The Harbourlights
Noordwijk
NLD

Die Flaniermeile von Noordwijk: Direkt hinter dem Deich kann man den Koningin Wilhelmina Boulevard entlangbummeln, und zwischen dem bunt illuminierten Leuchtturm am einen Ende und dem Grandhotel Huis ter Duin am anderen kommt man an zahleichen Restaurants, Bars und Kneipen vorbei. Ehe man sich versieht, hat man den malerischen Sonnenuntergang über der Brandung der Nordsee verpasst, weil man sich zu lange in eine appetitanregende Speise- oder Getränkekarte vertieft hat.

Irgendwo auf halber Strecke liegt The Harbourlights. Seit vielen Jahrzehnten schon existiert diese Bar und lockt mit ihrer gemütlichen Einrichtung und den roten Sesseln Touristen, Einheimische und viele Dienstreisende, die im nahen Campus der European Space Agency arbeiten, an.

die knallroten Sessel

Eine von vielen Strandwirtschaften? Einerseits ja, andererseits auch wieder nicht. Natürlich ist die Auswahl groß, man kann vom feinsten Restaurant bis zu eher schäbigen Kaschemme hier alles finden, aber was The Harbourlights für den Bierliebhaber zu etwas Besonderem macht, ist die Tatsache, dass der Inhaber Frank Schipper ein eigenes Bier anbietet – das Frank Bier. Und so ist für mich die Wahl schnell getroffen. Weder ins Luxusrestaurant noch in den verrauchten Stehausschank, sondern auf ein Frank Bier.

Die Terrasse ist Anfang März noch verwaist, der eisige Wind von See her vertreibt selbst die Raucher. Ich gehe also direkt hinein und stehe in der guten Stube. Knallrot bezogene Stühle an den Esstischen, weiter hinten eine Theke, an der sich eine Gruppe Niederländer lautstark unterhält. Sonst ist zu früher Stunde noch nicht viel los.

Frank Bier

Ich bestelle mir ein Frank Bier und sehe mich um. Die eine oder andere Bierreklame an der Wand, das Angebot für eine Bierprobe und Reklame für ein Bier des Monats.

Das Bier kommt, und der freundliche Kellner bringt auch gleich die Speisekarte. Eigentlich wollte ich ja nichts essen, aber die beschriebenen Gerichte machen Appetit, und ich bestelle mir einen thailändischen Salat mit Rinderfiletstreifen.

Das Bier ist süffig, aber nichts Exotisches. Ein schöner, runder Geschmack, ein prima Durstlöscher, aber nichts, was eine kommerzielle Brauerei nicht auch im Angebot hätte. Gut, aber langweilig, lautet mein Fazit, und ich frage den Kellner, wo dieses Bier denn gebraut würde. „In Zutphen“, lautet die kurze, aber präzise Antwort. Aha.

Der Salat hingegen ist wirklich lecker. Auch wenn die mörderische Schärfe fehlt, die ein „echtes“ Thaigericht ausmachen würde, ist er doch spannend gewürzt. Eine riesige Portion Fritten dazu, mit leckerer Mayonnaise (warum gibt es diese Sorte Mayonnaise in Deutschland eigentlich nirgends?), und schon kommt der Durst auf das nächste Bier.

Ein zweites Frank Bier brauche ich nicht, aber das Bier van de Maand, das Bier des Monats, klingt interessant: Cali Pale Ale von der Meantime Brewery in London. Eine kleine Craft-Brewery, die unter Bierfreaks in Verruf geraten ist, weil sie zunächst vom Biergiganten SAB Miller übernommen worden ist und anschließend, nach dessen Fusion mit AB InBev aus kartellrechtlichen Gründen mitsamt dem ganzen Großbritanniengeschäft SAB Millers an den japanischen Brauereikonzern Asahi verscherbelt wurde. Aus Sicht der Puristen also schon lange keine unabhängige Craft-Brewery mehr…

Ein leckeres Bier. Nur 5,0% Alkohol, also im Gegensatz zu vielen Craft-Bieren nur „normal stark“, aber mit schön präsenten und sehr fruchtigen Hopfennoten. Kupferfarben, eine leichte Malznote, gerade so viel, dass die Hopfenbittere nicht zu dominant wird. Fein!

zig Flaschen Grolsch, aber Reklame für Hopgoblin

An der Theke wird es mit jedem dort weggezischten Frank Bier lauter und lauter. Der Barmann dreht auch die Musik etwas auf, Stimmung kommt auf, und die Niederländer beginnen ein heiteres Liederraten. Zum Glück ist es zeitlose Rockmusik aus den siebziger Jahren, sonst wäre es schwierig, auszuhalten.

Für mich ist es Zeit, zu gehen. Auch wenn die Tafel draußen zwölf Fassbiere versprochen hat, auch wenn die Kreidetafel drinnen mit einer Bierproeverij lockt – vier ganz ausgezeichnete Biere, die mit bijpassend Garnituur serviert werden – der Tag war lang, und ich bin müde. Aber in Gedanken schreibe ich The Harbourlights auf die Liste der Adressen, die man sich merken kann. Leckeres Essen und gutes Bier.

The Harbourlights ist täglich ab 16:00 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags schon ab 12:00 Uhr; kein Ruhetag. Zu erreichen ist es mit den Bussen der Linien 20, 90 und 385, die direkt vor dem Lokal vorbeifahren und nur wenige Schritte entfernt halten. Oder man macht einen schönen Spaziergang am Strand entlang, bis man auf der Höhe des Harbourlights ist und geht dann über den Deich.

Bilder

The Harbourlights
Koningin Wilhelmina Boulevard 9
2202 GT Noordwijk
Niederlande

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