Direkt am Wasser zu sitzen, in der Abenddämmerung den kleinen Booten zusehen, wie sie an der Raffles Landing Site langsam vorbeigleiten, sich ihre Lichter im Wasser des Flusses spiegeln, und dazu ein frisch gebrautes Bier zu trinken – ach, wie wunderbar.
Die Lage des Ausschanks des RedDot BrewHouse direkt am Boat Quay erlaubte dies theoretisch, praktisch wird der Genuss leider erheblich durch die sehr unterschiedliche Bierqualität getrübt.
Verkostung direkt am Boat Quay
Verdrossen schaue ich auf den Biertester vor mir – sechs kleine Gläschen stehen hier aufgereiht, Schnapsgläschen gleich. Vielleicht gerade einmal 50 ml in jedem der Gläschen, mehr bestimmt nicht. Dafür aber zu einem heftigen Preis, für den ich anderswo den ganzen Tester mitsamt Gläsern und Servierbrettchen hätte kaufen können. Und noch etwas zum Essen dazu. Und jetzt leuchtet mich eines der Gläschen auch noch in grellem Grün an. Oh, je!
Aber probieren wir uns doch einmal vorurteilsfrei durch diese sechs Gläschen: Das Pilsner schmeckt recht tschechisch, soll heißen, wird von einer leichten Diacetylnote begleitet. Abgesehen davon aber recht unauffällig. – Dann das Weizen. Nicht allzu spritzig, mit nur schwach ausgeprägten Bananen- und Gewürznelkenaromen. – Das Summer Ale, mit recht geringem Alkoholgehalt, und dementsprechend leider auch etwas wässrig. Hätte mit einer kräftigeren Hopfung durchaus Chancen, aber so leider nicht wirklich. – Das English Ale? Sortentypisch warm, mittlerweile, denn bei über 30° Außentemperatur hier auf der offenen Terrasse am Wasser erwärmen sich die winzigen Probiergläschen natürlich in Windeseile. Abgesehen von der Temperatur gibt es noch ein paar Karamellnoten zu vermerken. – Das fünfte Bier, das Lime Wheat. Scheint irgendwie das gleiche Bier zu sein wie das Weizen, nur mit einem Schuss Zitrone. Oder spürt man doch ein bisschen mehr? Ein bisschen Zitronenschale vielleicht? Ich bin mir nicht sicher. – Das Grüne zuletzt. Giftgrün, nach Angaben der Kellnerin mit Spirulina, also Blaualgen, gewürzt. Und gefärbt. Ein leicht medizinischer Geschmack. Wenn es mir schon nicht schmeckt, dann ist es hoffentlich wenigstens gesund, denke ich. Hoffe ich …
sechs winzige Bierpröbchen
Neben diesen sechs Bieren gibt es noch ein Kölsch (recht sortentypisch, also überspundet und dünn), das SG50 zum 50. Jubiläum Singapurs eingebraut (ein Märzen, allerdings ein wenig dumpf schmeckend) und ein leuchtend rotes Dragon Fruit Beer, das wie der Name sagt mit der säuerlich-adstringierenden Drachenfrucht (Pitahaya) eingebraut. Sieht witzig aus, schmeckt aber unausgewogen.
Naja, wenn die Biere hier schon nicht so doll sind – die Atmosphäre ist ja schon schön. Und die Kellnerin gibt sich alle Mühe, uns bei Laune zu halten. Gibt gute Tipps für kleine Snacks zum Bier (lecker!) und freut sich mit uns an der farbenfrohen Illuminierung der Brücken über den kleinen Fluss.
Auf der anderen Seite des Fußwegs der eigentliche Schankraum. Klein, und wohl eher als Refugium gedacht, wenn ein Gewitterguss mal mit so heftigen Böen daherkommt, dass man nicht mehr auf der Terrasse sitzen kann, sondern die Zeit unter einem festen Dach überbrücken muss. Also, mit anderen Worten, ein Rückzugsraum für fast jeden Nachmittag zwischen zwei und vier Uhr.
Zwei Ausschanktanks stehen hier, aber wohl ohne Funktion. Scheinbar ausrangierte Tanks aus der Brauerei, die sich einige Kilometer weiter westlich, etwas außerhalb des Zentrums der Stadt befindet.
Ob diese beiden Tanks überhaupt in Nutzung sind?
Und eine originelle Toilette. Viel Grünpflanzen und bunte Öllämpchen stehen in einem etwa vier Meter langen Pflanzkübel, der sich erst auf den zweiten Blick als das Handwaschbecken zwischen Herren- und Damentoilette erweist. Zusammen mit den vollverspiegelten Wänden nimmt es dem Toilettenbesucher erst einmal die Orientierung. Zwei, drei Mal muss man schauen, bis man den Eingang zur Toilette gefunden hat, und mit breitem, aber freundlichem Grinsen beobachten einen die Schankkellner dabei …
In der Summe eine ganz nette Adresse für einen romantischen Abend direkt am Wasser; allein wegen des Biers lohnt sich ein Besuch hier allerdings nicht. Aber immerhin – immer noch besser als das Singha oder das Tiger Beer, die in den Bars und Kneipen links und rechts nebenan als Alternative angeboten werden.
Der Ausschank des RedDot BrewHouse am Boat Quay ist täglich ab 12:00 Uhr mittags durchgehend geöffnet, sonnabends erst ab 15:00 Uhr. Sonntags ist Ruhetag. Zu erreichen ist der Ausschank in zwei Minuten zu Fuß von der U-Bahnstation Raffles Place der roten North-South-Line und der grünen East-West-Line.
RedDot BrewHouse @ Boat Quay
Colonial Core
33/34 Boat Quay
049823 Singapore
Singapore
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