Im Zuge des großen Umbruchs in der deutschen Bierszene, der von manchen so genannten Craft-Bier-Revolution, entstehen neue Brauereien oftmals an Orten, wo man sie auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde – beispielsweise im Keller eines Hostels.
Das Circus Hostel am Rosenthaler Platz – eine preiswerte Unterkunft für junge und ganz junge Berlin-Besucher. Bunt und gemütlich eingerichtet; eine Bar, die Café, Kneipe, Wohnzimmer und eben auch Brauerei in einem ist.
Blick in die Hotelbar mit Brauerei
Fast fühle ich mich fehl am Platz, als ich die Kellertreppe hinunterlaufe und die Circus Hostel Brewing Co. betrete, denn in eben diesem Moment erhöht sich das Durchschnittsalter der Gäste um locker zehn Jahre. Fröhliche und ungezwungene Jugend aus der ganzen Welt tummelt sich hier, surft im Internet, isst ein paar Kleinigkeiten und trinkt das vor Ort gebraute Bier. Die junge Generation im Jahr 2015 ist aber toleranter als wir das seinerzeit in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts waren. Niemand blickt auf, niemand fragt „Ej, Opa, was willst’n Du hier?“ Im Gegenteil, mit dem großen Glas Amber Lager in der Hand gehöre ich sofort dazu.
das kleine Sudwerk
„Eine Sorte selbstgebrautes Bier haben wir hier nur“, erklärt mir die junge Bedienung auf Englisch. „Die Anlage ist viel zu klein, um mehrere Sorten vorrätig zu haben.“ Ich werfe einen Blick in den kleinen, dunklen Raum neben der Theke. Fast schon niedlich sieht sie aus, die kleine Brauerei, und ich kann mir vorstellen, wie hier des Nachts fleißig gewerkelt wird, um für Nachschub zu sorgen und immer wenigstens ein Bier am Zapfhahn verfügbar zu haben.
Kremig schmeckt es, das rötlich schimmernde Amber Lager, weich auf der Zunge, malzaromatisch. Nicht unangenehm, aber vielleicht ein kleines bisschen zu vollmundig, als dass ich jetzt mehrere Gläser hintereinander trinken würde. Ein wenig zu sättigend, zu saturierend. Ein Bier für den langsamen, begrenzten Genuss.
das Amber Lager
Dazu gibt es eine Reihe preiswerter und kräftiger Speisen, von Kartoffelsuppe bis zum Burger.
Die Wanddekoration im hinteren Bereich des Gastraums ist nett – in allen Details ist der Brauprozess dargestellt, mit weißer Farbe auf schwarzem Grund gezeichnet, fast wie auf einer Schultafel. Vom Malz bis zur Flaschenabfüllung sind alle Phasen nachvollziehbar auf die Wand gemalt.
Sicher kein Platz für eine Craft-Bier-Offenbarung oder ein stundenlanges Tasting, aber eine nette kleine Bierbar, eben mit einem eigenen, leckeren Bier. Definitiv nett, hier mal einzukehren – nette junge Menschen, nette und sehr internationale Atmosphäre.
Die Kellerbar im Circus Hostel mit der kleinen Brauerei, der Circus Hostel Brewing Co., ist täglich ab 19:00 Uhr geöffnet – vermutlich so lange, bis alle Gäste müde sind. Was lange dauern kann. Zu erreichen ist das Circus Hostel problemlos mit der Straßenbahn, Haltestelle Rosenthaler Platz.
Circus Hostel Brewing Co.
Weinbergsweg 1a
10 119 Berlin
Berlin
Deutschland
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