Am Rand des Mytna-Platzes, nur wenige Schritte außerhalb der historischen Altstadt Lembergs, steht ein uralter Armee-Lkw mit einem großen Schild auf der Ladefläche: Pivovarnia Stargorod / Пивоварня Старгород. Und das ist auch gut so, denn obwohl die Brauerei unmittelbar um die Ecke liegt, würde man sie sonst gar nicht finden.
Läuft man bis zum Lkw vor, dann sieht man den großen Biergarten vor sich. Ein Zaun, der den größten Teil eines Innenhofes abtrennt, darin zahlreiche Tische und Bänke und ein Bereich für Kinder zum Spielen und Toben. Und dahinter die gewaltige Schankstube.
Um in den komplett eingezäunten Biergarten zu gelangen, muss man zunächst durch die ganze Schankstube laufen und kommt aus dem Staunen gar nicht heraus. Eine riesige Bierhalle, ziemlich hoch, mit hunderten von Sitzplätzen. Ganz vorne eine Holzbühne, auf der eine Band folkloristische Lieder spielt, und dahinter, ebenfalls noch auf der Bühne, das kupfern glänzende Zwei-Geräte-Sudwerk. So gehört sich das! Selbstverständlich gebührt dem Sudwerk ein Platz auf der Bühne in diesem an eine klassische bayerische oder tschechische Trinkhalle erinnernden Saal!
Neben der Bühne die Theke mit rund einem Dutzend Zapfhähnen in Form von Braukesseln. Die schiere Anzahl verspricht aber leider mehr, als gehalten werden kann – zum Zeitpunkt unseres Besuches am 25. Juni 2014 gab es nämlich lediglich drei Biersorten im Angebot. Ein Desiatka, also ein Leichtbier mit gerade mal 10° Stammwürze – interessanterweise ein durchaus gut trinkbares Bier, gar nicht so oxidiert und nach frischem Korn schmeckend, wie viele andere Leichtbiere. Dann das Lager vom Pilsner Typ, mit 12° Stammwürze normal stark, aber leider zu süßlich und nicht ausgegoren wirkend. Und schließlich das Schwarze, ein Dunkles mit 14,5° Stammwürze und 5,5% Alkohol. Also etwas stärker. Ein deutliches Aroma nach Färbebier, gleichwohl aus dem hier angebotenen Triplett das noch am besten trinkbare Bier.
Alle drei Biere bekommt man auch auf einem Probierbrettchen zu je 0,2 l, dazu gibt es ein Schüsselchen mit gerösteten Sonnenblumenkernen – nette Idee.
Im recht großen Biergarten sitzt man unter gelben Sonnenschirmen, auf zahlreichen Monitoren wurden während unseres Besuchs die Spiele der Fußballweltmeisterschaft übertragen. Die Musikgruppe, die eben noch in der Trinkhalle auf der Bühne stand, wanderte zwischen Tischen und Bänken hin und her, unterhielten die Gäste mit ukrainischer Tanzmusik, und der eine oder andere Gast wagte dann auch ein Tänzchen. An der Seite ein großer Grill, auf dem sich die Schaschliks drehen – lecker!
Insgesamt eine nett gestaltete Brauerei. Die hintere Wand des großen Saals gibt die Häuserfronten der berühmtesten Altstadthäuser Lembergs wieder und vermittelt so ein wenig Marktplatzatmosphäre, im Eingangsbereich sind Malz- und Hopfen-Schaukästen angebracht, und: Selbst auf dem Herrenklo kann man ununterbrochen weiter die Fußballspiele schauen. Die Monitore sind hinter einer Plexiglaswand installiert, und während man seinen flüssigen Biomüll entsorgt, verpasst man keine Szene des Spiels…
Würden die beiden tschechischen Brauer, die hier für das Bier verantwortlich zeichnen (František Szweć und Zdenek Reska), ein wenig mehr Hopfen für ihr Bier benutzen, könnte man durchaus schon sehr zufrieden sein.
Die Brauerei Stargorod ist täglich durchgehend ab mittags geöffnet; die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist problemlos, vom den Haltestellen am Mytna-Platz sind es nur wenige Schritte zu gehen.
Stargorod Tscheschkaja Pivovarnia
Старгород Чешская Пивоварня
Rymlianyna Vulytsia 1
79000 Lviv
Ukraine
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