Ørsted Ølbar
København
DNK

Wir wussten, dass es so nicht weitergehen kann. Zwei Tage lang hatte uns Kopenhagen mit gutem Wetter verwöhnt – das war mehr, als wir erhofft hatten, und mehr, als normale Stadttouristen üblicherweise am Stück genießen können. Zwei Tage, 48 Stunden. Vielleicht sogar ein kleines bisschen mehr!

Heute aber wurde der Schalter wieder umgelegt, auf Normalstellung, und seit dem frühen Morgen begleitet uns flüssiger Sonnenschein. Nicht sehr heftig, sondern ganz fein und nieselig. So fein, dass die Regentropfen dem Schirm ein Schnäppchen schlagen. Die kleinen Tröpfchen fallen nicht herab und werden abgeschirmt, sondern sie tanzen in der Luft, schweben gewissermaßen, und mit jedem feinen Lüftchen, es genügt schon eine Bewegung oder ein Atemzug, werden sie unter den Schirm geweht und legen sich mit der Zeit als dünner, aber lästiger Feuchtigkeitsfilm auf Haut und Kleidung. Ganz langsam, aber unaufhaltsam nässen wir durch. Die Nässe kriecht unter den Kragen, die Ärmelbünde hoch und durch den Bund zwischen Jacke und Hose.

Wir wollen uns aber nicht vom Wetter vorschreiben lassen, was wir zu tun und zu lassen haben, und so wandern wir durch die Stadt und schließlich auch durch die dicken Pfützen im Ørsted Park. Das Grün hier ist wunderbar saftig, vom Regenwasser sauber gewaschene und leuchtende Blüten bringen Farbtupfer hinein. Der große Teich in der Mitte des Parks liegt idyllisch da, um ihn herum ist alles menschenleer. Da merke ich, wie sich ein Wassertropfen in meinem Nacken gesammelt hat. Er ist der erste, dem es jetzt gelungen ist, unter den Kragen zu kriechen und ganz langsam erst den Hals, dann der Rücken hinunter zu rinnen. Und als wäre nun ein Damm gebrochen, folgt ihm bald ein zweiter, dann ein dritter.

„Schluss jetzt! Es reicht!“, schimpfe ich, verfluche Petrus und das dänische Sauwetter und sehne mich nach warmer Gemütlichkeit. Und finde sie rasch: Direkt neben dem Park, gerade auf der anderen Straßenseite, befindet sich die Ørsted Ølbar, eine kleine, trockene (ja!) und warme Bar mit einer großen Bierauswahl.

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die Ørsted Ølbar

Wir öffnen die kleine Tür, gehen ein paar Stufen hinunter, und als sich nach ein paar Sekunden unsere Augen an das Halbdunkel gewöhnt haben, suchen wir uns einen Platz nicht allzu weit von der Bar entfernt am Fenster. Wir ziehen eine dünne Tropfenspur hinter uns her, der Holzfußboden saugt aber alles schnell auf.

Einen Moment aufwärmen, etwas abtrocknen und ein leckeres Bierchen trinken – so lautet jetzt die Devise. Die Auswahl fällt schwer, zwanzig Zapfhähne werden mit großer Vielfalt bespielt, daneben gibt es weitere, angeblich rund 200 verschiedene Flaschenbiere, viele davon aus Belgien. Nach kurzem Überlegen entscheiden wir uns für zwei Biere von der Flying Couch Brewing aus Kopenhagen. Drink local!

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die Auswahl ist riesig

Das Blondie, ein Fresh Belgian Blonde, wie es auf der Getränketafel beschrieben wird, erfreut mit fruchtig-estrigen Aromen, einem ganz feinen phenolischen Hauch und süßlichem, aber nicht zu malzig-vollem Körper. Ein schönes, durchaus komplexes Genussbier und mit lediglich 4,6% auch angenehm leicht. Ein perfektes Nachmittagsbier.

Das Nordwest Pale Ale steht ihm kaum nach. Ein Hauch mehr Alkohol (4,8%), fruchtig-herbe Frische. Spürbare, aber nicht zu dominante Hopfenaromen geben ihm eine sehr ausgewogene Charakteristik. Fein!

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ein wenig belgische Atmosphäre

Wir lassen uns ein wenig hängen. Die Atmosphäre in der Ørsted Ølbar ist sehr entspannend, laid back geradezu. Die Musik läuft nur ganz dezent im Hintergrund, die anderen Gäste unterhalten sich leise, ab und zu hört man Gläserklirren, und vom Nachbartisch das Klappern einer Laptop-Tastatur. Wir sind positiv überrascht. Die Website der Bar wirbt damit, dass hier alle dänischen Fußballspiele übertragen würden, und wir hatten schon befürchtet, in einer dieser unsäglichen Sportbars zu landen.

Weit gefehlt. In einer Ecke über der Bar hängt zwar ein großer Flachbildfernseher, aber er ist ausgeschaltet. Und auch die Tischfußballspiele am anderen Ende der Bar sind derzeit verwaist. Entspannen und abschalten statt Hau-Ruck-Stimmung und Mords-Gaudi sind angesagt, und die fast lautlos hinter der Bar arbeitende junge Dame trägt viel zu dieser angenehmen Atmosphäre bei. Ruhig, unaufdringlich, gerne aber beratend, welches Bier es denn jetzt als nächstes sein dürfe.

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der Flachbildfernseher ist … aus!

Eine kleine Perle an einer Straßenecke, wo es kaum andere Bars gibt. Eines dieser Bierziele, von denen man wissen muss, dass es existiert. Nicht, dass es sehr versteckt läge, aber es ist allein auf weiter Flur. Keine Kneipenszene rundherum, und insofern auch wenig zufällig hier hereinstolpernde Gäste.

Die Ørsted Ølbar ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet; freitags und sonnabends schon ab 15:00 Uhr. Sonntags ist Ruhetag. Sie liegt westlich des Ørsted Park auf der anderen Straßenseite – geht man mitten durch den Park, ist man in fünf Minuten zu Fuß von der Altstadt hierhergelaufen.

Bilder

Ørsted Ølbar
Nørre Farimagsgade 13
1364 København
Dänemark

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