Fat Cat Brewery & Pub
Praha
CZE

Es ist Anfang November, und Prag ist voll wie in der Hauptsaison. Gerade erst waren wir etwas abseits der Altstadt gemütlich in der Brauerei Ossegg gewesen, und nach ein paar wirklich guten Bieren entschlossen wir uns, statt mit der Metro zu fahren, doch lieber zu Fuß einmal durch die Stadt zu gehen, um zur Kleinseite zu gelangen.

Was für eine fatale Fehlentscheidung. Jetzt, im November, so hatten wir gedacht, werden wir rasch durch die Gassen laufen können, und in spätestens einer Viertelstunde wären wir auf der anderen Seite der Moldau. Stattdessen stehen wir im Fußgängerstau. Vor uns japanische Touristen, hinter uns deutsche. Links von uns Amerikaner, rechts von uns Spanier. Schulter an Schulter stehen wir dicht gedrängt in der Karlsstraße, es geht weder vor noch zurück, und zu allem Überfluss kommt uns auch noch eine Gruppe junger Männer entgegen, die einen Junggesellenabschied feiern. Schon so schon kräftig angetrunken, dass wir in dem Gelalle nicht einmal mehr deren Sprache und somit ihre Herkunft identifizieren können.

Da sehe ich aus dem Augenwinkel ein Schild: „Brewery & Pub“. Ohne dass ich es wirklich gelesen haben kann, schaltet mein Unterbewusstsein bereits den Brauerei-Alarm an und übernimmt die Kontrolle. Wie von selbst lenken sich meine Schritte nach links, vorsichtig gleite ich zwischen den dicht an dicht stehenden Menschen hindurch, und nach wenigen Sekunden stehe ich im Eingang der Fetten Katze: Fat Cat Brewery & Pub.

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cofFat Cat Brewery & Pub

Sekunden später taucht meine holde Ehefrau aus dem Gewühl auf. Nachdem ich plötzlich verschwunden war, hatte sie den Schriftzug auch gesehen und wusste dann auch sofort, wo ich zu finden war.

Fat Cat? Irgendwann habe ich mal ein Bier aus der Permon-Brauerei in Sokolov getrunken, das so hieß, aber von einer Brauerei dieses Namens in Prag war mir bisher eigentlich nichts bekannt. Hinein also!

Uns empfängt eine kunterbunte, allerdings auch recht touristische Atmosphäre. Es ist erst später Nachmittag, aber schon gepackt voll. Eine junge Dame weist uns einen kleinen noch freien Zweiertisch in einem der Nebenräume zu – Glück gehabt. Wir verschnaufen einen Moment, lassen unseren Blick durch den Raum schweifen und versuchen, zu erfassen, wo wir denn jetzt hingeraten sind. Junge und moderne Küche wird angeboten, Burger und Bier, daneben aber auch klassische tschechische Gerichte, ohne die eine Touristenfalle in Prag nicht auskommen kann.

Auf dem Tisch entdecken wir eine recht umfangreiche Bierliste, und an der Wand auch einen Hinweis, dass man einen Biertester mit sechs Probiergläsern bestellen kann. Ohne weitere Worte ist klar, was wir machen, und mit einem kurzen freundlichen Fingerzeig ordere ich bei dem jungen Mann, der für unseren Tisch zuständig ist, zwei Testbrettchen.

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Testbrettchen

Augenblicke später stehen sie vor uns, und wir können uns nun endlich in Ruhe einmal dem Bierangebot widmen und die Bierliste studieren. Rasch wird klar: Eine Brauerei ist das hier nicht, auch wenn es im Namen Brewery & Pub heißt. Es gibt lediglich ein Hausbier, nämlich eben das Fat Cat aus der Brauerei Permon, an das ich gerade eben schon hatte denken müssen. Alle anderen Biere der Liste sind, nun ja, noch nicht einmal immer richtige handwerkliche oder kreative Biere, sondern zum großen Teil einfach nur Biere von kleineren Regionalbrauereien, die weder vom Stil noch von der Rezeptur etwas Besonders sind, und wohl auch bei großzügiger Interpretation von der Jugend nicht als Craftbiere verstanden werden würden.

Aber egal, wir probieren unsere sechs Gläser trotzdem mit Genuss durch.

