Gaffel Fastenbier
Köln
DEU

Flüssiges bricht Fasten nicht. – Liquida non frangunt ieunum.

Reklame*

Der 29. Februar ist ein besonderer Tag – immerhin gibt es ihn nur alle vier Jahre. Aber der heutige Schalttag hat noch etwas weiteres Besonderes oben drauf zu setzen: Am späten Vormittag klingelt nämlich der Paketbote und bringt völlig unverhofft und unerwartet ein Paket vorbei.

Ein neugierig-kritischer Blick, aber die königsblauen Klebebänder, mit denen das Paket verschlossen ist, bringen bereits Klarheit, sie tragen nämlich den Schriftzug Gaffel Shop.

Ein Bierpaket also. Allerdings eines, das ich nicht bestellt habe.

Gaffel Fastenbier, Köln, Bier in Nordrhein-Westfalen, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Bierverkostung
ein Überraschungspaket

„Lieber Volker Quante“, beginnt das beigelegte Schreiben auf schön festem Papier mit eigenem Wasserzeichen der Brauerei und informiert mich über das Bier in diesem Paket: Die Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG aus Köln habe dieses Jahr für die Fastenzeit zum ersten Mal ein besonderes Bier eingebraut: Ein Gaffel Fastenbier. Bernsteinfarben, obergärig, nahrhaft, 6,5% Alkohol, exklusiv – das sind die Merkmale des Biers, die aus dem Schreiben hervorgehen. Na, da bin ich ja mal gespannt.

Insgesamt sechs 0,33-l-Flaschen wickle ich aus der schützenden Blasenfolie. Normflaschen, zum Glück, denn den Trend zu Individualflaschen finde ich nicht nur albern, sondern er untergräbt auch das deutsche Pfandsystem und belastet dadurch völlig unnötig die Umwelt, weil in der Folge immer mehr Mehrwegflaschen direkt ins Altglas wandern, weil man sie nicht mehr los wird.

Gaffel Fastenbier, Köln, Bier in Nordrhein-Westfalen, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Bierverkostung
sechs 0,33-l-Flaschen

Das Etikett ist festes Papier mit griffiger Textur und fühlt sich wertig an. „Gaffel Fastenbier“ – „Flüssiges bricht Fasten nicht“ – „Bernsteinfarben – Malzig – Kräftig“ – die Kernaussagen auf dem Etikett fallen ins Auge. In kleinerer Schrift findet sich natürlich auch der Hinweis auf das sogenannte „Reinheitsgebot“. Er darf wohl auf keinem Bier einer Traditionsbrauerei fehlen, denn der Otto Normalbiertrinker würde in seiner Naivität sonst etwas vermissen.

Eine Strichzeichnung eines in Kutte und mit alten Gerätschaften brauenden Mönchs findet sich ebenfalls auf dem Etikett, eine Referenz an die Fastenzeit und der Versuch, Bezug zu nehmen auf traditionelle Braumethoden, die zwar niemand mehr anwendet, die sich aber in der Werbung immer gut machen (siehe dazu auch meine Anmerkungen in meinem jüngsten Newsletter).

Eine zweite Strichzeichnung zweier biertrinkender Mönche und ein erläuternder Text zum Bier passen ebenfalls noch auf das sich fast ganz um die Flasche windende Etikett. Auf die Tradition, dass seit dem 8. Jahrhundert in Klöstern Bier gebraut wird und dieses als „flüssiges Brot“ in der Fastenzeit besonders beliebt war, wird ausführlich hingewiesen, aber es wird auch ehrlich gesagt, dass das Gaffel Fastenbier auf der Gaffel Versuchsbrauerei entsteht und nicht irgendwo in einem Kloster. „Eine Spezialität aus der Reihe ‚Gaffel Bierkultur‘“ erfahren wir zu guter Letzt noch.

Gaffel Fastenbier, Köln, Bier in Nordrhein-Westfalen, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Bierverkostung
auf dem langen Etikett finden viele Informationen Platz

Ach, und ganz in der Ecke steht noch das Kleingedruckte. Die Inhaltsstoffe, die Adresse der Brauerei, die Stammwürze (14,9%) und … ich fasse es nicht! Hier steht tatsächlich: „Einwegflasche“. Ich bin schwer enttäuscht.

