Green Gold Brewing
Šempeter v Savinjski Dolini
SVN

Lässt man in einer Unterhaltung mit Brauern oder erfahrenen Biertrinkern beiläufig den Namen der Stadt Žatec fallen, erntet man anerkennende Blicke. Mit wissendem Nicken und schnalzender Zunge heißt es dann: „Žatec? Ach ja, Saaz in Tschechien. Der herrliche Saazer Hopfen!“ Man weiß Bescheid.

Ändert man nur einen winzigen Buchstaben, dann sieht die Reaktion ganz anders aus: „Žalec!“

„Žalec? Du meinst Žatec!“

„Nein, meine ich nicht. Žalec!“

„Hm, nie gehört!“

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Žalec, nicht Žatec!

Žalec ist ein kleines Städtchen mitten in Slowenien, in der Untersteiermark, und bis auf den fehlenden Ruhm hat es viel mit Žatec in Böhmen gemeinsam – nicht ohne Grund nennt sich das Sanntal, in dem Žalec liegt, nämlich Tal des grünen Golds. Hier wie dort erstrecken sich die Hopfenfelder bis zum Horizont. Leuchtend grün ranken sich die Hopfenpflanzen an den Drähten der Gestelle empor, eine neben der anderen, in endlosen Reihen bis zum Horizont. Im August und September erfüllt der intensive Hopfenduft die ganze Region, und wenn die Erntezeit beginnt, herrscht überall emsiges Treiben.

So stehe ich denn heute auch mitten im Sanntal, der Savinjska Dolina, zwischen den Hopfenfeldern. Grünes Gold soweit das Auge reicht. Vor mir liegt die kleine Ortschaft Sankt Peter, Šempeter v Savinjski Dolini, und direkt am Rand der Ortschaft der Hopfenhof Rojnik. Seit 1880 baut die Familie Rojnik hier Hopfen an, und ihr Hof hat sich mittlerweile zu einem der größten Hopfenanbaubetriebe Sloweniens entwickelt.

Ganze Wagenladungen frisch geernteter Hopfenpflanzen werden auf den Hof gefahren, wo eine Handvoll Arbeiter Ranke für Ranke sorgfältig in eine riesige Maschine einfädelt, in der die Dolden automatisch von der Pflanze gezupft und aussortiert werden. Eine Ranke nach der anderen verschwindet in der Maschine, und am anderen Ende kommen, fein säuberlich getrennt, der Grünschnitt und die Hopfendolden heraus. Ein riesiger Berg des grünen Golds liegt vor uns und duftet verführerisch.

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Hopfenernte

Grünes Gold – Green Gold. Diesen Schriftzug sehen wir auch auf der anderen Seite der Straße. Unübersehbar prangt er an der anderen Hälfte des Hofs, und direkt darunter sehen wir den Eingang zu einer kleinen Brauerei. Luka Rojnik, Sohn des Hopfenbauerns, hat sich in der großen Halle einen Traum erfüllt und im letzten Jahr eine eigene Brauerei eröffnet – Green Gold Brewing.

Ich gehe durch den Eingang und treffe auf seinen Brauer, der mich einmal durch die kleine Brauerei führt. Ein 5-hl-Sudwerk steht winzig klein und verloren in einer riesigen Halle, fast so, als müsse es noch wachsen. „Ja, das war unser erster, vorsichtiger Schritt. Aber nachdem sich unsere Biere alle gut verkaufen, plant Luka jetzt, im Herbst auf 25 hl zu vergrößern.“

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Bierprobe

Er öffnet einen Kühlschrank an der Seite des Raums und drückt jedem von uns eine Dose Bier in die Hand. „Wenn ich schon erzähle, wie gut unsere Biere schmecken, dann sollt Ihr Euch auch selbst einen Eindruck davon verschaffen können. Aber …“ Er dreht sich noch einmal zum Schrank um. „… direkt aus der Dose trinken wir das natürlich nicht. Wäre doch schade um die herrlichen Hopfenaromen!“ Stattdessen reicht er uns ein paar Teku-Pokale für die standesgemäße Verkostung.

Wir setzen Dosen und Gläser auf einer Plastikkiste ab und schenken uns einen ersten Probierschluck ein. Beide Biere, das Hop Princess wie auch das Povodni Mož, schmecken ausgezeichnet. Kräftige, sehr dominante Hopfenaromen, die auch heute, wo die Luft im Dorf doch sowieso schon hopfengeschwängert ist, prägnant herausduften und -schmecken.

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Blick in den Gärkeller

Wir gehen ein paar Schritte weiter in die Nachbarhalle. Sechs kleine und fünf große Lagertanks stehen hier. „Aber das werden noch mehr. Wenn wir das Sudwerk aufrüsten, brauchen wir natürlich auch mehr Tanks“, heißt es. Platz ist genug vorhanden – die Hallen sind riesig und mit dem derzeitigen Equipment noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt.

