Über kleine Nebensträßchen und zu allem Überfluss auch noch durch ein Industriegebiet mit einer großen Recycling-Firma holpert man mit dem Auto, bis man endlich am kleinen Yachthafen von Skelleftehamn ankommt – kein Vergleich also mit den Yachthäfen Monacos oder Nizzas, sondern ganz unprätentiöses Umfeld. Auch rund um die kleinen Anleger – keine mondänen Luxusyachten, die eher schon an mittelgroße Kreuzfahrtschiffe erinnern, sondern kleine Segelboote für den Freizeitspaß am Wochenende und während der langen Sommertage auch mal nach Feierabend.
Vor dem kleinen Hafen mehrere Hallen, in denen Boote eingelagert, gewartet und repariert werden, und in einer dieser Hallen sogar seit 2011 ein kleines, elegantes Restaurant, das nach einigen Anlaufschwierigkeiten seit Juni 2011 auch über eine eigene, kleine Brauerei verfügt, Kallholmens Maltbryggeri.
Im Restaurant werden für – für schwedische Verhältnisse durchaus faire – Preise leckere Fisch- und Fleischgerichte serviert. Nichts Exotisches, aber schmackhaft und wirklich ausgezeichnet zubereitet. Und aus dem Restaurant heraus blickt man auf die Segelboote und über einen erstaunlich großen Biergarten hinweg, der sicherlich nur im Sommer bei allerbestem Wetter, und dann wohl auch nur an den Wochenenden einmal wirklich voll sein wird.
Viel spannender für den Bierreisenden ist es aber, wenn er den Blick von den Booten losreißt und sich um 180° dreht. Seemann, lass das Träumen…
… und erinnere Dich, warum Du hier bist, Du Möchtegern-Seemann, Landratte, die Du bist. Wegen dem Bier nämlich!
Durch zwei kleine Glasfenster sieht man die Brauerei. Zwei kupferne Kessel tschechischer Produktion stehen dort, daneben die üblichen Gerätschaften, Kisten, Kästen und Eimer. Alles wirkt eher wie auf Kleinproduktion zum Flaschenverkauf optimiert, man legt wenig Wert auf attraktive Optik. Auf Sauberkeit aber schon. Steht man als Restaurantbesucher an dem kleinen Fenster und schaut den Brauern zu, wirkt alles eher wie in einer gepflegten Autowerkstatt, als wie in einer auf Besucherbetrieb ausgelegten Brauerei.
Gleichwohl – die hier produzierten Biere sind zum Zeitpunkt unseres Besuches, am 4. August 2011, ganz hervorragend. Unter Anleitung eines kleinen Teams aus Tschechien, das auch die Brauanlage installiert hat, hat Brauer Per Lundmark in den Wochen vor Eröffnung der Brauerei zunächst drei Biere entwickelt: Ljus Lager, Färsk Ale und Levande Lager. Das erste und das dritte jeweils im Stil eines klassischen, ungefilterten Pilsner, nur unterschiedlich stark, und das Färsk Ale als ein Britisches Ale, allerdings gefiltert.
Jedes dieser Biere für sich schmeckt frisch, aromatisch und recht ausdrucksstark und macht Lust auf mehr, und der nette Kellner macht uns ohne Umschweife darauf aufmerksam, dass man durchaus noch in der Experimentierphase sei, und vielleicht würden die Biere sich in Zukunft auch ein wenig anders entwickeln. Das hinge auch von den Rückkopplungen durch die Besucher ab.
Unsere Rückkopplung ist positiv. Leckere Biere, ein ebenso leckeres Essen, und ein Restaurant mit Blick über den Yachthafen auf die See. Was will man mehr? Die Anfahrt durch das Industriegebiet ist in dem Moment vergessen, in dem man das Auto verlässt und hier Platz nimmt, auf die Wellen hinausschaut, in die Sonne, und die ganze Hetze und Last des Alltags von sich abfallen lässt.
Das Restaurant der Brauerei Kallholmen ist täglich ab mittags geöffnet, mit einer kurzen Unterbrechung am Nachmittag – wenn jemand da ist, wird aber weiter Bier ausgeschenkt, lediglich die Küche ist geschlossen. Durch die Lage im Industriegebiet ist es leider nur mit dem Auto erreichbar, oder von einem Hotel in Skelleftehamn aus vielleicht mit einem geliehenen Fahrrad.
Kallholmens Maltbryggeri AB
Brädgårdsvägen 2
932 33 Skelleftehamn
Schweden
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