Left Field Brewery
Toronto
CAN

Baseball? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Weder von Regeln noch von Sportlern oder von Vereinen, die in dieser Sportart vielleicht erfolgreich sein mögen. Es interessiert mich einfach nicht.

Genauso wenig wie Fußball, Eishockey, Gewichtheben oder finnischer Gummistiefelweitwurf. Warum auch? Soll ich meine Zeit damit verbringen, anderen beim Sport zuzuschauen, wenn ich in genau dieser Zeit doch viel besser selbst Sport treiben könnte?

So fällt denn auch der Groschen, warum die Left Field Brewery so heißt, wie sie heißt, erst dann, als ich drinnen stehe, viele Anspielungen auf Baseball und das Team der Toronto Blue Jays sehe und erklärt bekomme, was es mit dem Left Field und dem Spieler mit der Nummer 7 auf sich hat.

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ein einfaches Ziegelgebäude beherbergt die Brauerei

2103 ist die Brauerei von Mark und Mandie Murphy gegründet worden, zunächst als Marke und als Wanderbrauerei, deren Biere in zwei anderen Brauereien (Grand River Brewing in Cambridge and Barley Days Brewery in Picton) hergestellt wurden, ab Frühjahr 2015 dann aber mit eigenem Sudwerk in einer eigenen Immobilie in Toronto, nur wenige Schritte südlich vom TTC Greenwood Yard, dem Depot der U-Bahnen der Linie 2. Ein einfacher Ziegelschuppen ist es nur, eine typische Gewerbe-Immobilie, in der von der Druckerei über eine Autowerkstatt bis zum einem Lager für Fischkonserven alles Mögliche drin sein könnte – und eben auch eine Brauerei.

Ich komme durch die Eingangstür und laufe direkt auf die kleine Theke zu. An der Rückwand sind dicht an dicht zwölf Zapfhähne angebracht, darunter, völlig schmucklos, aber zweckmäßig, eine Ablaufrinne. Das Logo der Brauerei – der Schriftzug Left Field Brewery und zwei Gerstenähren – ziert die Betonwand, und daneben hängt eine Anzeigetafel aus dem Baseballstadion.

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zwölf Zapfhähne – schmucklos und zweckmäßig

Links neben der Theke ist ein bisschen Platz für ein paar Hocker und Tischchen, und recht geht es in das Sudhaus, in den Produktionsbereich. Eine lange Doppelreihe von stählernen ZKGs zieht sich bis ans Ende der Halle, jeder ist etwa 40 hl groß. Ganz hinten an der Wand steht das Sudwerk, ebenfalls aus Stahl, schlicht und zweckmäßig. 20 hl Bier entstehen hier pro Sud, so dass regelmäßig Doppelsude gefahren werden, um die Lagertanks zu füllen.

Ricardo, der heute an der Theke Dienst schiebt, erzählt ein wenig von der Brauerei. Die Doppelsude machten zwar einerseits viel Arbeit, andererseits seien sie aber auch effizient, da Vor- und Nacharbeiten, wie zum Beispiel das Reinigen, nur einmal pro zwei Sude anfielen. Erst unlängst habe man von 12 auf 16 Lagertanks aufgestockt und hätte nun wirklich reichlich Kapazität.

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lange Reihen von ZKGs

Das Bier-Portfolio ist bunt, genauso wie die Dosen, in denen die Biere verkauft werden. Ein klares Design mit großen Farbflächen ordnet jedem Bier eine bestimmte Grundfarbe zu, und es gibt kaum einen Bierstil, den man hier noch nicht ausprobiert hätte. Der Schwerpunkt liegt aber auf IPAs und deren Abwandlungen sowie auf Sauerbieren, den Sours, die derzeit so in Mode sind. Viel Hopfen und ordentlich Säure also, und oft auch eine Kombination aus beidem.

