Heartland Brewery and Rotisserie
New York
USA

Na, das ist doch mal eine edle Adresse für eine Brauerei: Wir kommen aus dem Fahrstuhl, der uns nach einem Besuch auf der oberen Aussichtsterrasse der Empire State Buildings wieder auf den Erdboden zurückgebracht hat, biegen einmal links ab und … stehen vor dem Eingang der Heartland Brewery and Rotisserie, die hier im Erdgeschoss des wohl berühmtesten Hochhauses der Welt untergebracht ist.

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Heartland Brewery and Rotisserie

Ein großer Schankraum erwartet uns, klassisch im Restaurant-Stil eingerichtet. Eine kleine Bar mit einer ansehnlichen Batterie von Zapfhähnen, davor und über den Raum verteilt kleine und größere Tische, an denen man bequem speisen kann. Wie fast überall in New York sind die Tische den Gästen vorbehalten, die wirklich etwas essen wollen, und auf den Tischplatten kleben Aufkleber: „Reserved for Dining“.

Nun, wir haben Hunger, wollen nicht nur Bier trinken, sondern auch etwas essen, und so lassen wir uns einen Tisch am Fenster zuweisen, wo wir bequem sitzen können und auch ein wenig das niemals langweilige Geschehen auf der Straße verfolgen können.

Acht verschiedene Biere verspricht die Getränkekarte, und dazu eine Reihe deftiger Gerichte, die – zum Glück – auch ein wenig vom ewigen Burger-Einerlei abweichen. Wir bestellen uns Brathähnchen direkt vom Grill und dazu einen Tester mit den acht Bieren, und während der Kellner davonflitzt, um die Bestellung zu erledigen, erkunde ich die Räumlichkeiten etwas genauer.

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der Weg hinunter zur BEER HALL

Eine breite Treppe führt hinab in das Tiefgeschoss, in großen Buchstaben steht „BEER HALL“ an der Wand. Und in der Tat: Was sich dort unten erstreckt, ist wirklich eine große Bierhalle. Zwar mit Raumteilern und auf zwei Halbebenen geschickt geteilt, so dass es nicht kahl und ungemütlich wirkt, aber ein paar hundert Gäste dürften hier schon Platz finden.

In einer Ecke sehe ich hinter Glas ein paar Lagertanks, aber ein Sudwerk kann ich nicht entdecken; es scheint gut versteckt zu sein. Stattdessen steht, unübersehbar, neben der Treppe ein ZKG, ein zylindrokonischer Gärtank, der zwar nicht mehr in Betrieb ist, aber nun in typisch amerikanischem Stil bemalt einen dekorativen Blickfang darstellt. Dass auch die obligatorischen Uncle-Sam-Figuren und Weißkopf-Seeadler herumstehen, ist völlig selbstverständlich; auch die rosa leuchtenden Brauereilogos und die weiteren verschwenderischen Leuchtinstallationen gehören hier in New York City einfach dazu.

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bonbonrosafarbene Leuchtinstallationen

Viel los ist allerdings nicht, in der ganzen großen Halle verliert sich vielleicht ein halbes Dutzend Gäste., und so gehe ich wieder nach oben, wo doch einige Tische besetzt sind und somit eine lebendigere Atmosphäre herrscht.

Mittlerweile ist der Tasting Flight gekommen, serviert auf einem Tablett mit nummerierten Plätzen für sechs Probiergläser. Die Gläser 7 und 8 sind locker in die Mitte gestellt worden, in einem der Biergläser steckt ein kleiner Strohhalm. „Nein, der ist nicht zum Trinken gedacht“, sagt der Kellner. „So verrückt sind nicht einmal die New Yorker! Der soll nur verhindern, dass Ihr die beiden nicht gekennzeichneten Gläser in der Mitte miteinander verwechselt. Das mit dem Strohhalm ist das India Pale Lager.“ Aha!

