Gulvisa Pivovarnia
Пивоварня Гульвіса
Lviv (UKR)

Ein gutes Stück außerhalb des Stadtzentrums von Lemberg liegt an einer unauffälligen Kreuzung die Bierbar Gulvisa, die auch ihr eigenes Bier herstellt. Von außen weist zunächst nichts darauf hin, dass es sich hier um eine Brauerei handelt, es könnte auch eine x-beliebige, einfache Bierkneipe sein.

Auch drinnen: Zunächst einmal rustikale Kneipengemütlichkeit, grobe Tische und Bänke, alles eher schlicht. In der Speisekarte, die es ausschließlich in kyrillischer Schrift in ukrainischer Sprache gibt, findet man dann den ersten dezenten Hinweis auf das eigene Bier. Helles gibt es, Dunkles, Honigbier und … Grünes!

Ein vorsichtiges Nachfragen beim tschechischen Kellner bestätigt: Ja, diese Biere werden hier vor Ort gebraut, die kleinste Bestellmenge seien 0,3 l. Dazu gebe es leckeres, kräftiges Essen.

Also bestellt.

deftiges Essen

Das leckere, kräftige Essen erwies sich als recht rustikal, dafür aber preiswert, für eine einfache Gaststätte außerhalb des Stadtzentrums absolut in Ordnung. Weniger begeistern konnte das Bier. Zunächst das Helle – es wies einen deutlich muffigen, erdigen Geschmack auf (Nonenal), der an das Aroma erinnert, das alten Schränken auf einem feuchten Dachboden entströmt. Nicht wirklich begeisternd.

Das Dunkle erwies sich als ein wenig besser, aber noch lange nicht gut. Die etwas aufdringlich melanoidinige Note schien den gleichen, erdigen Grundton nur zu kaschieren.

Eigentlich sollte es damit nun sein Bewenden haben – auf Honigbier oder grünes Bier hatte ich nicht wirklich Appetit. Draußen ergoss sich jedoch ein Wolkenbruch auf die Straßen Lembergs, wie ich ihn lange nicht erlebt hatte, und angesichts des de-facto Hausarrests bestellte ich doch noch das Grünbier. Zum Glück nicht mit Lebensmittelfarbe getönt, wies es nur einen leichten Grünstich auf, war ansonsten leicht trüb und recht hell. Mit welchem Kraut oder welcher sonstigen Zutat die grüne Farbe erzielt worden war, konnte oder wollte mir der Kellner nicht sagen, und ich konnte es auch nicht herausschmecken. Leicht bitter, astringierend, herb wirkte das Bier und hinterließ einen leicht pelzigen Belag auf der Zunge. Nicht untrinkbar, aber jenseits des Gags mit dem grünen Farbstich auch keine Offenbarung.

Blick durch das kleine Fenster auf das Sudwerk

Während draußen das Unwetter tobte, versuchte ich, herauszufinden, wo die Braukessel stehen. Prägnant präsentiert wurden sie jedenfalls nicht – und erst nach kurzer Suche fand ich ein kleines Sichtfenster in den Nachbarraum des Schankbereichs. Recht unattraktiv standen dort diverse stählerne Behälter – ein wenig improvisiert und selbstkonstruiert wirkend. An sich kein Nachteil, ganz im Gegenteil, aber dass sie gleichzeitig auch ein wenig ungepflegt schienen, wirkte schon ein wenig enttäuschend. Nicht unhygienisch, aber doch so geputzt, dass man sich auf das lebensmitteltechnisch Notwendige beschränkt hatte.

Nun war mir leider klar, warum es keine großen Hinweise auf die Brauerei gibt – sie erfüllt einfach nur ihren Zweck, billig Bier zu liefern, stellt aber selbst keine echte Attraktion dar.

In der Summe also ein nur eingeschränkt lohnenswerter Brauereibesuch, schade.

Die Brauerei Gulvisa ist täglich von 11:00 bis 23:00 Uhr geöffnet – parken kann man gebührenfrei in den Parkbuchten entlang der Straße, mit etwas Glück direkt vor dem Eingang.

Bildergalerie

Gulvisa Pivovarnia / Пивоварня Гульвіса
Petlura vulytsia 30a
79 000 Lviv
Ukraine

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