Goldhafer Tripel
Münster
DEU

Reklame*

„Hattest Du irgendetwas im Internet bestellt?“ Unschuldig schaut mich meine holde Ehefrau an und zeigt mir ein gelbes Paket.

„Nee, nicht das ich wüsste“, erwidere ich, und im gleichen Moment huscht ein Lächeln über ihr Gesicht: „Ach, nee, das ist vom Roland, und es fühlt sich an, als ob eine Flasche drin sei!“

Eine Flasche? Das macht mich neugierig. Vorsichtig öffne ich das Paket und ziehe eine robuste Glasflasche mit Naturkorken heraus. Goldhafer Tripel steht in Großbuchstaben auf dem Etikett.

Das neue Jahrgangstripel der Gruthaus-Brauerei. Was für eine tolle Überraschung, die mir mein Freund Roland da bereitet hat. Ich komme nichtsahnend aus dem Urlaub wieder und finde dieses Paket vor. Vorsichtig verstaue ich die Flasche im Kühlschrank. Ein, zwei Tage Ruhe und Kühlung, und dann wird das Bier verkostet.

Vor ein paar Jahren hat Philipp Overberg den Sprung vom Hobby- zum Profibrauer gemacht und stellt mit seiner Gruthaus-Brauerei in Münster spannende Biere, meistens nach historischen Vorbildern her. Ungewöhnliche Zutaten finden ihren Weg in die Gruthaus-Biere. Zum Teil sind es historische Getreide, die kaum noch angebaut werden, gelegentlich aber auch Zutaten, die nach dem sogenannten „Reinheitsgebot“ in Deutschland eigentlich nicht zulässig sind, zum Beispiel Gewürzmischungen, Grut genannt, die in Deutschland vor vielen Jahrhunderten, bevor Hopfen zum Universalgewürz des Bieres wurde, weit verbreitet waren.

Auch in Münster wurden, städtisch kontrolliert und vom Rathaus überwacht, im historischen Gruthaus die Gewürzmischungen für die Bierbrauer zusammengestellt und verkauft. Als Reminiszenz an dieses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissene Gebäude heißt Philipps Brauerei nun auch Gruthaus-Brauerei, und Grutbiere gehören wie selbstverständlich zu seinem Produktportfolio. Biere also, wie sie lange vor dem „Reinheitsgebot“ üblich waren, und konsequenterweise wirbt Philipp für seine Biere mit dem wortspielerischen Spruch „Nicht nach, sondern vor dem Reinheitsgebot“.

Aber nicht nur die Historie liegt ihm am Herzen, sondern auch die Förderung der regionalen landwirtschaftlichen Produkte. Sichtbares Zeichen ist das Jahrgangstripel. So wurde das Jahrgangstripel 2019, das Goldhafer Tripel, mit eben dieser Getreidesorte, dem Goldhafer, eingebraut. Angebaut hat den Hafer der Bauer und Brauer Jan Kemker in Alverskirchen, geschrotet wurde er in der traditionellen Mühle Bruland in Everswinkel, und gebraut und abgefüllt wurde das Tripel auf der anderen Seite der Grenze in Belgien, in Halen bei der Brouwerij Anders.

Nach so viel Theorie über dieses Bier ist genug Zeit vergangen. Mittlerweile hat sich das Bier im Kühlschrank beruhigt, die Hefe hat sich wieder in der Flasche abgesetzt, und die Trinktemperatur ist erreicht.

Vorsichtig schenke ich mir ein Glas ein. Die Farbe ist kräftig, dunkelgelb, und der Schaum darüber reichlich und stabil. Eine leichte, gleichmäßige Trübe sehe ich, aber nach vorsichtigem Einschenken keine Hefeflocken. Ich schnuppere am Glas. Feine, fruchtige Ester rieche ich, aber auch einen feinen Hauch frisches Getreide, nur ein Hauch.

Dann der erste Schluck. Auf der Zungenspitze leicht süßlich, dann samtig über die Zunge gleitend. Ist es der Hafer, der dem Bier die samtige Textur verleiht?

Fruchtaromen, die mich ganz entfernt an Aprikose erinnern, ein bisschen nussige, kernige Noten und etwas Malzsüße spüre ich – vor allem retronasal, nach dem Schluck, wenn ich durch die Nase ausatme. Im Rachen empfinde ich eine feine, recht weiche Bittere und später eine leichte alkoholische Wärme. Die zehn Prozent Alkohol machen sich bemerkbar.

Mir gefällt es jedenfalls. Für den perfekten Genuss könnte die Bittere vielleicht einen Moment später einsetzen, aber auch so ist es ein hervorragendes Genussbier. Große Braukunst.

Schön, wenn man nach der Rückkehr aus dem Urlaub auf diese Art und Weise sanft in den Alltag zurückgeführt wird. Ein großes Lob nach Münster, Alverskirchen, Everswinkel und Halen.

Auspacken und Verkostung

Gruthaus-Brauerei
Krummer Timpen 61
48 143 Münster
Nordrhein-Westfalen
Deutschland

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Artikeln, die ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen habe, Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe die Probierflasche von einem Freund der Gruthaus-Brauerei, nicht von der Brauerei selbst, als Kostprobe gratis bekommen. Bei der Rezension habe ich versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen.