Fogg Bar Birras & Cheese
Madrid
ESP

Käse und Bier – Bier und Käse. Welch‘ wunderbare Kombination. Um ehrlich zu sein, davon könnte ich mich fast den ganzen Tag ernähren. Na gut, ein bisschen Brot, ein bisschen Wasser müsste auch noch sein, aber sonst? Was für eine herrliche Geschmacksvielfalt, wie unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten!

Andere haben ganze Bücher darüber geschrieben, dicke Bände mit hochwertigen Fotos. Die Belgier Ben Vinken und Michel Van Tricht beispielsweise, mit ihrem Buch 50 Bier & Kaas Combinaties. Ein gewaltiger Bildband, den ich immer wieder gerne zur Hand nehme, um darin zu blättern, die appetitanregenden Bilder zu sehen und dann an den Kühlschrank zu schleichen, um meine eigenen Bier- und Käsekombinationen zusammenzusuchen.

Bier und Käse, das ist auch das Motto der Fogg Bar Birras & Cheese – wie es der Name ja auch schon sagt. Birras & Cheese steht auf großen Holztafeln über dem Eingang und dem kleinen Fenster, in dem ein altes Fahrrad steht und ein Sammelsurium von altem Plunder, der hier eine neue Verwendung als Deko gefunden hat. Das meiste davon mit Bierbezug, aber eben nicht alles, wie das Fahrrad zeigt.

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Fogg Bar Birras & Cheese

Drinnen der langgestreckte Schankraum. Die rohen, unverputzten Ziegelwände mit Holzdeko, Warnschildern, alten Fensterrahmen und Wandmalereien verziert. Im Stil der Zeit, lediglich die aus Euro-Paletten zusammengesetzten Möbel scheinen zu fehlen. Es ist noch früh, kurz nach sieben, und die Bar hat gerade erst aufgemacht.

Freundlich werde ich gefragt, was ich denn gerne trinken möchte, es gebe ausschließlich spanische Biere. Zehn davon rotierten regelmäßig durch, und an Zapfhahn Nummer 11 gebe es als festes Bier immer das American Pale Ale von Four Lions.

Hm, die Entscheidung fällt mir schwer, und wie so oft greife ich zunächst zu etwas Leichterem, zu einem Bier das erfrischt und nicht zu stark im Alkohol ist. Das Tarifa Session IPA der Brauerei La Catarina aus Marbella scheint mir für den Einstieg gut geeignet, und in der Tat, ich werde nicht enttäuscht. Spritzig, erfrischend, sehr hopfig, aber mit schlankem Körper. Dadurch wird die Hopfenbittere deutlich unterstrichen – sicherlich nicht jedermanns Sache. Einen kleinen Happen gibt es dazu, wie überall in Madrid pflegt man die Kultur der Tapas. Ein Scheibchen knuspriges Weißbrot mit einer Ecke Kartoffelomelett, Tortilla Española. Lecker!

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kein Käse, sondern Tortilla Española

Hinter der Theke an der gegenüberliegenden Wand hängen die Bretter, auf denen die angebotenen Biere verzeichnet sind, und im bunten Sammelsurium drumherum entdecke ich eine rote Blechkiste, die vielleicht einmal eine Petroleumlampe beherbergt hat. Jetzt schützt sie eine (leere…) Flasche des Kultbiers Pliny The Elder. Wie in einem Schatzkästchen wird die Flasche hier präsentiert.

Das zweite Bier folgt, das Garage IPA von Garage Beer Co. aus Barcelona. Kräftig gehopft, fruchtig bitter, ohne zu süßlich tropisch zu wirken, mit einem festen Malzkörper ausbalanciert. Nicht zu stark gespundet, trotzdem mit einer soliden Schaumkrone. Erneut ein feines Bier. Eine Baguettescheibe mit Hartwurst dazu.

Der junge Barmann spricht nicht wirklich gut Englisch, aber er gibt sich viel Mühe, und so klönen wir ein bisschen über die Geschichte und das Konzept der Bar. Noch keine zwei Jahre alt ist die Bar, aber die Idee, ausschließlich spanische Biere anzubieten, käme hervorragend an, erzählt er. Und dazu die wunderbaren Käse… Er schaut schwärmerisch zur Seite, auf die Käsetheke.

