Café Leffe
Brüssel
BEL

Ja, ich weiß. Leffe ist eine Marke des fast schon Welt-Bier-Monopolisten ABInBev. Des Konzerns, der unlängst damit begonnen hat, kleine und unabhängige Brauereien für viel Geld aufzukaufen, sie sich einzuverleiben und dann auf Linie zu bringen. Manchmal unter Beibehaltung der Bierqualität, manchmal nicht. Das kann man verachtenswert finden, man kann es aber auch als freie Marktwirtschaft akzeptieren, in der für jede verschwundene (aufgekaufte…) unabhängige Brauerei anderswo eine neue entsteht. So es der Markt, also der Kunde, denn will.

Eine ABInBev Marke zu sein, sagt aber erstmal noch nichts über die Qualität des Biers aus. Wie bei kleinen und unabhängigen Brauereien gibt es auch bei ABInBev viel nahezu untrinkbares Zeug neben ganz ausgezeichneten Bieren. Und da ich gerade Hunger und Durst habe und das Café Leffe gar nicht weit von meinem Hotel liegt, gehe ich jetzt genau dorthin und mache die Probe aufs Exempel.

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Café Leffe

Von außen sieht es genau so aus, wie belgische Biercafés aussehen. Ein altes Steinhaus, rote Ziegel, abgesetzt mit grauem Naturstein, barock verziert, mit zahlreichen klapperigen Tischen und Stühlen auf dem Bürgersteig davor. Das Publikum bunt gemischt, vom merkwürdig gekleideten, britischen Touristenpaar über ein paar junge Studentinnen bis zum elegant beschlipsten Geschäftsmann ist alles dabei. Irgendwo auch der obligatorische Rentner, der irgendwie zur Einrichtung gehört und die letzten drei Renovierungen und Besitzerwechsel unbeschadet überstanden hat, ohne seinen Stammplatz aufgeben zu müssen.

Soweit die Klischees.

Ich suche mir einen Platz auf der Straße und blättere durch die Speisekarte. Die Preise sind – typisch für Brüssel – recht hoch, aber noch akzeptabel; die Bierliste auf ABInBev-Produkte fokussiert. Na klar.

Ein kleiner Aufsteller auf dem Tisch informiert über das derzeit aktuelle Leffe Royale. Unter der Bezeichnung Royale werden Leffe-Biere angeboten, die mit immer wieder neuen Hopfensorten eingebraut werden. Ausgangsbasis scheint immer das gleiche Bierrezept zu sein (glaube ich wenigstens), ein eher fruchtiges belgisches Ale. Heute im Angebot: Das Leffe Royale Cascade IPA. Leider nur in der Flasche, nicht vom Fass, aber ich probiere es trotzdem.

Serviert wird es – natürlich, wir sind schließlich in Belgien! – im zum Bier passenden Glas. Was für kleine und unabhängige Biercafés eine echte Herausforderung sein kann, nämlich zu jedem der angebotenen, manchmal bis zu hundert verschiedenen Bieren immer das korrekt gebrandete Glas anbieten zu können, ist im Café Leffe ein wenig einfacher: Zu jedem der Leffe-Biere passt das gleiche Glas. Dazu noch ein Hoegaarden-Becher und ein Jupiler-Glas, und fertig ist die biergerechte Ausstattung.

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Leffe Royal Cascade IPA

Vor mir steht jetzt also das Leffe Royale Cascade IPA. Leuchtendes Gold im Licht der langsam untergehenden Sonne. Klar gefiltert. Sieht toll aus. Der Geruch tendenziell eher fruchtig als hopfig. Viele Ester, wie sie für belgische Ales typisch sind, ein paar phenolische Aromen, ein wenig zuckrig, nur ein leichter Hauch von herbfruchtigen Hopfenkomponenten. Auch auf der Zunge und beim Schluck herrscht der belgische Charakter des Biers vor; der Cascade-Hopfen tänzelt nur ganz zaghaft irgendwo im Hintergrund über die Bühne.

Ein schönes Bier, sehr ausgewogen, ein echter Genuss. Aber nicht passend zur Erwartungshaltung. Insofern kann ich jeden verstehen, der Etikett und Geschmack nicht in Deckung bringen kann und dann enttäuscht ist.

Der Hinweis Cascade IPA für diese Leffe Royale Interpretation ist ja auch gleich doppelt irreführend: Zum einen kommt der Cascade-Hopfen selbst kaum zur Geltung, ist viel zu sparsam eingesetzt worden, und zum anderen ist dieses Bier ja auch kein IPA, sondern das Kürzel ist eher als Bestandteil des Hopfennamens zu verstehen – ein Hinweis für die Biertrinker, die den Cascade-Hopfen als Synonym für IPA-Hopfen verstehen. Und so steht es auch auf dem Flaschenetikett: Houblon / Hop: Cascade IPA.

Nicht ganz korrekt, nicht völlig falsch, aber doch irreführend.

Doof!

Das Essen dazu – Nordseekrabben und belgische Pommes Frites – ist solide und ordentlich, und entgegen der in den unterschiedlichen Ratingportalen im Internet geäußerten Kritik ist der Service zumindest heute weder unfreundlich noch langsam. Insofern bin ich zufrieden.

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trotz mehrerer Zapfhähne doch ein wenig einseitig

Keine Bier-Offenbarung, kein Bier-Erlebnis, von dem man noch den Enkeln berichten sollte, aber ein solides Biercafé mit einer angenehmen Atmosphäre – gut zum behutsamen Einstimmen auf ein paar Tage in Brüssel.

Das Café Leffe hat, wie so oft in Belgien, keine irgendwo verbindlich vermerkten Öffnungszeiten. Die Belgier hoffen darauf, dass der Gast es schon von selbst merkt, wenn geschlossen ist. Zu erreichen ist es bequem mit dem Bus, Linien 48 und 95, Haltestelle Grote Zavel, direkt an der nächsten Ecke.

Bilder

Café Leffe
Place du Grand Sablon 46
1000 Brüssel
Belgien

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