Ich wäge die Flasche in meiner Hand und betrachte die Herstellerprägung am unteren Rand. Eigentlich spricht alles für eine Mehrwegflasche. Sollte allein die Tatsache, dass das Etikett keinen Barcode trägt und die Flasche daher in keinem Rücknahmeautomaten erkannt würde, ausreichen, diese zur Einwegflasche zu machen? Da das Bier laut Brauerei ausschließlich im Gaffel am Dom in Flaschen verkauft wird und sonst nicht auf den Markt kommt, könnte das die Begründung sein (und ich hoffe, dass die vor Ort in Köln ausgeschenkten Flaschen auch wieder dem normalen Mehrwegkreislauf zugeführt werden). Es wäre nachvollziehbar, würde allerdings nur wieder unterstreichen, wie krank das Mehrwegsystem in Deutschland mittlerweile ist. Hätten wir die ganzen unnötigen Individualflaschen nicht, bräuchten die Verkaufsstellen nicht so einen gigantischen Aufwand mit der Rücknahme betreiben.

Gaffel Fastenbier, Köln, Bier in Nordrhein-Westfalen, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Bierverkostung
ganz versteckt steht es im Kleingedruckten

Wenden wir uns nun aber dem Inhalt zu, dem Bier selbst. Dessentwegen habe ich das Paket ja schließlich bekommen!

Zum Glück ist es Winter, und die Flaschen sind bereits schön kühl angekommen. Nur noch zwei, drei Stunden aufrecht in den Kühlschrank, damit sich das Bier beruhigt, und schon kommt die Verkostung:

Dunkel und rötlichbraun schimmernd steht das Bier im Glas, klar und glanzfein, gekrönt von üppigem und lange haltbarem, festem und leicht getöntem Schaum. Schaut gut aus und macht sofort Appetit. Der Geruch ist angenehm malzig, ein bisschen kräuterig und ganz dezent an Malzbonbons erinnernd. Auf der Zunge macht sich eine schöne, durchaus kräftige Süße breit, die Malzaromen bleiben deutlich im Vordergrund und ganz feine Röstnoten klingen durch, die sich nach dem Schluck retronasal noch ein bisschen verstärken. Aber … Ach! Nach dem Schluck bleibt auch ein gewisses Gefühl der Leere am Gaumen. Kräftige Malzaromen, ein kraftvoller Antrunk, eine schöne Vollmundigkeit, aber dann ein Abgang, der in Sekundenschnelle spurlos abklingt, nichts hinterlässt außer einer ganz feinen Süße. Da fehlt mir am Schluss das Tüpfelchen auf dem „i“. Zu schnell sind alle Sinneseindrücke abgeklungen. Ob da noch eine Schippe Hopfen mehr etwas geändert und dem Bier eine etwas länger anhaltende Kernigkeit verliehen hätte?

Gaffel Fastenbier, Köln, Bier in Nordrhein-Westfalen, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Bierverkostung
ein Bier, das nicht nur gut aussieht, sondern auch ganz vorzüglich schmeckt

Ein wirklich feines Bier, das meine holde Ehefrau und ich jederzeit gerne wieder trinken würden. Sehr gerne sogar. Aber um in die Ruhmeshalle meiner Fünf-Sterne-Biere einziehen zu dürfen, fehlt ihm genau diese Winzigkeit im Abgang. So bleibt es für mich persönlich bei vier Sternen. Guten vier Sternen allerdings, was ja auch schon etwas Besonderes ist.

Noch eine zweite Flasche werden wir mit Genuss verkosten, und mit den anderen vier Flaschen werde ich meine biertrinkenden Freunde hier vor Ort, weit weg von Köln, erfreuen. Ich bin schon gespannt auf deren Reaktionen.

Auspacken und Verkostung

Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG
Ursulaplatz 1
50 668 Köln
Nordrhein-Westfalen
Deutschland

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Artikeln, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe die sechs Flaschen Gaffel Fastenbier von der Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG gratis bekommen. Bei der Rezension habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.