Wir sitzen auf dem Hauptmarkt, dem Glavni Trg, mitten in Maribor, der zweitgrößten Stadt Sloweniens, essen eine Kleinigkeit und trinken einen Kaffee. Das Heineken haben wir uns geschenkt und lieber ein Mineralwasser zum Essen getrunken.
Vor wenigen Minuten sind wir erst in der Stadt angekommen, haben nur eben schnell die Koffer ins Hotelzimmer gestellt und sind dann mit einem Bärenhunger losgezogen – ganz gegen meine Gewohnheit, ohne dass wir vorher ein paar gute Bier-Adressen im Internet erkundet hätten. Und wie zur Strafe endeten wir auf einer Terrasse, auf der es zwar gutes Essen gab und eine süße junge Dame sich in unsere Herzen kellnerte, auf der es aber an Bier mangelte. Mineralwasser zum und Kaffee nach dem Essen, also.
Hm, aber die Zeit beim Kaffee kann man ja nutzen, und so finde ich denn auch das eine oder andere Café, die eine oder andere Bar, wo wir nachher noch ein gutes Bier bekommen können. Eine Mikrobrauerei oder eine richtig gute Bierbar suche ich allerdings vergeblich. Irgendwie tut sich Onkel Google heute aber auch schwer. Seufzend blicke ich auf, sehe erst meine holde Ehefrau an, dann die hübschen Fassaden des Hauptmarkts. Mein Blick springt von einem Haus zum nächsten.
Moment mal, da war doch was. Zwei Augensprünge zurück! Ein schwarzer Holzladen, der abends vor eine schmale Eingangstür geklappt wird, trägt eine vertraute Aufschrift: B E E R. „Schnell, lass uns zahlen, wir müssen los!“
„Geht’s noch?“ Meine Frau schaut mich an. „Woher denn diese Hektik?“
Ich setze mich wieder hin. „Ja, okay, stimmt. Wir haben ja Urlaub. Also, lass uns langsam zahlen und dann langsam losgehen. Und zwar genau dort hin!“ Ich deute auf den Eingang am gegenüberliegenden Ende des Markts. Meine Frau folgt meinem Fingerzeig und lacht: „Na gut. Was immer sich dort verbirgt, hoffentlich ist da auch etwas Leckeres für mich dabei!“
Wir überqueren den Markt und kommen in den Pivarna – Beer Shop Maribor. Ein winziges, aber kunterbuntes Bierlädchen mit einem abwechslungsreichen Angebot an Bieren aus dem ganzen Land und darüber hinaus. Groß sind die Regale nicht, aber dicht an dicht stehen hier die Flaschen. Immer nur zwei oder drei von jeder Sorte, aber die zahlreichen Kisten und Kästen, die unter und neben den Regalen gestapelt sind, lassen vermuten, dass dort noch mehr lagert, so dass auch etwas größere Wünsche erfüllt werden können.
Vorgestern erst haben wir in Ljubljana unsere Biervorräte aufgefüllt, heute brauchen wir eigentlich nichts mehr. „Wir wollen nur mal kucken“, signalisieren wir dem netten jungen Mann hinter der kleinen Theke, die über und über mit bunten Kronkorken geschmückt ist. „Ja, ja, na klar“, nickt er und grinst, als hätte er uns schon durchschaut.
Und richtig. Wie wir so an den Regalen entlang gehen, wandern unsere Hände immer wieder wie unabsichtlich in die Fächer, nehmen eine der Flaschen, drehen sie, so dass die Etiketten auf beiden Seiten sorgfältig studiert werden können, und stellen sie wieder weg. Plötzlich! Was war das? Hat die Hand meiner Ehefrau da gerade die Flasche nicht wieder zurück ins Regal, sondern auf die Theke gestellt? Ich fasse es nicht. Und was macht meine Hand da? Das Russian Imperial Stout in meiner Hand wird plötzlich unendlich schwer. Ich schaffe es nicht mehr, es bis in das obere Fach zurückzustellen. Mit letzter Kraft wuchte ich die Flasche nur noch bis auf den Tresen neben der Kasse.
Magische Kräfte scheinen hier zu walten, und das Sammelsurium neben der Kasse wird im gleichen Tempo größer, wie das Grinsen des jungen Mannes breiter wird…
Ach, so viele interessante Biere von winzigen Brauereien. Wir müssten mehr als nur einen kleinen Rucksack dabei haben, denke ich, aber schließlich gelingt es uns doch noch, ein Ende zu finden. Weniger als ein Dutzend Flaschen sind es dann, aber immerhin: Der gute Vorsatz, heute nichts zu kaufen, war wahrscheinlich schon beim Durchschreiten der Eingangstür hinfällig gewesen…
Seit Ende 2015 gibt es dieses kleine Lädchen hier am Hauptmarkt, erfahren wir, während wir zahlen. Zunächst sei es woanders gewesen, dann aber, nach ein paar Monaten schon, hierher umgezogen. Fast alle slowenischen Kleinbrauereien seien vertreten, und in einem zweiten Regal auf der anderen Seite des Raums stünden noch internationale Spezialitäten, vor allem aus Belgien und Deutschland. Und, ganz wichtig: Auf dem Hauptmarkt gebe es in ein paar Wochen wieder das große slowenische Bierfestival, und der Pivarna – Beer Shop Maribor sei Organisator dieses Bierfestes. Ob wir nicht Ende September wiederkommen wollten?
Lachend müssen wir absagen. Das ist leider zu weit. Aber heute Abend könnten wir mit dem Inhalt des Rucksacks ganz bequem unser eigenes Bierfestival veranstalten. Auf der Bettkante im Hotelzimmer… Fröhlich winkend verlassen wir das kleine Bierlädchen. Viel Bierkultur gibt es in Maribor wohl noch nicht, aber mit diesem Lädchen ist zumindest schon ein guter Anfang gemacht!
Der Pivarna – Beer Shop Maribor, der auch eine Ausschank-Lizenz hat, so dass man auf den zwei, drei Stühlen, die sich im Laden oder bei gutem Wetter davor finden, sein Bier auch direkt vor Ort trinken kann und darf, ist dienstags bis donnerstags von 13:00 bis 19:00 Uhr geöffnet; freitags schon ab 12:00 Uhr; sonnabends nur am Vormittag von 09:00 bis 13:00 Uhr. Sonntags und montags ist zu. Zu erreichen ist der kleine Laden ganz einfach – der Glavni Trg, der Hauptmarkt, ist das Zentrum der Stadt, und direkt vor der Tür halten die Busse der Linien 7, 12, 15 und 19.
Pivarna – Beer Shop Maribor
Glavni Trg 7
2000 Maribor
Slowenien
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