Ricardo grinst zufrieden. Das Geschäft läuft gut. Die Biere sind in der Gastronomie der Stadt überall zu finden, die Dosen verkaufen sich gut, und insbesondere sonnabends sei es im Taproom der Left Field Brewery immer bumsvoll. Da würden sich dann die vielen Bierbänke und Tische, die rasch auseinandergeklappt und in der Einfahrt aufgestellt werden können, gut bewähren.

Jetzt habe ich die Qual der Wahl und muss mich entscheiden, mit welchem Bier ich mir den Sonntagvormittag verschönere – eine Matinee-Bier, gewissermaßen… Meine Wahl fällt auf das mit 4,0% recht leichte Sasko, ein Nordic Pale Ale. Leuchtend gelb steht es im Glas, gleichmäßig trüb wie eine Hefeweizen, und es überzeugt mit sehr präsenten, aber ausgewogenen Hopfennoten. Ein Bier, von dem ich mir vorstellen könnte, auch mehrere Gläser zu trinken. Ein guter Start.

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Sasko Nordic Pale Ale

Die Biergartengarnituren stehen so, dass man zwischen den Reihen der Lagertanks hindurch bis auf das Sudwerk am anderen Ende der Halle schauen kann. Der Stahl glänzt, und je nach Sonnenstand ergeben sich unterschiedliche Lichtreflexe, die langsam an der Wand entlangwandern.

Ich bleibe bei alkoholarmem Bier und bestelle mir als nächstes ein Cream Ale namens Beachville. 4,2% Alkohol. Es macht seinem Namen alle Ehre, Weich und rund, kremig fast rinnt es über die Zunge. Es ist mild, mit nur leichten Hopfennoten und keiner überbordenden Malzigkeit. Schön ausbalanciert. Zwei feine Biere hintereinander – nicht schlecht!

Ach, eins geht noch, entscheide ich mich, und nach den beiden wirklich guten Bieren werde ich mutig und bestelle mir einen Stil, den ich sonst nicht wirklich goutiere: Ein Sauerbier. Go-Ahead nennt sich die Raspberry-Hibiscus-Gose. Zwar hat es mit einer echten Gose nicht mehr viel zu tun, wenn ich Früchte oder Blüten hinzugebe, aber dennoch ist es ein feines Bier geworden. Die Säure ist – für Nordamerika ungewöhnlich – dezent und betäubt nicht gleich die Geschmacksnerven im ganzen Mund- und Rachenraum. Die fruchtigen Noten der Himbeeren und des Hibiskus harmonieren mit der milden Säure, und die rötlich schimmernde Farbe gefällt mir gut. 5,2% Alkohol sind auch noch akzeptabel, und so komme ich zum Schluss, dass ich schon schlechtere Sonntagvormittage erlebt habe.

Ein netter Brauereibesuch, also.

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ein paar Tanks haben sogar eine hübsche Holzverkleidung

Ich blicke mich noch einmal um. Es ist ein klassischer, in die Produktionshalle integrierter Taproom. Keine große Gemütlichkeit, keine aufwändige Innenarchitektur oder gewaltige Deko. Einfach nur die Möglichkeit, die Biere am Ort ihres Entstehens direkt zu verkosten und mit dem Personal der Brauerei einen netten Schnack zu halten.

Mit Stand 21. Juli 2019 ist der Taproom der Left Field Brewery, in dem auch ein paar Brauereisouvenirs verkauft werden, täglich von 11:00 bis 21:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Außer ein paar Chips gibt es nichts zu essen. Zu erreichen sind Brauerei und Taproom ganz gut mit der Light Rail, der Torontoer Straßenbahn. Die Linien 306 und 506 halten an der Haltestelle Gerrard St East At Greenwood Ave, und von dort sind es etwa 300 Meter zu Fuß in Richtung Norden, immer die Greenwood Avenue entlang.

Bilder

Left Field Brewery
36 Wagstaff Drîve
Toronto
ON M4L 3W9
Kanada

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