Der Bierzauberer – das sind mittlerweile vier Bücher, die die Geschichte des Bierbrauens in Mitteleuropa in Romanform beschreiben. Spannend geschrieben wie Krimis. Vier Bücher, in denen historisch belegte Fakten jeweils einer Epoche mit so viel Fiktion miteinander verbunden werden, wie nötig ist, dass sich eine Geschichte ergibt, die sich so zwar bestimmt nicht zugetragen hat, aber haben könnte.
Während die ersten drei Bände rasch hintereinander erschienen (2008, 2009 und 2010), ließ der vierte Band bis 2017 auf sich warten, und noch viel länger hat es gedauert, bis ich ihn mir gekauft habe. Nun liegt er im Regal, aber bevor ich ihn lese, krame ich noch einmal die ersten drei Bände hervor und lese sie erneut.
Heute also der erste Band – Der Bierzauberer.
Die fiktive Hauptfigur des Romans, Niklas von Hahnfurt, ein Bauernsohn aus dem Fränkischen, geboren 1248, entschließt sich, den Beruf des Bierbrauers zu erlernen, verlässt seinen Heimatort Hahnfurt und beginnt eine lebenslange und abenteuerliche Reise durch Mitteleuropa. Das Brauen prägt sein Leben, und er prägt auch die Brau- und Bierwelt des dreizehnten Jahrhunderts.
Auf seinen Reisen begegnet er vielen realen Personen der Geschichte, macht das Brauen mit Hopfen populär, entdeckt die Möglichkeiten des Mälzens von Getreide und lernt oder erfindet so manchen Kniff, mit dem sich der Brauprozess besser beherrschen lässt. Doch sein Erfolg beschert ihm Neider, die rasch zu Todfeinden werden. Wohin auch immer es ihn zieht, wo immer er auch als erfolgreicher Brauer wirkt, er entkommt seinen Verfolgern nicht. Er wird des Hexenwerks angeklagt, verdächtigt, Pilger vergiftet zu haben, und gerät mit der Kirche in Konflikt. Schließlich steht er seinem Erzfeind Auge in Auge gegenüber, und es kommt zu einer Auseinandersetzung, die nur einer von beiden überleben wird.
Günther Thömmes verbindet eine ungeheure Fülle an historischen Details zu einer Rahmenhandlung, in der Niklas von Hahnfurt seine Abenteuer erlebt. Niklas‘ erworbenes Wissen und seine Fertigkeiten beruhen auf zahlreichen Erfindungen und Erneuerungen im Brauprozess, neuen Erkenntnissen, Verfahren und Techniken, die in seiner Zeit entwickelt wurden. Detaillierte Beschreibungen dieser Fortschritte machen das Buch für den Bierliebhaber interessant; die spannende Rahmenhandlung verwandelt es in einen historischen Kriminalroman. Eine schöne Mischung aus Sachbuch und Krimi.
Rund 350 Seiten Lesevergnügen.
Und am Ende bleibt nur eine Frage offen: Wer beim Verlag kam auf die Idee, bei der ersten Auflage Teile des Textes auf der hinteren Umschlagseite in Dunkelblau auf schwarzem Hintergrund zu drucken? Bei Tageslicht ist das schon nur schwer zu erkennen, bei Kunstlicht fast überhaupt nicht mehr.
Günther Thömmes
Der Bierzauberer
Gmeiner-Verlag GmbH
Meßkirch, 2008
ISBN 978-3-89977-746-8
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