Browar Czenstochovia
Częstochowa
POL

Tschenstochau (Częstochowa) ist eine Stadt, bei der man wohl nicht zuerst an Bier denkt, sondern an Kirche, Kloster, Wallfahrten und die Schwarze Madonna. Aber seit ein paar Jahren gibt es hier in einem fast hundert Jahre alten Gebäude, das früher einmal eine Handelsschule beherbergte, auch eine Gasthausbrauerei, die Browar Czenstochovia, die selbstbewusst und mit einem sehr aufwendig-professionellen Internet-Auftritt feststellt: Das Bierbrauen ist nach Tschenstochau zurück gekehrt!

das auf alt getrimmte Schild weist uns den Weg

Aber, ach! Wäre doch der tägliche Betrieb in dieser Gasthausbrauerei genauso professionell wie der Internet-Auftritt!

Als wir am 7. Dezember 2012 um zwölf Uhr mittags hier einkehrten, öffnete uns eine junge, blonde, leider völlig unmotivierte Kellnerin. Wir nahmen Platz und warteten erst einmal geduldig darauf, dass unsere Bestellung aufgenommen würde. Angesichts des Andrangs (wir waren noch die einzigen Gäste) war es natürlich verständlich, dass dies fast eine Viertelstunde dauerte.

die Einrichtung ist durchaus ansprechend

Zum Ausgleich dafür wurde dann die Vorspeise völlig vergessen, und wir gewannen Zeit, uns mit den ersten servierten Bieren zu beschäftigen. Das Weizen (Pszeniczne) wies angenehme Bananen-Aromen auf, war geschmacklich aber schwach – etwas säuerlich und etwas dünn, und so harmonierte der Geschmack überhaupt nicht mit dem eigentlich einladenden Aroma.

Das Dunkle (Ciemne) erwies sich als Porter – da hat die lustlose Bedienung sich klassisch verzapft. Nun, die Farbe stimmte ja so ungefähr. Das Bier an sich war allerdings ausgezeichnet – rund, voll, malzig, röstig, sämig und tiefschwarz. Ein gutes Beispiel für ein Baltisches Porter – exzellent. Nur, dass ich ja eigentlich etwas anderes bestellt hatte und angesichts der in Polen geltenden strengen Promille-Regelung das Porter mit seinen geschätzten acht oder neun Prozent Alkohol gar nicht austrinken durfte, weil ich noch fahren musste. Schade.

das Porter – zwar sehr schmackhaft, aber so eigentlich nicht bestellt

Endlich kam der Hauptgang. In Portionsgröße etwa einer Vorspeise entsprechend, und teilweise angebrannt. Unmut machte sich am Tisch breit. Die Reklamation und das Verlangen, um satt zu werden, jetzt wenigstens noch eine ordentliche Portion Bratkartoffeln zu bekommen, wurde mit spöttischem Grinsen quittiert. Die Bratkartoffeln kamen. Erneut in homöopathischer Dosis – man konnte die Kartoffelstückchen an den Fingern einer Hand abzählen.

Wir hatten die Lust verloren. Keine Lust mehr auf die weiteren Biere, die noch auf der Getränkekarte standen, keine Lust, die Braukessel oder Lagertanks zu suchen und zu fotografieren – wir wollten nur noch weg. Aber auch das gestaltete sich schwierig, da die junge Dame mittlerweile hinter der Theke ein Bügelbrett aufgebaut hatte, auf dem sie Tischdecken bügelte und erstens sich nicht stören lassen wollte und zweitens über das Bügelbrett hinweg nicht mehr an die Kasse heranreichte.

schöne Dekoration – sogar mit Allgäuer Bier aus Sonthofen

In Summe: Einer der schlechtesten Eindrücke für eine Gasthausbrauerei seit Jahren! Und ich kann nur hoffen, dass das ein einmaliger Ausrutscher war. Das ausgezeichnete Baltische Porter hätte es jedenfalls verdient, in einem besseren, angenehmeren Rahmen genossen zu werden.

Die Browar Czenstochovia hat täglich ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet; hinter dem Gebäude befinden sich kostenfreie Parkplätze

Bilder

Browar Czenstochovia
ulica Korczaka 14
42-200 Częstochowa
Polen

2 Kommentare

  1. Vor ca. drei Jahren war es nicht viel besser. Die Karte verzeichnete drei Biere und den Hinweis, man solle nach dem vierten, wechselnden Bier fragen. Die Nachfrage ergab, dass es von den drei Bieren zwei und sonst keines gab.

    • Das zu hören, ist sehr schade, Martin.

      Jede Brauerei kann mal einen schlechten Tag haben, vielleicht auch mal einen ganz besonders schlechten. Aber wenn sich an Service und Qualität über viele Jahre hinweg nichts ändert, dann ist das nicht akzeptabel.

      Was mich dann allerdings wundert ist, wie sich eine Betrieb mit so schlechtem Service so lange halten kann. Wer geht denn da noch ein zweites oder gar drittes Mal hin? Oder leben die nur von den Touristen?

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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