Der Bierbrauer: Hopfen, Malz und Abenteuer
Mörfelden
DEU

Eine nette Video-Reportage offenbart (unabsichtlich?) das Elend des deutschen Biertrinkerwesens

Mittlerweile haben auch die Medien registriert, dass sich in Sachen Bier einiges in Deutschland (zum Besseren?) ändert. Immer öfter berichten auch die öffentlich-rechtlichen Sender über neue Brauereien, neue Biere, Bierfestivals, Braukurse oder Verkostungen. Sehr schön.

Würde ich zu jeder dieser Sendungen meinen Kommentar abgeben, nun, ich hätte kaum noch Zeit, in meinem Blog über anderes zu schreiben. Warum heute also ein kurzes Artikelchen über die Sendung Der Bierbrauer: Hopfen, Malz und Abenteuer, in der der Hessische Rundfunk die kleine Brauerei Faselbräu aus Mörfelden bei ihren ersten Schritten begleitet?

Weil dieser kleine Beitrag nicht nur zeigt, mit welchen Schwierigkeiten der Aufbau einer neuen Brauerei „from scratch“, also bei Null beginnend, verbunden ist, sondern auch das Elend des deutschen Biertrinkerwesens offenbart. Letzteres vermutlich unabsichtlich.

Faselbräu, Mörfelden, Bier in Hessen, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Brauerei
Screenshot der Startseite des Beitrags

Fast eine halbe Stunde lang schaue ich den in der Mediathek noch bis zum 29. Juli 2019 verfügbaren Bericht, freue mich an der ruhigen Berichterstattung, an den netten, teilweise familiären Szenen und habe das Gefühl, Andreas Wohlsperger und seine Frau Charlene fast schon persönlich kennenzulernen.

Bei Minute 26:05 beginnt dann ein Abschnitt darüber, dass es Andreas und Charlene gelungen ist, ihr Faselbräu im örtlichen Getränkemarkt zu listen. Kamera und Zuschauer begleiten Andreas in den Markt und beobachten die Reaktion der Kunden auf das neue Bier.

Minute 27:07. Es tritt auf: Der deutsche Biertrinker. Er entdeckt das neue Bier im Regal; nach der eher oberflächlichen Frage „Seit wann gibt’s denn so was?“ folgt Andreas‘ kurze Erläuterung. Seit heute im freien Verkauf, kleine Auflage, sieben verschiedene Biere. Und dann, dann kommt’s:

Minute 27:20. Das personifizierte Elend des deutschen Biertrinkerwesens. Wo kommt das Bier her? Interessiert nicht. Wie schmeckt es? Interessiert nicht. Die erste und einzige inhaltlich relevante Frage lautet:

„Und, was kost‘ des?“

Ich könnte losschreien. Da haben wir es wieder. Deutsche Biertrinker sind Preis- und Volumentrinker. Es wird im Getränkemarkt nur nach Preis gekauft, nicht nach Geschmack. Der ist dem deutschen Volumentrinker völlig egal. Hauptsache viel Rausch für wenig Geld.

Es ist zum Heulen!

Das Elend endet bei Minute 27:49. Nach angestrengtem Rechnen kommt die Schlussbemerkung des deutschen Biertrinkers: „Das sind 27,- EUR die Kiste.“ Pause. „Naja…“

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.