Johanna Schulz
Wohl bekomm’s … ein Prost dem Bier

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Wohl bekomm’s … ein Prost dem Bier

Fast vierzig Jahre ist das Buch alt, das mir beim Umräumen des Regals in die Finger fällt. Irgendwann einmal muss ich es gebraucht erstanden haben, denn auf Seite 2 findet sich ein handschriftlicher, fast unleserlicher Vermerk „Zum Geburtstag im September 89 von Helmut T…“.

Ein simples, durchaus unterhaltsames Werk, in dem auf rund 130 Seiten Wissenswertes und Humoriges über Bier und Bierkultur zusammengetragen worden ist. Eine Sammlung von teils oberflächlichen, teils ganz witzigen, gelegentlich auch durchaus nachdenkenswerten Dingen.

Im ersten Kapitel, „Bier-Historisches“, beginnt das Buch mit … richtig, den alten Sumerern. Beziehungsweise den ganz normalen Sumerern, denn es waren wohl nicht nur die lebensalten Sumerer, die Bier zu brauen und zu schätzen wussten … Ein vergorenes Getränk aus Getreide, das mit Strohhalmen getrunken werden musste, um die Spelzen vom Mund fernzuhalten – das Urbild des Biertrinkers, das in keinem Buch über Bier fehlen darf.

Auf dreißig Seiten geht es durch die Jahrhunderte. Die Rolle der Kirche und der Königshäuser wird beleuchtet, das „Reinheitsgebot“ erwähnt, diverse Bierkriege genannt und natürlich die Prohibition in den USA Anfang des letzten Jahrhunderts kritisch gewürdigt. Strichzeichnungen, kleine Karikaturen von Gerd Bauer, begleiten diesen geschichtlichen Abriss in humoriger Weise. Bis zur Studenten- und Stammtischkultur der Neuzeit geht die Betrachtung und gipfelt, mit erneutem Bezug auf das sogenannte „Reinheitsgebot“, in einem nationalistisch-dumpfen Appell auf Seite 35:

„Bleibt zu hoffen, daß eines Tages alle Völker der Erde dem bewährten bayerisch-deutschen Reinheitsgebot in der Bierbrauerei Geschmack abgewinnen; diese unsere Welt wäre dann – in einer Hinsicht wenigstens – annäherungsweise vollkommen.“

Nun, 38 Jahre, nachdem diese Zeilen geschrieben worden sind, wissen wir, dass die weltweite Bierrevolution einen anderen Weg gegangen ist…

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ein paar Gedanken über deutsche Stammtischkultur

Im zweiten Kapitel, „Bier-ologisches“, folgt eine Reihe von alphabetisch sortieren Stichworten, anhand derer allerlei Wissen und Halbwissen über Bier zusammengetragen wurde. Oft handelt es sich um Fakten, manchmal auch um scherzhafte Darstellungen, und es ist angesichts des raschen Wechsels nicht immer ganz klar, ob der möglicherweise unbedarfte Leser der Autorin hier folgen kann und soll. So werden beispielsweise Heilige, die irgendwie mit dem Brauen und Bier in Zusammenhang gebracht werden, in der gleichen Aufzählung genannt, wie die Phantasiefigur Gambrinus oder die nur scherzhaft als Bierheilige angesehenen Thomas (Tho-Mass), Kaiphas (Kai-Fass) oder der imaginäre Heilige Cerevisius.

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Gambrinus

65 Seiten, von „Alkoholische Getränke“ bis „Zutrinken“ umfasst dieses Kapitel, offeriert detailliertes Faktenwissen (zum Beispiel über die Besteuerung des Biers in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts) ebenso wie Anekdoten rund um den Alten Fritz, der, bevor er den Thron besteigen durfte, ein Handwerk erlernen musste – das Brauerhandwerk. Auch hier finden sich wieder, wenn auch weniger, Karikaturen zur Auflockerung.

Die letzten zwanzig Seiten umfasst das Kapitel „Bier-Musisches“ mit einer Sammlung von Versen, Gedichten und Liedtexten, die ohne Erläuterung, dafür aber reichlich mit Strichzeichnungen garniert und ergänzt, aufgelistet werden.

Ein einfaches, papiergebundenes Buch (Paperback), das in weniger als einer Stunde ausgelesen ist, ohne bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Kann man mitnehmen, wenn man es im Antiquariat für wenig Geld findet, muss man aber nicht unbedingt.

Johanna Schulz
Wohl bekomm’s … ein Prost dem Bier
Verlag Forchheimer Reihe F. Streit
Forchheim, 1981
ISBN 3-922716-06-7

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