Am 6. Mai 2021 erschien in der Facebook-Gruppe (Craft-) Bier im deutschsprachigen Raum, die ich übrigens höchst empfehlenswert finde, ein Porträt über mich, das ich auch denjenigen unter Euch, die nicht bei Facebook aktiv sind, nicht vorenthalten möchte.
Was machst Du beruflich?
Ich bin Soldat.
Was treibst Du privat – wenn Du Dich gerade nicht mit Bier beschäftigst?
Reisen, reisen, reisen (vor Corona). Wandern, Sport und leider nur noch wenig reisen (seit Corona)
Dein Bezug zu Bier?
Bier trinke ich eigentlich schon immer. Es ist ein Getränk, das eine faszinierende Vielfalt von Aromen bietet, aber immer auch Anlass ist, regionale Geschichte, Kultur und Gebräuche kennenzulernen, da es mit diesen üblicherweise eng verbunden ist. Bier ist somit Urlaubs- oder Reiseziel, Einstieg in das Gespräch, Begleiter zum Essen, Grundnahrungsmittel, Wirtschaftsfaktor oder Rauschmittel – es kommt immer darauf an.
Seit wann beschäftigst Du Dich intensiver mit Bier?
Ich habe 1995 begonnen, „systematisch zu trinken“, also die von mir getrunkenen Biere in einer Datenbank zu erfassen und mich mit der jeweiligen Produktionsstätte neugierig zu beschäftigen (Untappd oder Ratebeer gab es damals noch nicht). Von 1997 bis 2016 habe ich selbst in der Küche oder Garage gebraut.
Ich habe 1999, weil ich damals einige Jahre in Warschau gelebt habe, die Hausbraubewegung in Polen mitbegründet, war anschließend unter anderem drei Jahre lang im Vorstand der Polnischen Hausbrauervereinigung „Polskie Stowarzyszenie Piwowarów Domowych“ und habe in der Zeit eine Ausbildung an der Landwirtschaftsakademie in Warschau gemacht, die mich zum Bierverkoster zertifiziert (den Begriff des Biersommeliers gab es seinerzeit noch nicht) und deren Gültigkeit ich durch Nachzertifizierung regelmäßig verlängere.
Das Hausbrauen habe ich mittlerweile eingestellt, weil es sehr zeitaufwändig ist und der Druck, sich dadurch ungewöhnliche Bierstile zu erschließen, angesichts der Kreativbier-Revolution nicht mehr da ist.
Hast Du ein Lieblingsbier / einige Lieblingsbiere?
Biergenuss ist eigentlich viel zu vielfältig und situationsabhängig, als dass man diese Frage stellen dürfte. Im Sommer in der Hitze beim Wandern oder Rasenmähen ein Belgisches Wit, im Winter in der Eiseskälte ein Barley Wine oder ein Eisbock; im Kreis von Freunden ein hopfengestopftes Pilsner, oder für den großen Schluck ein Zoigl oder Ungespundetes Lager.
Ein im vorbelegten Holzfass gereiftes Imperial Stout für den besinnlichen Genuss zu zweit, und um den Erfahrungshorizont zu erweitern, Biere mit exotischen Zutaten. Jedes Bier hat seine Zeit. – Gleichwohl kehre ich immer wieder gerne zu im Whisky- oder Weinbrandfass gereiften, schweren, dunklen Bieren zurück.
Gibt es eine Bier-Speisen-Kombination, die Dich besonders begeistert (hat)?
Grundsätzlich gilt hier das Gleiche wie bei der Frage nach einem Lieblingsbier – die Vielfalt ist zu groß, als dass sie sich auf einen Lieblingseindruck beschränken ließe.
Ich versuche es trotzdem: Russian Imperial Stout oder Dunkler Weizen-Eisbock zu Vanilleeis. Die erste Kombination wegen des Kontrast der röstigen Bittere zur kremigen Süße, die zweite aufgrund der Harmonie der süßen Fülle in beidem.
Wie gefällt Dir die Gruppe (Craft-) Bier im deutschsprachigen Raum?
Vom Ansatz her gut. Liebhaber von kreativen Bieren im deutschsprachigen Raum zusammenzubringen und zum Austausch ihrer Gedanken anzuregen, ist eine tolle Idee. Die Gruppe muss sich in der Konkurrenz zu vielen anderen Facebook-Gruppen mit ähnlichem oder vergleichbarem Fokus behaupten, macht dies aber durchaus gut.
Wenn allerdings immer wieder (so wie ich selbst das auf meinem persönlichen Facebook-Account auch mache, aber eben nur dort) Biere ohne tiefergehende Beschreibung veröffentlicht werden („Pils XY, lecker!“), ist das zwar eine nette Selbstdarstellung und mag eine Buchführung bei Untappd oder Ratebeer ergänzen oder ersetzen, bringt allen anderen Gruppenangehörigen jedoch keinen oder nur wenig Mehrwert. – Tiefergehende Diskussionen gibt es leider nur selten, und es ist faszinierend, zu sehen, dass die ausführlichsten (nicht unbedingt tiefestgehenden) Diskussionen sich dann entspinnen, wenn Biere vorgestellt werden, die zu niedrigen Preisen angeboten werden (Aldi / Hofer oder Lidl) oder bei denen es sich um sogenannte Industriebiere (Warsteiner, Carlsberg oder Veltins) handelt.
Den Geschmack eines Biers unabhängig von seiner Herkunft und seinem Preis zu bewerten, gelingt leider vielen nicht, und es kommen dann so hilfreiche Diskussionsbeiträge wie „für diesen Preis gut“ (Wäre es dann also ein schlechteres Bier, wenn es einen Euro mehr kosten würde? Auf welche Aroma- und Geschmackskomponenten wirkt sich der Preis denn am stärksten aus?) oder „Lidl-Plörre, die probiere ich gar nicht erst“ (Handelt es sich bei diesem Urteil um eine besonders ungewöhnliche evidenzbasierte Bewertung?).
Was sollen wir hier neu / anders machen? (Es gibt wenig, was man nicht mehr verbessern kann).
Je nach verfügbarer Zeit der Administratoren (die ist immer zu knapp, ich weiß) hielte ich es für interessant, immer mal wieder Stereotypen sachlich und am Beispiel zu hinterfragen, zu tieferer inhaltlicher Diskussion anzuregen oder – wenn dies nicht möglich ist (oder aber in Ergänzung dazu) – auf ausführlichere Artikel in anderen Medien oder an anderer Stelle im Internet hinzuweisen. Letzteres sollte aber immer mit dem Hinweis, dass hinter dem Link ausführlichere Informationen zu finden sind, geschehen. Wird dies nämlich nicht ausdrücklich erwähnt (leider manchmal auch trotzdem, selbst wenn es ausdrücklich erwähnt wird), kommen gerne Fragen aus dem Leserkreis, die genau diese Informationen noch mundgerecht aufbereitet haben möchten – es gibt bei Facebook leider eine Anspruchshaltung der Bequemlichkeit, die es für einfacher (und stets angemessen) hält, den Autor eines Beitrags nach einzelnen Fakten zu fragen, anstatt dessen Beitrag selbst zu lesen.
Gibt es etwas, was Du noch in Deinem Kurzportrait lesen willst (und wonach ich nicht gefragt habe)?
Nö, ich habe meine Meinung schon ganz gut in den anderen Antworten unterbringen können.
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