PUOR – eine Abkürzung, die durchaus Qualität verspricht. PUOR steht für Pilsner Urquell Original Restaurant, und dahinter verbirgt sich eine Kette von Bierrestaurants, die unter der besonderen Überwachung der Brauerei aus Pilsen stehen. Nicht nur, dass die Einrichtung im relativ ähnlichen Stil gehalten ist und die Küche sich auf gute, regionale Kost mit wenigen internationalen Einsprengseln konzentriert, sondern auch und insbesondere das Bier unterliegt strenger Kontrolle.
In den Pilsner Urquell Original Restaurants gibt es das Pilsner Urquell vom Tank (pivo tankové), es wird also nicht in Flaschen oder Fässer gefüllt, sondern in einer gekühlten Zisterne auf dem Lastwagen direkt bis ins Restaurant transportiert und dort in den Ausschanktank gefüllt. Dadurch hat die Brauerei die Kontrolle über den gesamten Lebensweg des Biers und kann weitgehend ausschließen, dass überlagerte Fässer oder Flaschen ausgeschenkt werden oder das Bier auf dem Weg zum Restaurant oder zur Kneipe in der prallen Sommersonne malträtiert wird.
Und man schmeckt den Unterschied. Zwar gibt es hie und da Kneipen, Bars und Restaurants, in denen das Pilsner Urquell auch aus der Flasche oder dem Fass ganz hervorragend schmeckt (immer dann, wenn es gerade frisch geliefert worden ist und der Transport offensichtlich gut geklappt hat), aber eine Garantie hat man nicht immer. Viel zu oft bekommt man ein Bier serviert, dem man anmerkt, was es alles bereits hat erleiden müssen.
In den PUORs hat man aber eine gewisse Qualitätsgarantie. Oder sagen wir es mal so: Ich bin jedenfalls dort von den Bieren noch nie enttäuscht worden (evidenzbasierte Aussage auf kleiner Stichprobenbasis).
Heute also das Pilsner Urquell Original Restaurant Prostějov. Ein namensloses Restaurant. Während die meisten PUORs einen zusätzlichen Namen haben (Kulaťák oder Drápal, beispielsweise), heißt dieses einfach nur nach der Stadt, in deren Zentrum es steht: Prostějov.
Ein schönes, altes Bürgerhaus am Masaryk-Platz im Zentrum der Stadt. Auf dem überbreiten Bürgersteig stehen ein paar Tische und Stühle, und drei große Sonnenschirme spenden gnädig ein wenig Schatten. Seit Wochen schon ächzt Südmähren unter der Hitzewelle dieses Sommers.
Kaum haben wir Platz genommen, eilt schon der freundliche Kellner auf uns zu, und mit Bezug auf die Sommerhitze fragt er: „Sie mögen doch bestimmt beide ein frisches Pilsner, oder?“ Lachend wehrt meine Frau ab: „Ich muss noch fahren, aber mein Mann trinkt gerne beide, meins und sein eigenes!“ Sie entscheidet sich für ein Alkoholfreies, während ich, in der Tat, das Pilsner trinke.
Dass es das Pilsner Urquell sein soll und nicht irgendein anderes, ist mit der Bestellung bereits eindeutig festgelegt. Während man in Deutschland alle möglichen Biere als Pilsner oder Pils bezeichnet, auch Biere, die diese Beschreibung mangels ausreichender Hopfung nicht im Traum verdient haben, ist das in Tschechien anders. Pilsner heißt nur das Pilsner Urquell, also das Original. Alle anderen Biere heißen Lager oder noch einfacher: Bier. Solange man keinen Sonderwunsch hat, sondern einfach nur ein Bier bestellt, heißt das in Tschechien immer: Ein großes Glas (0,5 Liter) eines zwölfgrädigen gutgehopften hellen Lagerbiers.
Das Pilsner, das ich bekomme (und auch das zweite danach, also das, was eigentlich meiner holden Ehefrau zugestanden hätte), unterstreicht die Qualität der PUORs. Wunderbar frisch und weich, mit einem sahnigen Schaum und einem ganz feinen Diacetyl-Aroma, ein Hauch nur. Schmeckt nicht jedem, ist aber so typisch für das Pilsner Urquell. Einmal mehr überzeugt mich das System mit den Tankbieren – das Bier schmeckt genau so, wie ich es auch vor Ort in der Brauerei in Erinnerung habe. Hier und heute also nicht die ansonsten oft angebrachte Überlegung: Warum schmeckt ein Bier frisch in der Brauerei eigentlich so völlig anders als in meiner Stammkneipe?
Während wir auf unser Essen warten, erkunde ich kurz das Innere des Restaurants. Zentral, mitten im Schankraum, stehen vier Ausschanktanks, attraktiv mit Kupfer verkleidet. Die Isolierung scheint hervorragend zu sein, denn auf der Außenseite bildet sich kein Kondenswasser. Im gleichen Kupfer die Haube, die die Theke überwölbt. Sie ist einem Braukessel nachempfunden und verleiht dem Restaurant das Flair einer kleinen Gasthausbrauerei, auch wenn der Eindruck natürlich täuscht. Kein selbstgebrautes Bier, noch nicht einmal Bier einer kleinen Regionalbrauerei, sondern Bier aus der weltberühmten Pilsener Brauerei, die 1842 das vom bayerischen Braumeister Joseph Groll erfundene Pilsner Urquell zum ersten Mal produziert und ausgeschenkt hat.
Aber es ist gemütlich und ansprechend, und wäre es heute regnerisch, dann würden wir uns auch im Innern des Lokals rundum wohl fühlen.
Mittlerweile hat der Kellner unser Essen gebracht, und ich beeile mich, zum Tisch zurückzukehren. Deftige tschechische Küche. Viel Fleisch, viel Kartoffeln. Salate oder Gemüse nur auf ausdrücklichen Wunsch. In Tschechien sind die Welle der gesunden Ernährung und der Veganismus noch nicht wirklich angekommen…
Uns schmeckt’s. Essen gut, Wetter gut, Service gut, Bier mehr als gut. Was will man mehr?
Das Pilsner Urquell Original Restaurant Prostějov ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Vom Bahnhof aus, der in Prostějov leider etwas außerhalb der Innenstadt liegt, ist man zum zentral gelegenen Restaurant gut fünfzehn Minuten zu Fuß unterwegs.
Pilsner Urquell Original Restaurant Prostějov
T. G. Masaryka 123/17
796 01 Prostějov
Tschechien
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