Haushaltsauflösungen, Kellerentrümpelungen oder ein Ausmisten auf dem Dachboden – neben Unmengen von unbrauchbarem Gerümpel und Müll kommen dabei immer wieder auch nette Schätzchen zum Vorschein. Ein auf den ersten Blick etwas abgegriffen und unansehnlich wirkendes Buch, zum Beispiel: „Frohe Botschaft für besondere Stunden“ lautet sein Titel.
„Frohe Botschaft für besondere Stunden“
Viel zu dick und zu klobig wirkt es, und die erste Seite deutet schon vorsichtig an: Dies ist kein normales Buch. Es ist eine in liebevoller Handarbeit zusammengestellte Erinnerungsgabe. An was sie auch immer erinnern soll. Ein handgezeichnetes Bild, eine Art Impressum, mit der Schreibmaschine geschrieben, und ein sorgfältig gestalteter Schriftzug zeugen von viel Mühe, die in dieses Buch investiert worden ist.
ein schönes, handgefertigtes Deckblatt
Aber ist es wirklich ein Buch?
Nein, natürlich nicht. Blättere ich die erste Seite um, so offenbart sich das Geheimnis: In einen massiven Styroporblock, der den Körper dieses „Buchs“ darstellt, ist eine Aussparung geschnitten worden, in der sich eine volle Bierflasche befindet. Eine Flasche Meckatzer Weiss-Gold aus dem Jahr 1988. Gefüllt und fest verkorkt.
das „Buch“ birgt ein Geheimnis
Vorsichtig nehme ich die Flasche aus dem „Buch“ und beäuge sie neugierig. Der Kronkorken ist dicht, das Etikett unbeschädigt, die Flasche unversehrt. Das Bier in der Flasche scheint klar zu sein; ein paar Schaumblasen haben sich gebildet, als wir das „Buch“ von Hand zu Hand gereicht haben. Dreiunddreißig Jahre ist dieses Bier alt – aber die Flasche sieht aus, als sei sie gerade erst aus der Brauerei gekommen.
nach dreiunddreißig Jahren ist der Kronkorken unversehrt und immer noch dicht
Für einen Moment überlegen wir, sie zu öffnen, aber dann legen wir sie doch wieder in das Fach zurück und schließen den Deckel. Ein Genuss wird es nicht mehr sein, ein simples helles Lagerbier, das mehr als drei Jahrzehnte und obskuren Bedingungen verbracht hat. Kein Vergleich mit einem bei sorgfältig kontrollierter Temperatur und im Dunklen gelagerten Starkbier, das über diese Jahre vielleicht sogar gereift sein mag.
Vielleicht ergibt sich in Zukunft eine Gelegenheit, zu der wir dieses Bier aus eher wissenschaftlich-forschendem Interesse doch einmal öffnen werden – hier und heute, unter Corona-Bedingungen weit aufgelockert, aber in dennoch entspannt-fröhlicher Runde mit Sicherheit aber nicht.
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