1515
Craft Bier Magazin

1515 – eine merkwürdige Jahreszahl. Bei einem Bierliebhaber würde es sofort klingeln, wenn dort 1516 stünde, das ist das Jahr, in dem das mittlerweile zum unsäglichen Popanz aufgeblasene, damals im historischen Kontext aber durchaus angemessen sinnvolle Recht, wie das Bier zu brauen und zu verkaufen sei, vulgo „Reinheitsgebot“, erlassen worden ist.

1515 Craft Bier Magazin

1515 steht aber als Titel auf dem Craft Bier Magazin, das vor mir liegt. Erschienen im Biorama-Verlag, der das gleichnamige Magazin Biorama herausgibt, ein Magazin für nachhaltigen Lebensstil. Klingt ja nicht schlecht, „nachhaltiger Lebensstil“. Solange sich keine dogmatischen Vegan-Nazis dahinter verbergen und austoben … Qualitativ hochwertige Ernährung, behutsamer Einsatz von möglichst umweltverträglichen Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, artgerechte Haltung von nicht überzüchteten Tieren, stress- und schmerzfreie Schlachtung, sorgfältige Zubereitung mit möglichst wenig unnötigem Abfall, und am Ende der bewusste Genuss des Essens. Nicht fleischlos, aber fleischreduziert. Fleisch als das, was es ist – eine leckere Ergänzung zum Essen, nicht als dessen Hauptbestandteil. Prima!

Aber ich schweife ab, ich will ja gar nichts zum Biorama sagen, auch nichts zu gesunder und bewusster Ernährung, und eigentlich will ich mich ja auch nicht über die beiden Extrempositionen lustig machen, weder über den Vegan-Nazi noch den Prekariats-Grillfleischfresser. Jedenfalls hier und jetzt nicht.

Zurück zum vor mir liegenden Magazin also, dem 1515 Craft Bier Magazin.

Ich blättere die Erstausgabe Mai/Juni 2015 auf und lese das Editorial vom Herausgeber Michael „Micky“ Klemsch. Aha. Hier steht es also, wie es zur Zahl 1515 kam: Micky macht sich zu recht lustig über den „Marketing-Gag“ Reinheitsgebot, „der eigentlich längst überholt sein müsste“ und begründet dann die Jahreszahl 1515: „Im Gegensatz zu diesem vielerorts verspotteten ‚Vielfaltsverbot von 1516‘ stehen wir mit unserem Magazin für Biervielfalt unter allen Brauern. Aus diesem Grund nennen wir diese Publikation äußerst symbolträchtig 1515.“

Micky, das gefällt mir!

Aber bevor ich das Magazin jetzt nur ob des Namens oder des Editorials beginne, zu loben, fange ich doch lieber einmal an, zu blättern.

1515 Craft Bier Magazin

Handliches Format, kaum größer als DIN-A-5. Durchgängig mattglänzendes Papier, durchgängig Farbdruck. Einiges an Werbung, um das Magazin teilzufinanzieren, leider auch von großen Brauereien und Marken (Budweiser Budvar, Schwechater, Stiegl, …). Die Artikel dazwischen aber flüssig und eingängig geschrieben. Nicht zu sehr in die Tiefe gehend, aber doch mit gut brauchbaren Informationen. Brauer und Brauereien finden sich auf den Seiten, neue Biere und besondere Etiketten. Trends wie Crowdsourcing oder Biere mit Extremzutaten werden vorgestellt, Randgebiete erforscht (Bier in Afrika, Grillen und Bier, Bloggen und Social Media, glutenfreies Bier, Bier aus Reis), Bierfestivals besucht, Bier- und Foodpairings betrachtet und Bierbücher kurz rezensiert. Eine nette Mischung.

Mich persönlich spricht’s an, ein schönes Magazin.

Was mir noch nicht so ganz klar ist, das ist die Erscheinungsweise. Regelmäßig? Anlassbezogen zum Craftbierfest? Wie oft? Da schweigt sich auch das Impressum aus. Und so bleibt mir nur, gelegentlich Onkel Google zu bemühen oder Cortana ins virtuelle Ohr zu flüstern und dann das jeweils neueste Magazin online durchzublättern. Und: Schön, dass man das kann. Alle bisher erschienenen Ausgaben finden sich online hier:

1515
Craft Bier Magazin
Biorama GmbH
Wien, 2015 – 2016

Nachtrag 1. Mai 2016: Und kurz nach Veröffentlichung obiger Rezension gab mir Micky ein paar neue Details: „1515 erscheint ab Herbst 4mal jährlich. Bis dato wurde die Publikation parallel zu den großen Festivals datiert, weil die 0-Nummer quasi als Ausstellungskatalog konzipiert war. Wie auch die Szene wächst das Magazin gedeihlich in Umfang und jetzt auch im neuen gebundenen Format.“

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