Ein schöner Tag in Ljubljana war es gewesen, und zum Abschluss fehlt jetzt eigentlich nur noch eine Kleinigkeit zu essen und ein Bier. Auf dem Weg zurück zum Hotel liegt die Großbrauerei Union, die zum Heineken-Konzern gehört, und dort gibt es einen Biergarten. Das dient auf alle Fälle schon einmal als Rückfallposition, falls uns ansonsten kein einladendes Bierrestaurant ins Auge springt.
Gemütlich bummeln wir die Bahnhofsstraße entlang und sehen auch schon an ihrem Ende den Hauptbahnhof Ljubljanas, als wir rechter Hand den Schriftzug Kratochwill erblicken. Irgendwo im Hinterkopf arbeitet es. Kratochwill? Das war auf alle Fälle in der Liste der Brauereien Sloweniens mal erwähnt gewesen. Also, dann gehen wir doch einfach mal hinein und schauen, was uns erwartet.
Der Biergarten ist gemütlich, die schwarzen Eisengitter sind mit bunten Blumenkästen geschmückt, und an den robusten Holztischen verlieren sich ein paar Gäste. Viel los ist nicht, vielleicht ist es noch zu früh für den großen Andrang zur Abendessenszeit.
Wir werfen einen Blick in das Innere der Gaststube. Sie wirkt ein wenig altmodisch und schon etwas abgewohnt, aber trotzdem einladend. Nur eine Brauerei ist nirgends zu sehen. Sollte ich mich etwa vertan haben? Hat mir mein Gedächtnis einen Streich gespielt? Ach, egal, wir setzen uns jetzt in den Biergarten, es wird schon etwas Leckeres geben.
Die Speisekarte verspricht viel Deftiges, aber auch ein paar Salate. Und, wir blättern noch einmal um, auch ein paar Biere. Kratochwill Svetlo ali Temno. Kratochwill Hell oder Dunkel, also. Ich habe mich doch nicht getäuscht. Kratochwill ist eine Brauerei. Je ein Helles und ein Dunkles, bitteschön, signalisieren wir der Bedienung, und dann schaue ich doch einmal in meinem schlauen Telefon nach, was es nun mit der Brauerei hier auf sich hat.
Die eigentliche Brauerei Kratochwill ist eine Gasthausbrauerei, die sich im riesigen Einkaufszentrum BTC etwas außerhalb der Stadt befindet. Irgendwo auf der eine Viertelmillion Quadratmeter großen Verkaufsfläche stehen die kupfernen Geräte des Sudwerks, auf denen das Kratochwill-Bier entsteht (und mit Masse auch direkt vor Ort getrunken wird). Hier in der Bahnhofsstraße gibt es nur einen Ausschank, die Enota Kolodvor, und in der sitzen wir jetzt gerade.
Bis ich dies alles gelesen habe, kommt auch die Kellnerin schon wieder und serviert uns unsere beiden Biere. Schön schauen sie aus: Eingeschenkt in runde, fast schon kugelige Gläser. Das Temno ist fast schwarz, während das Svetlo in orangenen Farbtönen schimmert. Lediglich der Schaum lässt bei beiden Bieren etwas zu wünschen übrig.
Wir freuen uns auf den ersten Schluck, greifen zu den Gläsern, setzen an und … schauen uns enttäuscht an. Nee, das war wohl keine gute Idee, hier auf ein Tagesabschlussbier einzukehren. Das hat der schöne Tag zum Abschluss nicht verdient. Das Temno, also das dunkle Bier, schmeckt kratzig und hat ein unangenehmes Farbmalzaroma; das Svetlo hingegen schmeckt dumpf und hat eine gewaltige DMS-Note, so, als habe ich gerade eine Konservendose mit Gemüse geöffnet und würde nun das Erbswasser trinken.
Gäbe ich jetzt bei Google den Suchbegriff „Gutes Bier in Ljubljana“ ein, würde ich Kratochwill nicht wirklich unter den ersten fünfzig Suchergebnissen finden wollen, erzähle ich meiner holden Ehefrau. Wir lachen herzlich und sind uns einig: Da werden wir wohl noch im Biergarten der Union-Brauerei einkehren müssen, um den Nachgeschmack runterzuspülen. Schade!
Der Vollständigkeit halber sei aber wenigstens den Salat mit Hühnerbruststreifen noch erwähnt, der zwar keine kulinarische Besonderheit war, aber durchaus gut schmeckte. Da gab es, im Gegensatz zum Bier, nichts zu meckern. Gute, solide Hausmannskost. Und auch die Bedienung war nicht unfreundlich, wenn sie auch ein wenig irritiert schaute, als wir nach dem Bezahlen die noch mehr als halbvollen Biergläser am Tisch stehen ließen und gingen.
Die Pivovarna in Pivnica Kratochwill d.o.o. enota Kolodvor ist ein Ausschank der Brauerei Kratochwill, die sich etwa drei Kilometer außerhalb des Stadtzentrums in einer Shopping Mall befindet. Der Ausschank in der Bahnhofsstraße ist montags bis freitags von 09:00 bis 22:00 Uhr und sonnabends von 11:00 bis 22:00 Uhr geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Durch die zentrale Lage ist der Ausschank mit Fern- und Nahverkehrszügen und allen möglichen Bussen bequem zu erreichen; einfach am Hauptbahnhof aussteigen und zwei Minuten in Richtung Süden laufen.
Pivovarna in Pivnica Kratochwill d.o.o.
enota Kolodvor
Kolodvorska 14
1000 Ljubljana
Slowenien
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