Mitten in der denkmalgeschützten Altstadt von Lemberg / Lviv, zwar nicht in der Fußgängerzone, aber in einer kleinen Seitengasse, die so gut wie nicht befahren wird, liegt die Koroliwska Piwowarnia, die Königliche Brauerei. Wie eine Informationstafel auf der Terrasse stolz verkündet, wurde sie im Jahr 2012 eröffnet. Die Brauerei versteht sich als Restaurant gehobener Klasse und bietet neben regionaltypischen Speisen auch internationale Gerichte an.
Im Biergarten begrüßen uns mehrere Frauen-Statuen, die alle eines gemeinsam haben: Mit hingebungsvollem Blick schenken sie sorgfältig aus einem großen Krug ein frisches Bier ein. Einladend, aber ach, wie einladender wäre der Anblick, würde es sich um junge, hübsche Damen aus Fleisch und Blut handeln…
Ein kräftiger Stoß mit dem Ellenbogen in die Rippen holt mich wieder in die Realität zurück. „Träum‘ nicht, wir gehen da jetzt rein. Ich habe Hunger und Durst!“ entscheidet meine Ehefrau.
Wir gehen durch die Schankstube, gemütlich und rustikal, aber angesichts des schönen Wetters setzen wir uns lieber auf die Terrasse an der Straße. Vor dem Blick in die Speisekarte erst der Blick in die Bierliste. Fünf Sorten Bier hat es im festen Angebot, mit originellen Biernamen, deren tiefere Assoziationen sich aber nicht immer erschließen:
Das Bier der Wahrheit – ein einfaches Helles mit 4,7% Alkohol, leider viel zu kurz gelagert, süßlich und kaum gehopft. Ein rechtes Grünbier. Wie wir uns aber an den Nachbartischen vergewissern konnten, sehr beliebt.
Das Bier des Wohlstands – ein Hefeweizen mit 4,5%. Ebenfalls recht süßlich, mit angenehmen Bananenaromen und nahezu keinem Gewürznelkengeruch. Grundsätzlich ganz gut trinkbar – da haben wir in Deutschland schon oft wesentlich schlechtere Hefeweizen getrunken.
Das Bier der Macht – ein Rauchbier mit 5,2% Alkohol. In der Getränkekarte auch als Schlotfegerla bezeichnet – vielleicht also auf einem Rezept der Firma Weyermann beruhend. Nahezu kein Raucharoma, aber einen milden, weichen Rauchgeschmack. Sehr dezent, gut geeignet, um Anfänger an das Thema Rauchbier heranzuführen.
Das Bier der Stärke – ein Doppelbock mit gerade mal 6,2%. Dunkel, malzig, aber mit einem ganz leichten Stich ins Säuerliche. Ob das beabsichtigt war (Sauermalz!), oder aber das Bier kurz vor dem Umkippen stand? Wir wissen es nicht.
Und schließlich das Bier des Muts – ein India Pale Ale mit 7,3%. Ein schöner, malziger Körper und eine durchaus spürbare, wenn auch noch recht dezente Hopfigkeit machen das Bier gut trinkbar. Trotz der fehlenden Hopfennase ist dieses Bier sicherlich das Beste unter den angebotenen.
Das Sudwerk, auf dem diese Biere entstehen, steht ein wenig unauffällig hinter einer Glaswand, die zusätzlich auch noch mit Ornamenten verziert ist und so einen Panoramablick auf die beiden kupfernen Geräte verwehrt. Schade.
Die Bedienungen sind schnell und sehr freundlich, man fühlt sich hier als Gast durchaus wohl, obwohl es sich um ein stark frequentiertes Touristenrestaurant handelt. Und auch die Speisen sind sehr sorgfältig und ansprechend zubereitet – der Beweis dafür, dass man auch bei großem Durchsatz in der Küche durchaus Sorgfalt walten lassen kann. Die eine oder andere deutsche Gasthausbrauerei, die den Schuss noch nicht gehört hat, möge sich ein Beispiel nehmen.
Die Koroliwska Piwowarnia ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet. Aufgrund ihrer Lage im historischen Stadtzentrum ist sie nicht mit dem Auto anfahrbar (es sei denn, man hat einen Anwohner-Ausweis). Entweder man parkt außerhalb der Altstadt und läuft das Stück zu Fuß, oder man kommt mit dem Bus beziehungsweise der Straßenbahn.
Piwnij Restoran „Koroliwska Piwowarnia“
Пивний Ресторан „Королівська Пивоварня“
Staroyevreis‘ka Vulytsia 9
79000 Lviv
Ukraine
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