Monk heißt Mönch. Aber gibt es hier Mönche? Nein, Mönche habe ich in der Monk Bar BXL nicht gesehen.
Ganz im Gegenteil. Angesichts der jungen Klientel und ihrer Kleidung fühlt man sich von der konservativen Kirche eher unendlich weit weg. Kirche, Kloster, Klerus – das findet in dieser Bar ausschließlich an den Zapfhähnen und auf der Bierliste statt, wo sich zahlreiche Trappisten- und Klosterbiere finden.
Von außen sieht die Monk Bar BXL nicht anders aus als hunderte weiterer Biercafés in Brüssel. Eine Markise in den belgischen Nationalfarben schwarz, gelb und rot. Darunter ein Holzbalken mit dem Namen, den diese Bar früher einmal trug: „A La Couronne“. Darüber, farblich nicht wirklich passend, sondern eher auf schlimmste Weise kontrastierend, eine mittelblaue Leuchtreklame mit dem Namen der Bar. Noch schlimmer dann, aber dafür können die Betreiber der Bar nun wirklich nichts, der Kontrast zum leuchtenden Magenta des benachbarten Kebab-Imbisses. Man könnte ob dieser Farbkakophonie Augenkrebs kriegen.
Also schnell hinein, dort wird es hoffentlich besser.
Hallo, was erwartet mich hier für ein Trubel! Von außen nichts Besonderes, aber trotzdem scheint die Monk Bar BXL sehr beliebt zu sein. Es ist Mittwoch, ein ganz normaler Werktag. Und es ist früher Abend, gerade einmal 18:00 Uhr. Und trotzdem ist es gut voll. So voll, dass ich mir nur mit Mühe einen Überblick verschaffen kann und schließlich gerade noch einen letzten Platz am Rande der Theke finde.
Holzpaneele und große Spiegel an der Wand verbreiten eine klassische Atmosphäre; die Decke ist eher nüchtern-modernistisch gestaltet und der Thekenbereich folgt Zweckmäßigkeitsüberlegungen. Eigentlich ist kein durchgängiger Stil zu erkennen. Dennoch ist es gemütlich, wozu sicherlich auch die Fülle an Gästen beiträgt.
Hinten im Schankraum steht ein Flügel, und wie die Reklame der Monk Bar BXL deutlich macht, finden hier auch regelmäßig Livekonzerte statt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie voll es dann sein wird…
Hinter dem Schankraum schließt sich ein zweiter Saal an, das Büffet. Hier sind gedeckte Tische, hier wird in deutlich ruhigerer Atmosphäre gegessen. Und hier ist es auch nicht so voll wie vorne. Hunger habe ich aber nicht, und so kehre ich zurück in den Schankraum und nehme an der Theke Platz.
Das schwarze Brett an der Rückwand listet weit über dreißig verschiedene Flaschenbiere auf, darunter Biere von sechs verschiedenen Trappistenbrauereien. Hinzu kommen zehn Fassbiere – auch hier das eine oder andere Trappistenbier, ein einfaches (und billiges!) Pilsner (Cristal) und ein wechselndes Bier des Monats.
Und schließlich ist noch ein Dutzend Flaschenbiere separat erfasst – unter der Überschrift „sociaal“. Es dauert einen Moment, bis bei mir der Groschen fällt. Hier handelt es sich um große 0,75-l-Flaschen, die also nicht alleine, sondern von mehreren zusammen getrunken werden und somit zum Sozialisieren dienen. Sociaal – social drinking!
Eine schöne und breite Auswahl, und mir fällt die Entscheidung etwas schwer. Ein Bier darf es nur sein, ich muss nachher noch arbeiten. Ich wähle schließlich, die Gelegenheit nutzend, eines der Trappistenbiere, die vom Fass angeboten werden, das Chimay Tripel. Stilecht wird es im passenden Glas serviert – diesbezüglich ist die belgische Bierkultur einfach unerreicht. Zu gerne würde ich einmal hinter die Kulissen sehen und nachschauen, wie viele verschiedene Gläser sich im Hinterraum stapeln, und fragen, was wohl passieren würde, wenn die Hälfte der Gäste gleichzeitig ein Chimay bestellen würde. Gäbe es dann das Bier im falschen Glas? Oder würde man einige der Gäste vertrösten und sie auf das passende Glas warten lassen?
Schluck für Schluck genieße ich das aromatische Tripel und sinniere über diese und andere, eigentlich ähnlich unwichtige Fragen, versuche so, die belgische Bierkultur zu durchdringen. Aber die wahre Antwort liefern mir nicht meine Fragen. Die wahre Antwort gibt mir das Bier. Sanft röten sich meine Wangen. Obwohl es nur ein kleines Glas ist, merke ich die Wirkung des Alkohols. 8,0% sind das eine, und die Ester und höheren Alkohole, die in geringer Menge im belgischen Bier enthalten sind, sind das andere. Gemeinsam machen sie sich bemerkbar. Erzeugen ein wohliges und entspannendes Gefühl. Die Last des Tages fällt von meinen Schultern, die Gedanken beginnen zu wandern, eine kurze Phase erholsamer mentaler Wellness beginnt. Ist das der wahre Zauber des belgischen Biers?
Aber ach, der Blick auf die Uhr holt mich in die Realität zurück. Anstatt noch weiter hier sitzen zu bleiben und das Leben zu genießen, inmitten des Trubels die tiefe Ruhe zu finden und abzuschalten, bleibt mir nur, zu zahlen und mich auf den Weg zurück ins Konferenzhotel zu machen. Manchmal ist es aber auch wirklich schade.
Ein Blick zurück noch: Wirklich ansprechend und hübsch ist die Monk Bar BXL nicht, aber die Atmosphäre ist schön, die Stimmung toll, ein Besuch lohnenswert. Und wer weiß, vielleicht kehre ich hierher einmal zurück, wenn Livemusik angesagt ist?
Die Monk Bar BXL ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonntags erst ab 13:00 Uhr; kein Ruhetag. Der Büffetbereich, also der Speisesaal, ist montags bis sonnabends von 12 :00 bis 15:00 Uhr und an allen Tagen der Woche von 18:00 bis 23:00 Uhr geöffnet. Kommt man mit der Metro, Linie 1 oder 5, und steigt an der Station Sint-Katelijne aus, sind es etwa 200 m in südlicher Richtung bis zur Bar.
Monk Bar BXL
Sint Katelijnestraat 42
1000 Brüssel
Belgien
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