Vrchlabí (Hohenelbe) im Riesengebirge. Gerade erst hatten wir in der Spindlermühle, hoch oben in den Bergen, ein paar schöne Tage verbracht und sind nun auf dem Rückweg nachhause. Gut gefrühstückt, das Auto war schnell freigeschaufelt und gepackt, und nun rollen wir zur früher Stunde elbabwärts.
Da taucht rechts von uns ein mittelgroßer Hotelbau auf, direkt zwischen Straße und Fluss: Hotel Pivovarská Bašta, holprig übersetzt das Hotel Brauerbastei. Sofort macht es irgendwo im Hinterkopf klick, und wie automatisch gesteuert fahre ich auf den Parkplatz, zücke mein schlaues Telefon und schaue nach. Heißt es nur so? Oder ist es wirklich eine Brauerei? Oder doch nicht?
Es ist eine Brauerei!
Meine holde Ehefrau seufzt und kuckt auf die Uhr. „Du möchtest jetzt nicht wirklich da rein, oder?“, fragt sie, gibt sich die Antwort aber selber: „Ich komme sofort nach.“
Grinsend laufe ich über den Schnee zum Eingang des Hotels, sehe schon von weitem durch die spiegelnden Scheiben die Kupferkessel des Sudwerks. Aus dem Abluftschacht darüber kommen dicke weiße Dampfwolken – offensichtlich wird sogar gerade gebraut.
Ich mache ein Bild durch die Scheiben, fotografiere das Wirtshausschild, und dann drücke ich vorsichtig die Klinke an der Eingangstür herunter. Es scheint geöffnet zu sein! Prima! Zwar will ich jetzt wirklich noch kein Bier trinken, es ist ja gerade erst kurz nach zehn, wir haben noch einige Stunden Fahrt vor uns und in Tschechien gilt, nicht ganz zu Unrecht, die 0,0 ‰ Grenze. Aber vielleicht die eine oder andere Flasche Bier zu kaufen und mitzunehmen und einen Kaffee oder Tee zu trinken, das wäre doch nicht schlecht.
Ein paar Schritte mache ich in Richtung Gaststube, da kommt mir schon jemand entgegen, zuckt mit den Achseln und streckt die Arme aus. Leider noch geschlossen, heißt es bedauernd, aber konsequent. „Auch kein Flaschenbierverkauf?“, frage ich hartnäckig? Er schüttelt den Kopf. „Leider noch nicht einmal das.“
Ich bleibe stur: „Kann ich den wenigstens im Schankraum einmal ein Bild vom Sudwerk machen?“ Er verdreht die Augen, weiß wohl nicht so genau, ob ja, ob nein, aber schließlich nickt er. Na dann ist es ja gut, denke ich bei mir, mache mein gewünschtes Bild und habe so das Sudwerk und den Restaurantbereich wenigstens einmal für mich dokumentiert.
Gemütlich schaut es hier aus, und wären wir eine Stunde später hier vorbeigekommen, dann hätten wir auch einen Kaffee trinken und ein paar Flaschen kaufen können. Vielleicht hätten wir dann sogar schon ein wenig Hunger gehabt und uns eine Kleinigkeit zum Essen gegönnt. Für heute: Leider nicht.
Das Hotel Pivovarská Bašta verweist auf seiner Website auf die Geschichte des Brauens im Ort Vrchlabí. Neben dem üblichen Verweis auf das häusliche Bierbrauen, das vor hunderten von Jahren überall üblich war, findet sich aber auch die Geschichte der Vrchlabský Akciový Pivovar, der Aktienbrauerei Hohenelbe, die von 1901 bis 1973 hier im Ort Bier produzierte. Nach deren Schließung begann eine örtliche Bierproduktion erst wieder, als 1995 das Hotel Pivovarská Bašta mit der Brauerei Krkonošský Medvěd gegründet wurde. Gute Biere seien hier gebraut worden, aber „Schulden und Zufälle des Lebens“ führten vorübergehend in die Insolvenz. Neue Besitzer haben dann Hotel und Brauerei übernommen und führen bis heute erfolgreich den Betrieb fort.
Rund acht verschiedene Biere seien hier nun regelmäßig im Angebot, heißt es – vom einfachen Hellen bis zum alkoholstarken India Pale Ale.
Theoretisch sollte das Restaurant im Hotel Pivovarská Bašta durchgehend geöffnet sein; so wird es auch im Internet zum Teil beworben. In der Praxis stimmt dies zumindest außerhalb der Hauptsaison nicht – hier wird, wie es die Erfahrung heute gezeigt hat, erst um 11:00 Uhr geöffnet und sorgfältig zwischen Hotelfrühstück und „richtigem“ Restaurantbetrieb getrennt. Zu erreichen ist die Brauerei am günstigsten mit dem eigenen Auto (dann darf man allerdings nichts trinken oder übernachtet im Hotel); alternativ kann man mit der Bahn anreisen, hat aber vom Bahnhof aus einen etwa halbstündigen Fußmarsch vor sich.
Hotel Pivovarská Bašta
Horská 198
543 02 Vrchlabí
Tschechien
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