„Duzenowe!“ – „Moment mal… Duzenowe?!?“
„Duzenowe? Was ist das denn?“ mag sich mancher gefragt haben, als sich die Planungen für unser Jahrestreffen 2008 zu konkretisieren begannen.
Duzenowe, auch wenn es sich so anhört, ist kein Dorf in Südpolen oder Osttschechien. Es liegt auch nicht kurz hinter Wladiwostok. Duzenowe ist der dialektgeprägte, historische Name der kleinen Gemeinde Dausenau an der Lahn, in dem die Bierbrüderschaft Duzenowe nun schon seit einigen Jahren fleißig braut.
Jürgen Nickel, Hans-Peter Hütter und Michael Braun von eben dieser Bierbrüderschaft hatten sich bereit erklärt, im Jahr 2008 das Jahrestreffen der Hausbrauer Nassauer Land zu organisieren. Ein schönes Programm wurde gestrickt und nette Einladungen verschickt, und dann passierte zunächst … wenig! Die Reaktionen blieben spärlich, und unser Attaché machte sich schon ernsthaft Sorgen, ob die Teilnehmerzahl denn wenigstens zweistellig werden könnte.
zwei von drei Bierbrüdern
Aber als es am 14. Juni 2008 dann endlich soweit war, fanden sich doch immerhin 29 Hausbrauer in Dausenau ein und signalisierten so, dass der Nassauer Hausbrauer als solches sich nicht in lange Planungen verbindlich einspannen lässt, sondern eher kurzfristig, dann aber um so lieber zum Jahrestreffen kommt.
Leckeres Treberbrot, Wurst, Schmalz, Salate und je ein Fässchen Rauchbier von Armin Latzko und Rotbier („Roter Nassauer“) von Dirk Wagner empfingen uns morgens um elf Uhr, und schon nach kurzer Zeit waren wir in Fachgespräche, Diskussionen und Erfahrungsberichte vertieft. Die neuen Teilnehmer wurden sofort in die Runde integriert und bald schon gar nicht mehr als Neulinge erkannt. Im Garten, auf der Terrasse und natürlich besonders im Braukeller bildeten sich Grüppchen, die verkosteten, diskutierten und schwadronierten.
im Braukeller
Fast fiel es schon schwer, alle wieder dazu zu bewegen, sich gegen vierzehn Uhr zum Bahnhof zu begeben (zum Glück waren es nur 80 m bis zum Bahnsteig) und mit einem winzigen, aber komfortablen Schienenbus in Richtung Lahnstein zur Brauereibesichtigung zu zuckeln. Am Lahnsteiner Bahnhof angekommen lag noch ein zwei Kilometer langer Fußmarsch vor uns, bis wir endlich an der Lahnsteiner Brauerei angekommen waren.
Die Lahnsteiner Brauerei (früher als St. Martin Brauerei Lahnstein bekannt) ist eine kleine, aber aktive Brauerei, die unter widrigen Bedingungen (recht unattraktive Lage, altes, wenig einladendes und ziemlich verschachteltes Gemäuer und eine alte, aber in Teilen mittlerweile renovierte Sudanlage) eine recht große Auswahl an leckeren Bieren produziert und diese auch durch eine Reihe von bierbezogenen Spezialitäten (Bierlikör, Bierbrand klar und dunkel, Biernudeln, Bierwürstchen, Bierpralinen, Knabbermalz und Bierkäse) ergänzt.
der Seniorchef persönlich
Rainer Fohr, der Seniorchef persönlich, empfing uns am Eingang der Brauerei und stellte von Anfang an klar, dass es sich hier – unserem Wunsch entsprechend – nicht um eine konventionelle Brauereibesichtigung handeln solle, immerhin würden wir ja alle schon genügend Brauereien und Sudwerke gesehen haben und den Brauvorgang als solches aus dem Effeff kennen, sondern dass er eher Geschichten rund um die Brauerei zu erzählen beabsichtige, um uns so ein plastisches Bild seiner kleinen Firma zu geben.
Gesagt, getan – statt des raschen Marsches zum Sudwerk bummelten wir also durch die Räumlichkeiten der Brauerei, lauschten Anekdoten aus der Geschichte und bekamen geschildert, „wie es früher war“ – es war nicht alles besser, aber doch vieles anders. Natürlich verkosteten wir auch das Bier und bekamen eine Kleinigkeit zu essen, und schließlich wandten wir uns dem Pulverturm zu, einem der historischen Stadttürme Lahnsteins. Der Pulverturm steht auf dem Brauereigelände und wurde in den letzten Jahren – gewissermaßen als kostspieliges Hobby des Seniorchefs – renoviert und der Öffentlichkeit wieder eingeschränkt zugänglich gemacht. Er bot uns nun den Rahmen für eine leckere Verkostung der Bierbrände und –liköre aus Lahnstein. Oben von den Turmzinnen genossen wir noch den herrlichen Ausblick, bis uns ein kurzer, aber heftiger Hagelschauer wieder in das Innere des Turms zurücktrieb.
auf dem Pulverturm
Viel zu schnell verflog die Zeit, es blieb nur noch ein kurzer Moment für einen Blick in das Sudhaus und zum Kauf von Brauereiandenken, und schon ging es mit einem Sammeltaxi zurück zum Bahnhof und wieder nach Dausenau.
Auch wenn der eine oder andere Teilnehmer mit nervig hartnäckigen Fragen und überkritischen Kommentaren geglänzt hatte, waren wir uns während der Rückfahrt durch das schöne Lahntal doch mit Masse einig: Es war ein schönes und kurzweiliges, aber auch informatives Erlebnis gewesen, das das Hausbrauertreffen sehr aufgelockert hat. Eine mal etwas andere Form der Brauereibesichtigung.
Essen und Trinken macht offensichtlich hungrig und durstig – anders kann man wohl nicht erklären, dass unmittelbar nach unserer Ankunft in Dausenau der Grill und der Bierkühlschrank der Bierbrüderschaft geradezu gestürmt wurden. Die Familien der Bierbrüderschaft hatten zum Glück die Holzkohle schon kräftig geschürt und die gekühlten Biervorräte aufgefüllt, und im Nu verteilten sich die Helden mit Tellern und Gläsern auf der Terrasse und im Braukeller.
zurück in Dausenau
Nahtlos wurden die Diskussionen und Verkostungen vom Vormittag wieder aufgenommen, noch manches Fässchen und viele Flaschen Selbstgebrautes wurden geleert, und auch wenn der eine oder andere Hausbrauer zwischendurch mal mit einem Fläschchen Mineralwasser erwischt wurde (gell, Armin?), konnte der harte Kern, der bis kurz vor Mitternacht durchgehalten hatte, doch feststellen: Es war mal wieder ein tolles Treffen!
Vielen Dank an die Dausenauer Bierbrüder, und lasst uns gemeinsam hoffen, dass wir auch nächstes Jahr wieder jemanden finden, der die Arbeit der Vorbereitung, Organisation und Durchführung auf sich nimmt.
Bierbrüderschaft Duzenowe
Hallgarten 26
56 132 Dausenau
Rheinland-Pfalz
Deutschland
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