bier!
Onafhankelijk smaakmakend magazine over speciaalbier

MiniaturSeit 2008 erscheint das Magazin bier!, das „unabhängige und appetitanregende Magazin über Spezialbier“ in den Niederlanden. Anders als andere Bierzeitschriften, die sich langsam vom kleinen, billig oder improvisiert wirkenden Blättchen hochgearbeitet haben, tritt es bereits ab der ersten Ausgabe mit professioneller Aufmachung, allerhöchster Druckqualität, edlem Hochglanzpapier an.

Vom Äußerlichen her also vom Feinsten.

Und hält der Inhalt, was die Verpackung verspricht?

Mit Masse ja!

Schauen wir uns den Inhalt also einmal im Detail an.

Fester Bestandteil einer jeden Ausgabe ist die Rubrik Abteibier, also jeweils ein ausführlicher Bericht über den Besuch einer Trappistenbrauerei oder einer Brauerei, die Abteibiere herstellt. Ein detaillierter Einblick in das jeweilige Klosterleben, die Rolle, die das Bier dabei spielt, und natürlich eine ausführliche Besichtigung der Brauerei, die sich entweder innerhalb der Klostermauern befindet oder aber unmittelbar für das Kloster braut. Während die zehn Trappistenbrauereien im Kreis der Bierliebhaber ja recht gut bekannt sind, so finden sich unter den Abteibieren deren Brauereien aber schon ab und an echte Geheimtipps. Eine schöne Rubrik, und ich persönlich bin neugierig, wie lange sich das noch durchhalten lässt, tatsächlich für jeder der – bisher 29 – Ausgaben noch eine neue Abteibierbrauerei zu entdecken.

Ebenfalls in jedem Heft: Eine Verkostung von Bieren eines bestimmten Stils. Ein immer wieder neu zusammengestelltes Panel aus Bierliebhabern, Brauern und professionellen Verkostern widmet sich einem knappen Dutzend Bieren eines Stils, verkostet sie blind und beschreibt und bewertet sie. Oft enden diese Verkostungen in einem freundschaftlichen Wettstreit zwischen Belgien und den Niederlanden – logisch, denn dort wird das in niederländischer Sprache geschriebene Magazin bier! natürlich in erster Linie gelesen. Ein bisschen ist es schade, dass in den Verkostungsberichten zu viel politische Korrektheit Einzug gehalten hat. Fand man in den ersten Tests noch teilweise sehr pointierte, ja, bisweilen provokativ-freche Verkostungsbemerkungen, die auch den einzelnen Verkostern zugeordnet werden konnten, sind die Beschreibungen der Verkostungsergebnisse mittlerweile professioneller, aber auch glatter, tun niemandem mehr weh und sind anonymisiert. Schade. Auch dass die unterste Punktewertung nun nur noch sachlich „Bier ist nicht gut“ heißt, und nicht mehr „kann man trinken, aber Wasser löscht den Durst auch“, ist ein Zeichen dafür, dass mit zunehmender Professionalisierung oftmals auch Originalität und Humor verloren gehen.

Bierige Ausflüge, Reisen in die Bierwelt außerhalb der Niederlande sind ebenfalls ein fester Bestandteil jeden Hefts. Ob Belgien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien oder Tschechien – die Berichte sind eine Mischung aus bierigem Reiseführer und fröhlichen Erlebnisberichten und lesen sich gleichsam informativ wie unterhaltsam.

Kurze Nachrichten aus der Welt des Biers leiten jedes Heft ein; ein halbes Dutzend oder mehr Reportagen füllen es mit Substanz, und eine Meinungskolumne schließt es ab. Schöne Schwerpunkte immer wieder sind die Kombination von Essen und Bier, es gibt regelmäßig Buchvorstellungen, und zusammen mit einer der größten Getränkehändlerketten (oder ist es die größte?), Mitra, werden regelmäßig Sonderaktionen und -angebote gepriesen. Neuester Coup: Als Abonnent der Zeitschrift bier! erhält man einen Mitgliedsausweis, mit dem man bei Mitra – Sonderangebote ausgenommen – auf alle Spezialbiere einen Rabatt von 10% bekommt. Schöne Sache!

Einmal im Jahr erscheint ein zusätzliches Sonderheft: bockbier! Speciale editie van bier! smaakmakend magazine. Nicht ganz so groß wie das Magazin bier! selbst, das etwas breiter als DIN A 4 (aber genauso hoch) daherkommt, sondern etwa in zwei Dritteln dieser Größe, ansonsten aber in Ausstattung und Qualität vergleichbar. Thema ist – na klar, selbsterklärend … – das Bockbier. Und zwar die niederländische Definition des Bockbiers, oder des Bok, wie es heißt. Es wird als eigener, niederländischer Bierstil, als bieriges Kulturerbe präsentiert und gefeiert: Beleef Bokbier!

Was fällt noch auf?

Man sucht den Begriff Craft-Bier vergebens. Es wird konsequent von Spezialbier gesprochen und so jede Diskussion um Größe oder Eigentumsverhältnisse von Brauereien vermieden. Es geht um das Endprodukt Bier, ob es etwas Besonderes, etwas Leckeres ist, und nicht darum, wie es hergestellt worden ist. Und so finden sich oft auch besondere Produkte der Großbrauereien durchaus lobend erwähnt. Schöner Ansatz, der mir gut gefällt.

Der Reklameanteil hält sich in Grenzen, umfasst allerdings schon auch mal Werbung von Großbrauereien, bei der man sich fragt, ob sie an die richtige Zielgruppe gerichtet ist. Und in die gleiche Kerbe schlagen ab und an Berichte über eben diese Großbrauereien, bei denen ich mir als Leser nicht immer sicher bin, ob das nicht gesponserte Reportagen sind.

Schön ist das nicht, aber in Maßen muss man das wohl akzeptieren, um den Preis des Magazins im Rahmen zu halten. Und das ist er. Mit 5,95 EUR Einzelverkaufspreis ist die Relation zwischen Preis und erhaltenem Gegenwert aus meiner Sicht gut.

In der Summe leistet Fedor Vogel als Herausgeber hier gute Arbeit. Lob und Anerkennung!

Und die Bitte, an der einen oder anderen Stelle doch etwas mehr Leichtigkeit einfließen zu lassen.

bier!
Onafhankelijk smaakmakend magazine over speciaalbier
Birdy Publishing BV
Zwijndrecht, 2008 – 2015

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