Reklame?*
Künstliche Intelligenz bei Facebook? Ich lach‘ mich tot! Das, was uns dort als künstliche Intelligenz verkauft wird, sind primitivste Algorithmen, die das Geld für die Programmierer und Softwareentwickler nicht wert sind. Kaufe ich irgendwo im Netz einmal ein Mikrowellengerät, dann zeigt mir Facebook tage- und wochenlang Anzeigen für Mikrowellengeräte. Als ob ich, wenn ich ein Haushaltsgerät gekauft habe, noch weitere des gleichen Typs bräuchte. Wie viele Mikrowellengeräte habt Ihr in der Küche stehen? Vermutlich doch auch nur eines, oder?
Oder wenn ich bei Facebook Interesse an einer Veranstaltung signalisiert habe. Beispielsweise an einem Cyber Tasting wie dem von Andrea Seeger und ihrer Craftbeer Lodge neulich. Ich klicke auf „interessiert“ oder gar auf „zusagen“ und erziele den Effekt, dass mir genau diese Veranstaltung in der Spalte rechts daneben unter der Überschrift „Ähnliche Veranstaltungen“ noch einmal vorgeschlagen wird. Liebe Programmierdeppen bei Facebook, das ist dann weder eine „ähnliche“ noch eine „gleiche“ Veranstaltung, sondern „dieselbe“.
Künstliche Intelligenz? Solange sie sich auf diesem Niveau bewegt, ist sie nicht ernst zu nehmen.
Ähnlich dann, als ich von den Facebook-Algorithmen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass, wer Thorsten „Schoppyman“ Schoppe seiner Brauerei in Berlin finanziell in der Corona-Krise unter die Arme greifen möchte, ein Bier-Abonnement für die nächsten fünf, zehn oder noch mehr Monate abschließen könne. Hier hätte die künstliche „Intelligenz“ zeigen können, was in ihr steckt, und noch weitere Möglichkeiten vorschlagen können, Bier online zu erwerben. Aber … absolute Fehlanzeige!
Erst als ich bei Thorsten bestellt, darüber berichtet und selbst noch kommentiert hatte („Mir werden beispielsweise viele regionale Aktionen aufgrund der Filtermechanismen in den sozialen Medien nicht angezeigt; viele regionale Betriebe machen vielleicht auch nicht genug reichweitenstarke Werbung für ihre Aktionen.“), kamen in den Diskussionsbeiträgen zu meiner Meldung Ideen für weitere Bestellmöglichkeiten – insbesondere von Christian Zwanzger, der seine Familienbrauerei in Uehlfeld im Aischgrund schon in der 12. Generation betreibt.
Dann ging es ganz schnell – ein paar Textnachrichten wurden ausgetauscht, und die Bestellung war dann ganz simpel: „Von allen Bieren, die Du hast, je eine Flasche, und wenn dann noch Steckfächer im Karton frei sind, bitte mit Bieren ‚aus der Nachbarschaft‘ auffüllen.“
Ein paar Tage später kommt der erste Karton: Siebzehn Flaschen aus der Handwerksbrauerei Zwanzger und ein Willibecher. Plus ein Schreiben, in dem Christian ankündigt, dass in der darauffolgenden Woche nochmal frisch abgefüllt werde und dann ein zweites Paket komme. Na super!
Auf einem kleinen, separaten Sudwerk braut Christian im Hausbrauermaßstab (soweit ich weiß, 80 l pro Sud) regelmäßig neue Spezialitäten, die er ohne besondere Etiketten, lediglich mit einem bunten, selbstgedruckten Label, das alle vorgeschriebenen Angaben enthält, in o,33-l-Flaschen abfüllt. Siebzehn Flaschen fische ich aus dem Karton und reihe sie vor mir auf. Aber nur sechzehn Etiketten kleben an den Flaschenhälsen. Ich stelle den Karton auf den Kopf und durchwühle das Packmaterial. Jedes einzelne Blatt Zeitungspapier streiche ich glatt. Aber: Fehlanzeige!
Die Lösung kommt nach einer kurzen Textnachricht prompt: „Das Bier ohne Etikett hat noch keinen Namen! Ist ein Maibock mit Erdbeertrauben und Zibberle vergoren. Kommt nächste Woche raus.“ Da war der Versand wohl schneller als alles andere …
In den folgenden Tagen beginne ich, die Biere zu verkosten. Und was soll ich sagen? Nicht alle entsprechen meinem Lieblingsstil, aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind samt und sonders sehr stilecht, ohne Geschmacks- oder Braufehler produziert und sehr individuell. Jeweils achtzig Liter auf kleine Flaschen zu füllen, ist sicherlich keine Beschäftigung zum Reichwerden, aber bestimmt eine sehr schöne Kombination aus beruflich inspirierter Experimentierlust oder gar Hobby mit der Möglichkeit, dieses gegen zu finanzieren.
Mir gefällt’s!
Rund zwei Wochen später kommt das zweite Paket. Sechs Flaschen des „normalen“ Zwanzger Biers, also die Biere, die in den großen Sudkesseln für die Gäste des Brauereigasthofs und die Region gebraut werden – alle in 0,5-l-Flaschen. Und dazu sechs weitere Flaschen der Marke Aischgründer aus der Brauerei Windsheimer. Zwölf Flaschen gute Trinkbiere. Keine Experimente, sondern Biere für den Alltagsdurst – klassisch und regional. Helles, Dunkles, Pils, Weissbier, Lager, Märzen, Hausbier, …
Das passt ganz wunderbar, denn in ein paar Tagen planen wir, mit Freunden zu grillen, und das wird die perfekte Gelegenheit sein, diese Biere zu trinken. Denn machen wir uns nichts vor: Beim Grillen, wenn Berge von deftigem Fleisch, frisch gegrilltes Gemüse, Salate mit Knoblauchsoße und ähnliche Dinge auf den Teller kommen, ist eine Verkostung von kaltgehopften Spezialitäten sicherlich schwierig, da nehmen wir doch lieber den großen, erfrischenden Schluck. Bier mit hoher Süffigkeit oder guter Durchtrinkbarkeit oder geringem Trinkwiderstand – je nachdem, wie man das nennen möchte.
Wobei das nicht heißen soll, dass die Experimentalbiere nicht süffig seien – aber sie zielen doch in eine etwas andere Richtung des Genusses.
Zwei große und bunt bestückte Bierpakete, also. Eine schöne Auswahl, ein blitzschneller und völlig unkomplizierter Service, ein sehr netter Kontakt zu Christian und … irgendwie auch das gute Gefühl, in den schwierigen Zeiten der CoViD-19-Pandemie etwas für den Erhalt der regionalen Brauereikultur getan zu haben. Cheers!
Handwerksbrauerei Zwanzger Online-Service
Burghaslacher Straße 10
91 486 Uehlfeld
Bayern
Deutschland
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von besonderen Dienstleistungen Reklame sei. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe von Christian Zwanzger und seiner Handwerksbrauerei einen sehr individuellen Service genossen und mich darüber gefreut. Wer den Bericht darüber als Reklame ansehen möchte: Bitte sehr!
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