Jaroslav N. Večerníček
Dějiny Piva – Od zrození až po konec středověku

Kein Craftbier-Buch. Auch keins über das Hausbrauen. Und ebenfalls keins dieser katalogartigen Bücher der Sorte „Die besten 1000 Biere der Welt“. Sondern eins über die Geschichte des Biers: „Jaroslav N. Večerníček: Dějiny Piva – Od zrození až po konec středověku“ (Die Geschichte des Biers – von den Ursprüngen bis zum Ende des Mittelalters).

Jaroslav N. Večerníček
Dějiny Piva – Od zrození až po konec středověku

Leider liegt es mir nur in tschechischer Sprache vor, was die Lesegeschwindigkeit enorm hemmt und an der einen oder anderen Stelle den geduldigen Griff zum Wörterbuch erzwingt, und dennoch gefällt es mir richtig gut. Auf knapp 150 Seiten handelt der Autor Jaroslav N. Večerníček die Geschichte des Biers von den Ursprüngen bis zum Ende des Mittelalters ab, ganz so, wie es der Titel bereits erläutert.

Festes Hochglanzpapier, vollflächig mit einem an altes Pergament erinnernden, bräunlichen Hintergrund versehen, darauf zweispaltig in gut lesbarer Schrift ein mit zahlreichen Abbildungen und farbigen Bildern aufgelockerter Text. Das Ganze in einem festen, kartonierten Einband, der auch in der Haptik überzeugt, denn glänzende und matte Elemente der Umschlaggestaltung unterscheiden sich auch darin, wie sie sich anfühlen. Noch bevor ich anfange, zu lesen, ist mir dieses Buch sympathisch.

In dreiunddreißig Kapiteln wird die Geschichte des Biers abgearbeitet. Erwartungsgemäß befasst sich das Vorwort mit der Rolle des Biers als dem ältesten Kulturgetränk der Völker, und dann beginnt es mit den allerersten historischen Zeugnissen des Bierbrauens, setzt mit den Sumerern und Mesopotamiern fort, den Ägyptern und Hebräern und wechselt dann ins altertümliche Europa. Römer, Kelten, Briten, die Germanen, die Wikinger und die Slaven – jeweils ein Kapitel befasst sich damit, wie sich bei den verschiedenen Völkern Europas das Bierbrauen entwickelt hat. Sei es in Kombination mit der Vergärung von Honig, sei es im Schatten des dominierenden Weinbaus oder als kulturprägendes alkoholisches Getränk – auf jeweils vier bis fünf Seiten werden kurz und bündig die wesentlichen Charakteristika der Bierkultur vorgestellt.

viel Bildmaterial vermittelt plastische Eindrücke

Alte Bilder, Holzschnitte, Zeichnungen, Gemälde und Fotos von altertümlichen Trinkgefäßen und Werkzeugen vermitteln einen Eindruck, wie es damals bei Produktion und Konsum von Bier zugegangen sein könnte. Leider machen manche dieser Bilder den Eindruck, sie seien nur der Optik wegen eingeschoben – nicht immer ist der unmittelbare Zusammenhang zum Text klar zu erkennen.

Es folgen Völker und Regionen außerhalb Europas, wobei der Begriff Bier recht weitgefasst ist. Was auch immer als stärkehaltiger Rohstoff diente, ob Mais, Hirse oder andere Getreidesorten – solange diese Stärke verzuckert und vergoren wurde, betrachtet Večerníček das resultierende Getränk als Bier. Afrika, die maisanbauenden Kulturen in Amerika (Inkas, Azteken, Indianer) und die Ureinwohner Australiens, der Pazifikinseln und Asiens, es ist eine Weltreise des Biers.

Ab Kapitel 20 fokussiert sich der Autor dann auf die Bierkultur, wie wir sie heute zu kennen meinen: Hopfenbasierte alkoholische Getränke, die sich in den Regionen Europas leicht unterschiedlich weiterentwickelt haben. Schöne Beschreibungen, wie die Praktiken des Bierbrauens immer weiter verfeinert wurden, wie sich englische, deutsche und tschechische Bierstile herausbildeten, die Herstellung des Biers kodifiziert und eingeschränkt wurde. Vom Alltagsgetränk, das im eigenen Haushalt hergestellt wurde, wandelte es sich zum Wirtschafts- und Handelsfaktor, Wirtshäuser entlang der Handelsrouten entstanden, um Reisende zu versorgen, und Bierpreis und Biersteuer wurden zum Politikum.

Es wäre kein tschechisches Buch, würden nicht im letzten Kapitel die berühmten Bierstädte in Böhmen und in Mähren ein wenig näher beschrieben: Plzeň, České Budějovice, Rakovník, Český Brod, Kutná Hora und Litoměřice.

Ein Anhang mit mittelalterlichen Maßen für Volumen und Gewicht sowie ein Wörterbuch altertümlicher Bezeichnungen für die unterschiedlichsten Lebensmittel und Zutaten rundet das Buch ab, gefolgt von einem Literaturverzeichnis.

Mir gefällt’s. Ein sorgfältig gemachtes und lesenswertes Buch. Nicht nur langweilig Detail an Detail reihend, sondern eingängig geschildert. Schön!

Jaroslav N. Večerníček
Dějiny Piva – Od zrození až po konec středověku
Computer Press a.s.
Brno, 2009
ISBN 978-80-251-2019-4

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