Wir fahren durch Kreuzwertheim. Warum auch immer. Zufällig kommt man hier eigentlich nicht her, geplant sind wir heute aber auch nicht unterwegs. Ein kleiner Abstecher nur von der Hauptroute ist es, weil wir keine, aber auch wirklich überhaupt keine Lust haben, über die langweilige Autobahn zu rollen und uns über die Raser aufzuregen.
„Kuck mal da, was für ein kunterbuntes Durcheinander“, ruft meine Frau vom Beifahrersitz und deutet an den Straßenrand. Ich gehe vom Gas und schaue genauer hin. Ein Baumstamm, über und über mit Leuchten behangen, die Brauereilogos tragen. Dahinter ein Gebirge von bunten Bierkästen. Emailleschilder mit Bierwerbung. Alte Bierfässer, lauter verschiedene, auf einer Holzbank. Was für ein Sammelsurium.
lauter Leuchten mit Bierreklame hängen vor der Tür
Ich halte an und neugierig gehen wir hinüber. Über den alten, morschen Holzzaun hinweg sehen wir noch viel mehr bunten Plunder – alles mit Bier- oder Brauereibezug. Mittendrin ein handgemaltes Holzschild: „Ulli’s Bierkrug Museum Kreuzwertheim 19 88“
Ein Bierkrugmuseum? Wir schauen auf die Uhr. Zeit haben wir genug, das schauen wir uns etwas genauer an.
Wir gehen über den Hof und stehen noch einen Moment unentschlossen vor der Tür, als sie sich plötzlich öffnet und ein grauhaariger, bärtiger Mann in grauer Strickjacke vor uns steht. „Ihr wollt die Bierkrüge sehen?“, fragt er und ohne unsere Antwort abzuwarten spricht er weiter: „Kommt rein!“
die Regalbretter biegen sich unter der Last
Seit 1988 hat Ulrich Blank in seinem Haus ein buntes Sammelsurium an Bierkrügen zusammengetragen. Glaskrüge, Steinkrüge, geschnitzte Holzkrüge. Aber auch normale Biergläser in allen Formen, Größen und Farben. Gläser, die man nur im entleerten Zustand oder ohne Ständer überhaupt nicht abstellen kann und so lange in der Hand halten muss, bis man sie geleert hat. Krüge mit bunten, teils sexistischen Aufdrucken. Krüge mit zwei oder mehr Henkeln. Ein längs halbierter Bierkrug, die sogenannte „Schotten-Maß“.
Aber auch Bierkannen, Kaffeekannen, Werbeschilder und lauter Dinge, die niemand mehr braucht, die aber zu schade sind, um sie wegzuwerfen.
Eine beeindruckende Sammlung. Aus unserer Sicht völlig unsortiert, aber Ulrich Blank kennt sich genauestens aus. „Schaut mal hier, ein klassischer Krug mit zwei Henkeln. Damit können zwei Menschen, die sich misstrauen und Sorge haben, der jeweils andere könne sein Gegenüber vergiften wollen, aus einem Krug trinken. Jeder hält den Krug mit einem Henkel fest, so dass ein Versuch, ihn loszulassen und Gift hineinzuschütten, von vornherein unmöglich ist.“
ein Krug mit spitzem Boden
„Oder hier: Ein Krug mit spitzem Boden. Den kann man nur auf dem Kopf abstellen, wenn er ausgetrunken ist. Deswegen ist er ja auch auf dem Kopf bedruckt.“
„Hier, ein Glaskrug mit Hörnern der Brauerei Asgaard. Auch der kann nur abgestellt werden, wenn er leer ist.“
Zu nahezu jedem Ausstellungsstück kann Ulrich Blank eine Geschichte erzählen, und aus den wenigen Minuten, die wir hier verbringen wollen wird ein langer und ausführlicher Besuch.
Irgendwann, genauso spontan, wie er begonnen hat, endet er auch. „So, ich habe keine Zeit mehr, aber Ihr habt auch fast alles gesehen. Gute Weiterreise.“
Wir sitzen wieder im Auto, noch ein bisschen verwirrt von den vielen Eindrücken. War das jetzt ein richtiges Museum? Oder doch eher eine Privatsammlung, in die wir zufällig hineingestolpert sind?
Auf alle Fälle aber ein spannender, kurzweiliger Rundgang!
Bierkrugmuseum Kreuzwertheim
Lengfurter Straße 80
97 892 Kreuzwertheim
Bayern
Deutschland
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