, samtig, röstig.

Wir fragen den Kellner. Ja, aus der Brauerei Dalešice hätte man immer so um die drei Biere, und die anderen würden nach und nach durch rotieren. Es gebe immer wieder neue Sorten, erzählt er. Und beeilt sich, hinzuzufügen: Insofern lohne es sich, immer wieder zu kommen, er freue sich schon auf uns, morgen Abend. Und mit einem Augenzwinkern verschwindet er wieder, sich vorsichtig seinen verschlungenen Weg durch das Labyrinth der Tische und Stühle bahnend.

Wir machen uns langsam wieder auf den Weg. Auch am Nachbartisch erheben sich die ersten, verabschieden sich umständlich, ein paar leere Gläser werden umgeworfen, niemanden scheint es zu stören.

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Blick zurück im Dunklen

Schön war es hier, eine wunderbar gastfreundliche, unkomplizierte und tiefenentspannte Atmosphäre. Ein bunt gemischtes, rundum fröhliches Publikum. Eine kleine, aber sehr gute Bierauswahl. Leckeres Essen dazu. Und das Tüpfelchen auf dem i: Weder Tabakrauch noch Muzak. Stattdessen gute Laune, fröhliches Lachen, die Musik des Alltags… Aber das hatten wir ja schon…

Nachtrag 2. Dezember 2017: So schön, wie es hier auch gewesen war, es hat trotzdem fast zwei Jahre gedauert, bis wir erneut hier eingekehrt sind. Warum nur, warum nur? Erneut ist es wunderbar gemütlich, das einfache Essen schmeckt hervorragend, und das Bierangebot ist spannend. Aus der unlängst erst gegründeten Brauerei Moravia aus Brno stammt das Rathaus 11°, ein feines tschechisches Lagerbier. Mit seinen elf Grad Stammwürze nicht zu kräftig, wunderbar weich und ausgewogen, herrlich süffig. Ein Klassiker. Eher modern und für die junge Szene der Bier-Enthusiasten eingebraut das Single Hop Ale der Brauerei Chomout, nördlich von Olomouc. Kräftiger, 13° Stammwürze. Und gebraut mit nur einer Hopfensorte, dem Hallertauer Blanc. Spannend und interessant, aber vielleicht nicht unbedingt ein Bier, von dem ich mehrere Halbe hintereinander trinken wollen würde – dazu ist der Hopfen nicht ausgewogen genug und beginnt, nach einigen Schlucken zu sättigen und zu ermüden.

Das Pivovarský Restaurant Zelená Kočka ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags erst ab 12:00 Uhr. Zu erreichen ist es durch seine Lage im Zentrum der Altstadt problemlos: Von der Straßenbahnhaltestelle Česká sind es buchstäblich nur zwei Minuten, keine 100 m Fußweg.

Bilder

Pivovarský Restaurant Zelená Kočka
Solniční 8
602 00 Brno
Tschechien

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