Nachtrag 15. März 2016: Durch einen aufmerksamen Leser (Danke, Stefan!) wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass zumindest ein Teil der Demory-Biere bei der im Sommer 2015 eröffneten Camba Old Factory Brauerei in Gundelfingen gebraut wird. Die Camba Bavaria hat mit dieser Brauerei bewusst ein Sudwerk errichtet, das von Wanderbrauern genutzt werden kann und soll, und Julien Perrod von der Demory Paris war offensichtlich der erste, der dieses Angebot genutzt hat. Weitere Einzelheiten dazu hier.
Bar Demory Paris
Schicki-Micki und Craftbier – geht das zusammen? Hm, tja, manchmal schon. Aber im Falle der Bar Demory Paris springt der Funke heute, am 3. März 2016, nicht über. Irgendwie spricht es mich nicht an, will für mich doch nicht zusammen gehen.
Objektiv scheint ja alles zu stimmen. Eine nette Lage, nicht weit weg von Les Halles in einer kleinen Nebenstraße. Das Gebäude von außen ein wenig runtergekommen, was ihm einen gewissen Charme verleiht. Durch eine Glastür betrete ich die Bar, und das erste, was mir ins Auge sticht, ist die hypermoderne LED-Beleuchtung. Grell leuchtet sie in rot und in weiß, aber sie vermag keine Atmosphäre zu erzeugen. Weder disco-mäßig noch spacig, sondern einfach nur ins Auge stechend. Im unangenehmen, wörtlichen Sinn. Die Lichtintensität der Leuchten ist hoch, man kann nicht gut hineinsehen, aber aufgrund ihrer winzigen Größe erhellen sie den Raum trotzdem nicht wirklich. Gefällt mir nicht.
hypermoderne LED-Beleuchtung
Die Einrichtung simples und helles Holz, stark kontrastierend mit den pechschwarzen KEGs, die als Hocker dienen sollen, und den ebenso schwarzen Tafeln an der Wand mit den aktuellen Getränke- und Speisenangeboten. Dazu viele Spiegel, die für auffällige visuelle Effekte sorgen. Ich fühle mich unwohl. Werde ich langsam alt? Kann ich dem Stil, den die Jugend bevorzugt, nichts mehr abgewinnen? Oder fehlt hier wirklich irgendetwas, dass aus dem Sammelsurium von Effekten ein harmonisches Ganzes macht? Oder die Harmonie wenigstens gezielt bricht?
Ach, egal. Ich bin nicht wegen der Einrichtung hier, sondern wegen des Biers. Sechs Zapfhähne bietet die Bar, bestückt mit Bier der Hausmarke Demory. Ich frage den Barmann, ob das Demory eine eigene Brauerei habe, oder ob das speziell im Auftrag für die Bar gebrautes Bier sei. Er zuckt mit den Achseln. Es sei Pariser Bier. In Paris gebraut. „Soso, und wo?“, hake ich nach. „Habt Ihr eine eigene Brauerei?“ Er hat keine Ahnung. Hat auch keine Lust, darüber zu sprechen, fragt ungeduldig, ob ich denn nun ein Bier wolle oder nicht.
Die Bar ist zu früher Stunde noch fast leer, Stress hat der Barmann nicht. Nur keinen Bock auf Kundschaft. Unwillig zapft er mir ein Aventure American Pale Ale, verdreht die Augen, als ich sage, es möge bitte nur ein kleines sein.
etwas unwilliger Service an der Bar
Das beworbene WLAN funktioniert ähnlich widerwillig wie der Barmann. Erst nach einigen Versuchen steht die Verbindung und ich versuche, herauszubekommen, ob es eine Demory-Brauerei gibt, oder ob es Lohnsude sind. Erst nach einigem Hin- und Hersurfen bekomme ich heraus, dass es wohl doch eine eigene Brauerei zu sein scheint. Die Brasserie Demory war 1827 gegründet worden und wurde 1953 geschlossen. Fast genau sechzig Jahre später ergriff Kai Lorch die Initiative und eröffnete unter diesem alten, berühmten Namen am Boulevard Voltaire eine neue, kleine Handwerksbrauerei, deren Biere nun hier in der Bar Demory Paris ausgeschenkt werden.
Immerhin. So viele Informationen finde ich dann doch. Mehr aber auch nicht. Keine Bilder der Brauerei, keine Besuchszeiten.
Das Aventure APA schmeckt gar nicht schlecht – angenehm aromatisch gehopft, schön ausgewogen. Ein wenig blumig, nicht zu dominant fruchtig. Ein Bier, mit dem man sich nicht zu verstecken braucht. Keine Ahnung, warum man dann so zurückhaltend mit den Informationen ist, wo und von wem es denn gebraut wird.
Aventure APA
Gerne würde ich zum Bier eine Kleinigkeit essen, aber die Küche ist noch nicht geöffnet. Der Koch und eine Kellnerin sitzen noch an der Theke, essen zunächst einmal selbst, bevor sie sich um die Gäste kümmern werden. Mein Magen grummelt aber vernehmlich, ich habe keine Lust zu warten, und so trolle ich mich bereits nach dem ersten – einem kleinen! – Bier.
Tja, irgendwie war es enttäuschend. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so, dass ich sagen würde, hier möchte ich nochmal hin. Der Funke ist nicht übergesprungen.
Die Bar Demory Paris ist von montags bis sonnabends von 18:00 Uhr durchgehend bis weit nach Mitternacht geöffnet, freitags und sonnabends sogar bis 04:00 Uhr morgens. Sonntags ist Ruhetag. Zu erreichen ist sie bequem mit der Metro, die Linien 1, 4, 7, 11 und 14 halten an der in der Nähe gelegenen Station Châtelet, und dann sind es fünf Minuten zu Fuß.
Bar Demory Paris
62, Rue Quincampoix
75 004 Paris
Frankreich
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