Mittlerweile steht das dritte Pale Ale vor mir, diesmal das Punto de Rocio American Pale Ale vom BlackLab Brewhouse, ebenfalls aus Barcelona. Es wirkt nicht ganz so frisch wie die beiden Biere vorher. Nicht, dass es schon alt und umgekippt wäre, das sicher nicht, aber im unmittelbaren Vergleich fällt es ein kleines bisschen ab, ist weniger fruchtig, weniger spritzig, eher ein bisschen erdiger und dumpfer. Gedankenverloren schiebe ich mir meine Baguettescheibe in den Mund. Zusammen mit etwas Herzhaftem schmeckt das Bier gleichwohl ausgezeichnet.

Heute möchte ich mal dem grundsätzlichen Stil treu bleiben, und so bestelle ich als nächstes das Stammbier der Fogg Bar Birras & Cheese, das American Pale Ale von Four Lions, einer Brauerei aus León. Ein eher gefälliges Bier, ohne Ecken und Kanten. Solide gehopft, nicht zu kräftiger Malzkörper, ein Bier für große Schlucke. Dazu wieder ein Baguettescheibchen mit Wurst. Mir schmeckt’s.

Ich sitze – mittlerweile recht satt und zufrieden – an der Bar. Unterhalte mich mit meinen Sitznachbarn. Der alten Engländerin, die schon seit Jahrzehnten in Madrid wohnt und vorzugsweise Biere von La Catarina trinkt, weil sie selber ebenfalls Kate hieße. Dem deutschen Austauschstudenten, der Spanisch lernt und seit wenigen Tagen hier in Madrid ist, sich noch ein wenig scheut, die Sprache zu benutzen. Dem Arbeiter aus der Nachbarschaft, der jeden Abend hier auf ein bis zwei Biere vorbeikommt; die Fogg Bar Birras & Cheese sei seine Stammkneipe seit sie eröffnet habe. Er deutet auf ein Schild hinter der Bar. „Home is, where your WiFi connects automatically!“

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Blick hinter die Bar

Ein letztes Bier zum Abschluss darf es jetzt noch sein, und da ich offensichtlich alle Pale Ales, die es heute im Angebot gibt, bereits verkostet habe, gönne ich mir als Krönung des Abends ein Imperial Russian Stout der Brauerei Cervezas Arriaca, einer sehr professionell aufgezogenen Kleinbrauerei aus Yunquera de Henares. Ein mächtiges Bier. Röstig, hopfig, malzig, kernig, bitter, süß – von allem viel. Auch vom Alkohol. 10,1% sind eine echte Ansage. Ein Bier für kleine Schlucke, für den langsamen Genuss im Bewusstsein, dass nach diesem Bier kein weiteres mehr kommen wird, keines mehr kommen darf.

Noch einmal ein Bissen scharfe Wurst dazu, und dann … dann plötzlich schießt es mir durch den Kopf: Der Käse! Ich wollte doch eigentlich eine Käseplatte zu den Bieren probieren. Die wunderbaren Bier und Käse Kombinationen testen. Mich berauschen an den Gerüchen und Geschmäckern, an Harmonie und Kontrast. Völlig vergessen, im Gespräch vertieft.

Nun ist es zu spät. Kein weiteres Bier geht mehr, und um ehrlich zu sein, von den Tapas bin ich mittlerweile auch schon fast satt – man war sehr großzügig zu mir.

Ach, jetzt habe ich aber einen Grund, einmal wieder nach Madrid zu reisen. Und dann die Lücke zu füllen, die Erfahrung mit Birras & Cheese zu machen. Viel habe ich gesehen während meiner Madrid-Reise dieses Mal, aber die Fogg Bar Birras & Cheese ist sicherlich eines der Highlights meines Aufenthalts bisher gewesen. Ganz, ganz große Empfehlung!

Die Fogg Bar Birras & Cheese ist täglich ab 19:00 Uhr geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Zu erreichen ist die Bar am besten mit der Metro, Station Antón Martín, hellblaue Linie (Linie 1). Wenn man den richtigen Aufgang nimmt, kommt man achtzig Meter vor der Bar ans Tageslicht.

Bilder

Fogg Bar Birras & Cheese
Calle de Moratín, 5
28014 Madrid
Spanien

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