Als Macks Ølbryggeri in Tromsø als von sich selbst so bezeichnete nördlichste Brauerei der Welt im Jahr 2012 die Produktion nach Nordkjosbotn verlegte, wurde am alten Standort direkt am Hafen von Tromsø viel Platz frei.
Was tun mit so viel Räumlichkeiten? Verkaufen, verschenken, vermieten? Oder doch selbst mit guten Ideen und Konzepten für eine spannende Nutzung kommen?
Man entschied sich für letzteres, und so beherbergt das alte Gebäude, in dem sich bis dato neben der Brauerei nur das älteste Pub Tromsøs befand, die Ølhallen, nun auch einen kleinen Brauladen, den Kjeller 5 und die Mack Microbrewery, auf der in kleinem Maßstab kreative Biere entstehen.
Kjeller 5 Beer & Brew empfängt mich das Schild auf der Straße, und noch bevor ich über die Türschwelle trete, weiß ich, was mich in dem kleinen Laden erwartet: Norwegian Beer, Home Brewing, Guided Tour. Für eine Guided Tour, also eine Führung durch die Mack Microbrewery und die alten Produktionsstätten der Großbrauerei bin ich leider ein bisschen zu spät dran – jeden Werktag um 14:00 Uhr und um 15:30 Uhr kann man sich ohne weitere Voranmeldung einer Tour anschließen und bekommt in rund einer Stunde alles gezeigt, natürlich auch einschließlich einer kleinen Bierprobe. Aber leider: Es ist bereits 17:00 Uhr, die Gelegenheit ist verpasst.
Was aber bleibt, ist ein kleiner Schnack mit dem jungen Mann, der den Brauladen betreibt, und natürlich ein Bummel entlang der Regale.
Groß ist der Laden nicht, aber auf den wenigen Quadratmetern bietet er ein erstaunlich buntes Sortiment von Hausbrauzubehör. Von den Grundzutaten Malz, Hopfen und Hefe beginnend über einfache Kunststoffgerätschaften bis hin zu sündteuren Edelstahl- oder Glas-Gärtanks ist alles dabei. Wer möchte, kann sich hier für wenig Geld ein paar einfache Dinge zusammenkaufen und sofort zuhause in der Küche beginnen, sein eigenes Bier zu brauen. Die Beratung, was unbedingt notwendig sei und was doch eher unter die Kategorie „netter Luxus, aber nicht zwingend notwendig“ fiele, bekommt er zuverlässig.
Wer stattdessen aber lieber die komfortable Methode bevorzugt und im Wesentlichen die Technik den Brauvorgang erledigen lassen möchte, kann sich gerne am anderen Ende des Spektrums eine kleine, nur 20 oder 50 l große, dafür aber vollautomatisierte Edelstahl- oder Kupferanlage zulegen. Alles eine Frage des Geldbeutels und der persönlichen Ambition.
Vielleicht fängt der Bald-schon-Hobbybrauer aber auch erstmal mit dem Selbststudium an. Eine Reihe von Ratgebern und Büchern ist hier ebenfalls im Angebot.
Schließlich ist auch für die gesorgt, die von all der Theorie und den Planungen der eigenen Hobbybrauerei schon einen ganz trockenen Hals bekommen haben: Überall in den Regalen stehen Biere von norwegischen Kleinbrauereien – kreative Sude, die die Bierstile der Welt abdecken. Klar, die Biere aus der Mack Microbrewery im hinteren Teil des Gebäudes stehen im Vordergrund, klar ebenfalls, dass alle angebotenen Biere höchstens 4,7% Alkohol haben, weil alle stärkeren Biere nur in den Geschäften des staatlichen Alkoholmonopols Vinmonopolet verkauft oder in der lizensierten Gastronomie ausgeschenkt werden dürfen. Aber trotzdem ist das Angebot bunt, vielfältig und ermutigend, sich doch auch einmal selbst am Brauen zu versuchen.
Als für einen Moment keine anderen Kunden im Laden stehen, komme ich für einen Moment mit dem jungen Mann an der Kasse ins Gespräch. Hobbybrauen sei in Norwegen sehr verbreitet, allein schon wegen der hohen Bierpreise und des Alkoholmonopols. Aber es sei eben auch ein ganz spannendes Hobby, fügt er begeistert noch hinzu.
„Möchtest Du ein Bierrezept haben?“, fragt er mich. „Wie groß ist Deine Anlage? Welches ist Dein Lieblingsstil?“ Ich erkläre ihm, dass meine Brauerei daheim im Keller steht und ich seit fast vier Jahren nicht mehr gebraut hätte, mir würde die Zeit fehlen.
„Aber dann hast Du bestimmt noch Braufreunde“, bleibt er hartnäckig. „Ich drucke Dir mal das Rezept für das Haakon, das bernsteinfarbene Märzen der Macks Ølbryggeri, aus. Für eine Sudgröße von 20 Litern. Das kannst Du dann Deinen Freunden geben, dass die das für Dich brauen!“
Grinsend nehme ich das Blatt mit dem Rezept entgegen. „Du kannst mich damit aber nicht ködern“, erwidere ich. „Ich werde jetzt nichts kaufen, denn Bier habe ich genug in der Kabine auf dem Schiff, und Brauzubehör werde ich wohl nicht später mit dem Flieger zurück nach Deutschland schleppen!“
„Kein Problem, darum geht es mir ja auch nicht. Es geht mir einfach nur um unser gemeinsames Hobby Bier“, lacht er. „Spread the word, und alles wird gut!“
Ich stecke mir den Zettel in den Rucksack und sehe mich noch einmal um. So einen Brauladen in der Nähe zu haben, wäre schon nicht schlecht. Es ist um so vieles komfortabler, die Sachen direkt einzukaufen und vorher mal in der Hand gehabt zu haben, als sich immer nur auf die Online-Shops zu beschränken. Und jetzt doch noch ein paar Biere zu kaufen und im Rucksack zu verstauen? Ich horche in mich hinein und vernehme den inneren Schweinehund: „Mach es, mach es!“
Der Brauladen mit Hobbybrauzubehör und norwegischen Kreativbieren Kjeller 5 ist montags bis freitags von 11:00 bis 18:00 Uhr und sonnabends von 11:00 bis 15:00 Uhr geöffnet; sonntags ist zu. Er liegt zentral in Tromsø, nur wenige Schritte vom Anleger im Hafen entfernt.
Kjeller 5
Storgata 2
9008 Tromsø
Norwegen
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