Wir beginnen mit der Verkostung. Das erste Bier, das Pride Ale, ein leichtes helleres Bier mit gerade einmal 3,9%, begeistert nicht wirklich. Es ist zwar süffig, zisch und weg ist die Probe, aber es schmeckt doch ein wenig wässrig, unterstreicht seinen Leichtbiercharakter zu sehr. Das Cornhusker Lager, Probe Nummer 2, ist nur wenig gehaltvoller, trotz 5,0%. Hm, der Auftakt begeistert uns nicht wirklich.

Die Hähnchen werden serviert, und zu den weiteren Bieren genießen wir jetzt also das knusprige, lecker mit Kräutern, vor allem viel Rosmarin, gewürzte Fleisch und die Bratkartoffeln.

Das Harvest Wheat Beer schmeckt dann schon etwas besser. Eher in die Gewürznelkenrichtung driftend, ist es sehr solide, leicht vollmundig und spritzig. 5,0% Alkohol. Das folgende Bier, das Red Rooster Ale, 5,75%, überzeugt dann vollends. Eine satte, rötlich-braune Farbe, volles Malzaroma – passt prima zum Essen.

Bier Nummer 5, das Indiana Pale Ale, 6,0%, lässt ein wenig den letzten Frische-Kick des verwendeten Hopfens vermissen, schmeckt aber ansonsten sehr gut. Hopfig, aromatisch, süffig. Hervorragend dann das Farmer Jon’s Oatmeal Stout, 6,0%. Röstig, aromatisch, leichte Kaffeenoten in der Nase und nach dem Schluck retronasal, weich und kremig. Und, natürlich, eine tiefdunkle, rubinrote Farbe. Fein!

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acht Biere zum Testen

Die beiden unmarkierten Gläser in der Mitte stehen qualitativ kaum nach. Das Empire Premium Beer ginge als erzsolides tschechisches Pilsner durch. 5,5% Alkohol, frische, grasige Hopfennoten, eine feine und saubere Bittere über einem schlanken Körper. Überzeugte tschechische Biertrinker würden vielleicht einen Hauch von Diacetyl vermissen und bemängeln, dass das Bier „etwas leer“ schmecke, aber sei’s drum. Und das Imperial Pale Lager, das mit dem Strohhalm, beweist, dass eine kräftige Hopfencharakteristik auch gut zu einem sauber vergorenen Lager passen kann. 6,5% Alkohol, kräftige Hopfenaromen, eine solide Bittere, ein recht schlanker, aber noch nicht zu dünner Körper. Das gefällt!

Über alle acht Biere hinweg betrachtet sind wir also zufrieden. Der Service ist gut, aufmerksam, freundlich und schnell, die Atmosphäre im oberen der beiden Stockwerke ansprechend, und das Essen war auch gut. Die Preise sind halt New Yorker Niveau. Eigentlich viel zu teuer.

Aber dafür: Hey, wir sitzen im Erdgeschoss des Empire State Building! In einer Brauerei!

Die Heartland Brewery and Rotisserie ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; durch ihre Lage direkt am Touristenausgang des Empire State Building bietet sie sich für den Abschluss einer Besichtigung des Gebäudes an. Auf zwei Ebenen bietet sie rund 450 Sitzplätze, acht verschiedene Biere, von denen einige durchrotieren, und eine gute, solide Küche. Zu erreichen ist die Brauerei, wie alles in Manhattan, am besten mit der Metro. Linien PATH (Port Authority Trans Hudson Line), orange oder blau, Haltestelle 33rd Street, oder die klassischen Metrolinien B, D, F, M, N, Q, R, W, Haltestelle 34th Street Herald Square. Jeweils etwa 200 m zu Fuß, nicht mehr als drei Minuten. Der Eingang liegt an der Nordostecke des Empire State Building.

Bilder

Heartland Brewery and Rotisserie
350 5th Avenue
New York
NY 10001
USA

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