Die Schwemme – Wiener Bistro
Wien
AUT

Eine Schwemme – wer, wie ich, in München studiert hat, verbindet damit den großen Keller- oder Erdgeschossbereich eines Brauhauses, in dem bei Dicke-Backen-Musik das Bier in Strömen fließt, Maßkrüge geschwenkt werden und rotgesichtige Bierdimpfl zwischen morgens früh um neun und abends um zehn locker fünf bis acht Liter Bier vertilgen. Bösartige Zungen behaupten obendrein noch, dass diese Bierdimpfl das Bier aus Sorge um ihren Stammplatz auch nicht fachgerecht entsorgen, sondern ihrem Drang direkt am Platz nachgeben und es, ohne aufzustehen, am zu diesem Zwecke mitgeführten Spazierstock sachte herunterrinnen lassen…

Ach, lassen wir das, wir sind nicht in München, sondern in Wien, und hier ist Die Schwemme ein gemütliches kleines Bistro mit ausgezeichnetem Essen und einer kleinen, aber feinen Kreativbier-Auswahl.

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sieben winzige Tischchen

Es ist strahlender Sonnenschein, der Wiener Frühling zeigt sich von seiner allerbesten Seite, und direkt vor dem kleinen Bistro ist ein Gastgarten auf dem Bürgersteig aufgebaut. So werfen wir denn auch nur einen kurzen Blick in das Innere des kleinen Bistros. Eine langgestreckte Theke, hinter der der Koch und die freundliche Kellnerin am Werkeln sind, davor sieben winzige Tischchen. Bei schlechtem Wetter dürfte es hier übervoll sein, da rettet dann wohl nur die durchgehende Bank, die die sieben Tischchen miteinander verbindet und es ermöglicht, immer noch ein wenig enger zusammen zu rutschen. Frei nach dem Motto: Eine Person kriegen wir immer noch dazwischen gequetscht.

An der Theke werden fünf verschiedene Biere vom Fass angeboten, heute unter anderem auch die der jüngsten und vermutlich kleinsten Brauerei Wiens, der Muttermilch Vienna Brewery. Ein paar weitere Biere gibt es in der Flasche – Auskunft über das Angebot erteilt ein Holzrack, in dem von jeder Sorte eine Flasche als Ausstellungsstück präsentiert wird. Über der Theke hängen, sorgfältig sortiert und präzise ausgerichtet, ‘zig, wenn nicht sogar weit über hundert Gläser, die von den LED-Strahlern angeleuchtet blitzen und funkeln und dem Raum ein fast schon feierliches Licht-Ambiente verleihen.

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kleines, aber feines Bierangebot an der Theke

Licht ist aber das Stichwort: So nett es drinnen ist, uns zieht es raus ans Tageslicht, und wir nehmen im Sonnenschein im Gastgarten Platz.

Die Speisekarte ist nur klein – es gibt einige, wenige feste Gerichte und ein täglich wechselndes Tagesgericht zu reduziertem Preis. Die Wahl ist schnell getroffen – das Tagesgericht soll es sein, und dazu gibt es ein Alkoholfreies und ein richtiges Bier.

Wobei… In diesem Fall gilt auch das Alkoholfreie als „richtiges“ Bier. Das Liberis 2+3, ein alkoholfreies India Pale Ale der Riegele BierManufaktur überzeugt auf ganzer Linie. Frisches Hopfenaroma in der Nase, ein kräftiger, hopfig-bitterer und runder Geschmack auf der Zunge und die völlige Abwesenheit des aufdringlichen, oft süßlichen Geschmacks nach frischem Getreide, der bei vielen alkoholfreien Bieren so abschreckt. Ein rundum gelungenes Bier. Ich gehe jede Wette ein, dass es bei einer Blindverkostung von 90% der Teilnehmer nicht als alkoholfrei identifiziert werden würde. Es sei denn, man würde Ein-Liter-Probiergläser servieren und die Wirkung unmittelbar vergleichen.

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Verkostung im Gastgarten

Das zweite Bier ist ein klassisches Wiener Lager, das Strizzi aus der Rodauner Biermanufaktur. Eine kräftige, in der Sonne strahlend rot leuchtende Farbe, ein aromatischer Malzgeruch, in dem das typische Wiener Malz, das diesen zwischendurch fast in Vergessenheit geratenen Bierstil auszeichnet, dominiert. Dann im Mund ein voller, runder Geschmack, ebenfalls malzdominiert, der schnell zu aufdringlich werden könnte, hier aber noch im Rahmen bleibt. Kein Bier, um eines nach dem anderen zu trinken, dazu ist es zu vollmundig und damit auf die Dauer ermüdend, aber ein sehr schöner, geradezu nahrhafter Begleiter zum Essen.

Es herrscht eine wunderbar entspannte Atmosphäre hier in der Marokkanergasse. Die Menschen kommen und gehen, manche kommen nur auf einen Kaffee oder ein Bier, andere, so wie wir, bleiben eine Weile und gönnen sich ein komplettes Mittagsmahl mit Vorsuppe und Nachspeise. Leise Gespräche, fröhliches Lachen, und wer meint, die Lage auf dem Bürgersteig müsse doch ungemütlich sein, wird hier eines Besseren belehrt. Kaum Autoverkehr in der kleinen Gasse, kein Motorenlärm, keine Dieselrußwolken, die den Genuss trüben.

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Gemütlichkeit unter freiem Himmel

Für eine echte Craftbierbar reicht’s nicht, dafür ist die Bierauswahl nicht groß genug. Qualitativ braucht sich Die Schwemme aber nicht zu verstecken. Die Biere, die angeboten werden, sind sorgfältig ausgewählt und lassen sich hervorragend mit verschiedenen Speisen kombinieren. Wer also den Gang in ein aufwändiges Restaurant scheut, aber dennoch etwas mehr als nur einen Schnellimbiss mit Papptellern sucht, findet mit diesem kleinen Bistro einen guten Anlaufpunkt. Gerne auch nur auf ein gepflegtes Bier und eine nette Unterhaltung in ansprechendem Rahmen.

Das kleine Lokal Die Schwemme – Wiener Bistro ist an Werktagen ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends erst ab 17:00 Uhr. Sonntags ist Ruhetag. Von der U-Bahn-Station Stadtpark der Linie U4 ist es ein kurzer Spaziergang von drei oder vier Minuten bis zum Bistro.

Bilder

Die Schwemme – Wiener Bistro
Marokkanergasse 3
1030 Wien
Österreich

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