Den Auftakt macht ein einfaches Lager aus der Klášter Brauerei. 4,6%, eine leichte Diactylnote, leichte Hopfung, feiner Malzkörper. Ein Alltagsbier ohne Höhen und Tiefen. Zisch und weg. Fein, aber nicht besonders erwähnenswert.

Es folgt das Hausbier, das Fat Cat American Pale Ale. Schöne Hopfenaromen, ein runder Malzkörper, auf dem sich die ausgeprägte, aber nicht übermäßige Hopfenbittere gut entfalten kann. Vielleicht etwas zu stark gespundet, aber dennoch, ein ordentliches Bier, und mit 4,8% auch noch nicht zu stark.

Weiter geht’s mit dem Weizenbier aus dem Hause Primátor. Oft in internationalen Bierwettbewerben dekoriert, ist es eines der besten, wenn nicht sogar das beste tschechische Weißbier. Stilistisch passt es sich nahtlos in die bayerische Weißbiertradition ein. Bananige Aromen, ein Hauch Gewürznelke, erfrischende Spundung und Spritzigkeit, 4,8% Alkohol. Allerdings habe ich selten ein Bier getrunken, das so wenig mit dem Verkostungsglas harmoniert hat. Ein Weißbier aus einem zylindrischen, gedrungenen Verkostungsglas, das passt einfach nicht.

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insgesamt zehn Zapfhähne

Bier Nummer Vier: Demon aus dem Haus Vysoký Chlumec. 5,2% Alkohol. Bernsteinfarben, mit kremigem Schaum. Malzig-süßlich und vollmundig. Könnte als solides Märzen durchgehen, ist aber ein wenig zu fruchtig. Vielleicht obergärig? Ich habe keine Lust, es jetzt zu googeln und belasse es bei diesem Eindruck.

Das vorletzte Bier ist ein Cherry-Bier aus der Brauerei Rohozec mit 3,9%. Leider enttäuschend. Das Kirscharoma wirkt künstlich, chemisch gar. Gar nicht mein Fall, und auch meine Frau verzieht das Gesicht.

Ob uns das letzte Bier wieder aufheitern kann? Ein Schwarzbier aus der Brauerei Protivín – Merlín. 4,7% Alkohol. Fein und ausgewogen, eine leichte, für ein tschechisches Dunkles eigentlich zu geringe Restsüße. Geschmacklich eher in Richtung eines thüringischen Schwarzbiers gehend, also recht trocken. Oder kommt es uns nach dem Kirschbier nur so vor?

In der Summe war die Bierauswahl jetzt nicht so beeindruckend. Mit Ausnahme des Hausbiers waren es alles Biere, die man auch in der Provinz im Supermarkt in der Flasche hätte kaufen können. Keine exotischen, seltenen, kreativen oder besonderen Biere dabei. Und vor allem: Keine selbstgebrauten. Die Bezeichnung Brewery & Pub ist somit schlicht und einfach gelogen.

Dazu kommen die exorbitant hohen Preise. Bier in der Prager Altstadt ist im Vergleich zum Rest der Stadt und zum Rest des Landes sowieso schon unverschämt teuer, aber hier im Fat Cat legt man gleich noch eine Schippe drauf. Dafür hätten wir dann aber gerne ein paar bessere, besondere Biere erwartet. Schade.

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angenehme und bunt gemischte Atmosphäre

Was allerdings für das Pub spricht, ist die angenehme Atmosphäre. Viele gut gelaunte junge Menschen, aber auch einige ältere – eine bunte Mischung, die vorurteilsfrei miteinander umgeht. Dazu schnelles, aufmerksames und freundliches Personal, das sich gut um die Gäste kümmert und mit Rat zur Seite steht, wenn man in der Bierliste ein wenig ziellos herumstochert. Man kann also durchaus einmal hier einkehren, wenn Geld keine Rolle spielt. Es ist halt mitten im Touristentrubel.

Das Fat Cat Brewery & Pub ist täglich vom frühen Morgen (Frühstück!) bis kurz vor Mitternacht durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Es liegt mitten in der Altstadt im Fußgängerbereich in der Verlängerung der Karlsbrücke in Richtung Osten, etwa fünf Minuten (na gut, im Touristengedränge eher fünfzehn) zu Fuß von der Brücke entfernt.

Bilder

Fat Cat Brewery & Pub
Karlova 44
110 00 Praha
Tschechien

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