Wir sehen uns noch die Dosenabfüllmaschine mit integriertem Etikettierer an. Die Dosen sind in einem Standard-Layout gehalten; für die verschiedenen Sorten kommt dann nur ein zusätzliches Klebeetikett hinzu. „Die Maschine ist das teuerste an der ganzen Brauerei“, grinst der Brauer, dessen Namen wir leider vergessen haben, zu erfragen. „Aber sie ist jeden Cent wert. Ein tolles Spielzeug!“

Wir wenden uns wieder den Bieren zu und nehmen noch ein paar kleine Schlucke. Sowohl das Session IPA Hop Princess als auch das IPA Povodni Mož überzeugen auf ganzer Linie. Hopfen ohne Ende. Kunststück, wenn die Brauerei dem Sohn des Hopfenbauern gehört und direkt neben dem Hopfenhof liegt, kann man natürlich aus dem Vollen schöpfen. Nur der beste und der frischeste Hopfen, und davon dann natürlich auch reichlich. Herrlich!

Nachdenklich drehe ich meine Bierdose mit der Hop Princess in der Hand hin und her. Das Bier ist hervorragend, aber das Etikett gefällt mir überhaupt nicht. Sexismus pur. Eine vollbusige Brünette sitzt mit gespreizten Beinen auf einem fast schon phallusförmigen Hopfensack und streckt aufreizend ihre Zunge heraus. Ein dünne Hopfengirlande setzt ihre großen Brüste mehr in Szene, als dass sie sie verdeckt, und der hochgerutschte Minirock gibt den Blick frei auf ihren knappen Slip.

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Ist dieses Label weniger sexistisch, wenn man weiß, dass es von einer Frau gestaltet wurde?

„Glaubt Ihr, dass Eure Biere das nötig haben, so sexistisch beworben zu werden?“, frage ich provozierend und bekomme eine ehrliche Antwort: „Mir gefallen sie auch nicht. Kaum ein Mann dürfte frei davon sein, diese Grafik als sexuell anziehend zu empfinden, aber als Bierwerbung passt es überhaupt nicht. Viel zu sexistisch und geradezu Frauen verachtend. Luka findet es aber gut, und zu allem Überfluss sind die Etiketten von einer Freundin von ihm entworfen. Die kommt dann sogar noch mit Vorschlägen, die die Bilder noch sexistischer machen, setzt also gewissermaßen immer noch ein Detail oben drauf.“

„Wird Sexismus weniger sexistisch, wenn er von Frauen auf Kosten von Frauen ausgelebt wird?“, stelle ich mir fast schon philosophisch die Frage, ohne sofort eine einfache Antwort zu finden. Luka hingegen ist frei von diesen komplizierten Überlegungen. Für ihn ist die Sache einfach: „Our labels are drawn by a young lady and thus we can’t really say it’s sexist.”, stellt er bei Facebook fest, und damit ist für ihn die Diskussion beendet. Sein Brauer sieht es differenzierter, und auch meine holde Ehefrau hat da so ihre Zweifel, ob man sich das so einfach machen kann.

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zukünftig gibt es auch hier fassgereifte Biere

Mit dem Bierglas in der Hand – die Dosen haben wir auf der Plastikkiste stehen gelassen – schauen wir uns noch den Rest der Brauerei an, bestaunen die Eichenfässer, in denen bald ein paar Starkbiere lagern werden, und werfen einen Blick in die große Auslieferungshalle, die derzeit fast leer ist. „Es war ein heißer Sommer; wir konnten gar nicht so schnell brauen, wie das Bier verkauft wurde“, stellt unser Brauer lakonisch fest. „Es wird Zeit für die Erweiterung!“

Mit gemischten Gefühlen verlassen wir die kleine Brauerei. Der kleine Einblick in den Hopfenhof hat uns gut gefallen. Die Biere, die wir verkostet haben, waren ganz ausgezeichnet. Die Brauerei macht rundum einen guten Eindruck. Aber die Etiketten? Hat die Gesellschaft in Slowenien bezüglich Gleichberechtigung, Sexismus und Unterdrückung wirklich noch einen so weiten Weg vor sich? Da hatten wir in Ljubljana doch eigentlich einen besseren Eindruck gewonnen, wenn auch zwei Tage nicht lang genug waren, um wirklich hinter die Kulissen blicken zu können.

Hm…

Die Brauerei Green Gold Brewing ist ein kleiner Handwerksbetrieb ganz weit draußen auf dem Dorf. Es gibt keinen Ausschank und keine festen Öffnungszeiten; telefonische Absprache ist empfohlen. Aber immerhin ist sie mit der Bahn zu erreichen – etwa einmal pro Stunde kommt in Šempeter ein Bummelzug vorbei, und vom Bahnhof aus sind es etwa fünfzehn Minuten durch das Dorf und über die Hopfenfelder bis zum Hopfenhof Rojnik und der Brauerei.

Bilder

Green Gold Brewing
Spodnje Grušovlje 2
3311 Šempeter v Savinjski Dolini
Slowenien

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