Kláštorný Pivovar
Bratislava
SVK

Anno 1690 steht im Wappen der Kláštorný Pivovar mitten in Bratislava, und nichts könnte irreführender sein, ist die Brauerei doch erst vor wenigen Jahren in Betrieb gegangen. Aber wollen wir noch einmal gnädig sein, denn öffnet man die Website der Brauerei und geht auf den Reiter „über uns“, dann wird ehrlich berichtet: „Im November 2015 segnete der Prior der Barmherzigen Brüder das Sudhaus und die Originalräume der alten Klosterkeller unterhalb des berühmten Flagship-Restaurants in Bratislava.“

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Kláštorný Pivovar

Keine 328 Jahre also, sondern lediglich zweieinhalb, stelle ich lächelnd fest, als wir durch den schmalen Eingang in den Schankraum treten. Wir sehen uns überrascht um: Der Schankraum ist winzig klein. Ein paar Tische nur, und auch wenn am hinteren Ende das kupferne Sudwerk lockt, sind wir doch etwas irritiert. Hatten uns Bekannte nicht davon berichtet, dass dies die Brauerei mit dem riesigen Restaurant sei, mit dem Festsaal, der nie richtig voll wäre, so groß sei er?

Die Auflösung finden wir hinter dem Treppenabgang. Ein paar Stufen gehen wir hinunter, kommen an ein paar Bücherschränken vorbei, die alte Reiseführer und Lexika, aber auch ein paar Bierbücher und – natürlich! – Bierflaschen beherbergen, und nach ein paar weiteren Stufen stehen wir schließlich in den alten Gewölbekellern. Ja, die sind in der Tat riesig groß. Viele, viele Meter lang stehen hier die Tische, im nächsten Keller erneut, und danach noch einmal. Zum Teil ist aufgestuhlt, das heißt, man rechnet gar nicht damit, den jeweiligen Saal zu benutzen, und auch die anderen Räume sind alle menschenleer.

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riesige, aber menschenleere Gewölbekeller

Eine Geisterbrauerei?

Mitnichten, aber heute ist so wunderbares Wetter, da verirrt sich niemand in die tiefen Keller; alle Gäste drängen sich stattdessen in dem kleinen Biergarten vor der Tür.

Auch wir bleiben nicht hier in den einsamen Gewölben, sondern gehen wieder nach oben und werfen zunächst einen Blick in das Reich der Braumeister. Zwei Brauer sind hier beschäftigt, erfahren wir: Jungbrauer Roman Kozák und, als sein Mentor, Ivan Chramosil, der pensionierte Braumeister des wohl berühmtesten Brauhauses in Prag, des Brauereirestaurants U Fleků.

Das Sudwerk ist nicht sehr groß, und obwohl es eigentlich hübsch in Kupfer gehalten ist, wirkt es doch ein wenig lieblos in die Ecke gequetscht. Viel Platz hat Roman Kozák hier wohl nicht, wenn er braut. Dabei hätten die riesigen Gewölbe im Untergeschoss doch beste Möglichkeiten geboten, die Brauerei wie auf einem Altar zu präsentieren und sie den interessierten Besuchern als Kronjuwelen des Betriebs zu zeigen.

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das etwas lieblos präsentierte Sudwerk

Schmucklos und eher praktisch also, und die direkt daneben gestapelten Malzsäcke (Tennenmalz aus der Mälzerei Bernard aus Rajhrad bei Brno und Spezialmalze aus der Mälzerei Weyermann aus Bamberg) unterstreichen diesen Eindruck noch.

Durch eine offene Tür können wir noch einen Blick in den Gärkeller erhaschen, der mit weißen Fliesen und Edelstahlkonstruktionen nüchtern und kalt wirkt. Was für ein Gegensatz zu der warmen Farbe der Kupfergeräte davor.

Genug gesehen, jetzt wollen wir das hier gebraute dunkle Bier noch probieren und nehmen im Biergarten vor der Tür Platz. Das normale Helle, also das elfgrädige Ležiák, und das sommerliche Leichtbier Dobre Pifko mit gerade einmal neun Prozent Stammwürze haben wir heute Mittag schon im 1. Slovak Pub ein paar hundert Meter weiter probiert – beide, Kláštorný Pivovar wie auch 1. Slovak Pub, gehören zusammen und werden wohl vom gleichen Besitzer oder Investor betrieben.

Nun also das vierzehngrädige Dunkle, das Ivan 14°. Serviert wird es im falschen Glas: Groß prangt der Schriftzug Zlatý Bažant auf dem Glaskrug. Trotzdem sieht es appetitlich aus. Eine tiefschwarze Farbe, ein leicht beigefarbener, kremiger Schaum laden zum ersten Schluck ein. Der Geschmack ist röstig, leicht bitter, ziemlich trocken, trotzdem aber gut trinkbar. Auch wenn Ivan Chramosil hier die Oberaufsicht führt und diesem Bier seinen Namen gegeben hat – es schmeckt doch deutlich anders, deutlich weniger süß als das berühmte Dunkelbier aus dem U Fleků.

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Ivan 14°

Wir genießen es trotzdem mit allen Sinnen. Die Sonne scheint, die Bedienungen im Biergarten sind freundlich und schnell, der junge Mann, der sich um unseren Tisch kümmert, strahlt gute Laune aus. Bratislava von seiner besten Seite.

Wenn auch die Essensportionen, die an den Nachbartischen serviert werden, groß sind und sehr appetitlich aussehen, so verzichten wir doch standhaft. Das deftige Mittagessen im 1. Slovak Pub ist erst wenige Momente her. Da kann das Schwarzbier noch so sehr nach einer passenden schmackhaften Begleitung rufen…

Die Kláštorný Pivovar ist täglich von 10:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Das dazugehörige Flagship-Restaurant ist nach eigenen Angaben eines der größten Restaurants Europas. Mit der Straßenbahn (Linien 1, 5 und 8) erreicht man es von der Haltestelle Poštová, Martinus aus in zweieinhalb Minuten.

Bilder

Kláštorný Pivovar
Námestie SNP 8
811 02 Bratislava
Slowakei

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