Pivovar Černá Hora
Černá Hora
CZE

Ein kleines Örtchen im Osten Tschechiens, das von einer Brauerei dominiert wird: Černá Hora. Der Name Černá Hora stammt von einer alten Adelsfamilie, den Schwarzenbergs, und so finden sich als alte Ortsbezeichnungen auch Schwarzenberg oder – lateinisch – Nigromons beziehungsweise in späterer Zeit sogar Montenegro. Insbesondere mit der letzten Übersetzung könnte man viel Missverständnisse provozieren, den spräche man von einer montenegrinischen Brauerei, würde wohl niemand auf die Idee kommen, dass man nicht das kleine Land auf dem Balkan, sondern den winzigen Weiler in Mähren meint.

1298? Man kann viel behaupten …

Name hin, Name her – die erste Brauerei in Černá Hora wurde 1530 von Tas und Jaroslav Černohorský von Boskowitz gegründet, aber die unmittelbare Vorläuferin der heutigen Brauerei entstand als Aktiengesellschaft erst 1896.

Zwei Weltkriege setzten der Brauerei zu, und natürlich die Zeit von 1948 bis 1996, als die Pivovar Černá Hora als Staatsbetrieb geführt wurde. 1996 wieder privatisiert, erschloss sich die Brauerei zunehmend auch den Markt in Deutschland, und mittlerweile sind Biere der Marke Černá Hora auch in gutsortierten Getränkemärkten überall in Deutschland zu finden.

Ende 2009 wurde die Brauerei an die Brauereigruppe Lobkowicz verkauft und zum 1. April 2010 in deren Struktur als Brauerei Nummer 7 integriert. Leider zum Nachteil des Verbrauchers, den gerade bei dieser Brauereigruppe wird oft nicht auf den ersten Blick deutlich, welches Bier, welche Biermarke denn nun tatsächlich in welcher Brauerei der Gruppe gebraut und abgefüllt worden ist.

Dem kleinen Örtchen Černá Hora kann dies egal sein, solange die Brauerei nur floriert und den rund zweitausend Einwohnern ausreichend Steuereinnahmen generiert.

eine alte Kupferhaube dient als Blickfang

An einem sonnigen Frühlingstag stehe ich in der Ortsmitte von Černá Hora, am „Náměstí U Pivovaru“, dem „Platz zur Brauerei“, und blicke auf die großen und eindrucksvollen Gebäude. In leuchtendem Gelb liegen sie vor mir. Die Brauerei selber sieht einladend aus, über der Einfahrt steht groß das Motto der Bierbrauer, „Dej Bůh Štěstí“ – „Gott gebe Glück“. Rechts daneben ein kleiner Kiosk, an dem das Bier rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, frisch abgefüllt gekauft werden kann. Eine Besichtigung der Brauerei ist leider nur im Rahmen einer angemeldeten Gruppe möglich, und so beschränke ich mich auf ein paar Eindrücke von außen.

Aber gleich rechter Hand ist ja noch der Gebäudekomplex der ehemaligen Mälzerei. Der Schornstein der alten Darre mit seinem Metallhelm ist deutlich zu sehen, und darunter, im Keller des Gebäudes, befindet sich ein kleines Museum. Für einen symbolischen Eintritt in Höhe von 30 CZK, etwas mehr nur als ein Euro, kann man hier ein Sammelsurium alter Gerätschaften betrachten, alte Biergläser und -flaschen, Erinnerungsstücke aus der Geschichte der Brauerei und – als ganz besonderes Ausstellungsstück – eine handgearbeitete, voll funktionsfähige Mikrobrauerei, ganz aus Kupfer. Der Traum eines jeden Hausbrauers. Vermutlich umständlich zu bedienen, nur mit gewaltigem Arbeitsaufwand zu reinigen, aber wunderschön anzusehen.

eine handgearbeitete, voll funktionsfähige Mikrobrauerei

Gut eine Stunde schlendern wir zwischen den Schaukästen und Ausstellungsstücken hin und her, aber dann regen sich Hunger und – vor allem! – Durst.

Im zweiten Gebäudeflügel der alten Mälzerei befindet sich ein sehr ordentliches Vier-Sterne-Hotel mit einem guten Restaurant, das gleichzeitig auch als Brauereiausschank dient. In recht edlem Ambiente kann man hier qualitativ sehr gut speisen, für faire Preise, und dazu die Biere der Pivovar Černá Hora probieren.

Das Bierportfolio ist allerdings recht konservativ. Es gibt verschiedene Lagerbiere in Hell und Dunkel, mit Stammwürzegehalten zwischen 10° und 14°. Ergänzt werden diese Standardbiere durch ein Weizen, durch ein Bier mit Blaubeeren (Borůvka), ein Bier mit Honig (Kvasar) und ein alkoholfreies Bier. Neue Kreativbiere sucht man hier noch vergeblich.

das Honigbier Kvasar

Zum leckeren Fischgericht ist das Honigbier Kvasar ein hervorragender Begleiter. Mit leichtem, dezentem Honigaroma und ein wenig Restsüße passt es ausgezeichnet zum kräuterig-würzigen Fisch, und auch das unfiltrierte, recht leichte Bier Sklepík mit gerade einmal 10° Stammwürze ist nach dem Essen eine feine, süffige Abrundung des Mahls.

Wer als Bier-Aficionado die Bier-Offenbarung sucht, mag in Černá Hora fehl am Platz sein, aber für ein hochwertiges Essen mit sauber gebrauten Bieren dazu und einen Abstecher in das nette, kleine Museum empfiehlt sich das Örtchen allemal.

Die Pivovar Černá Hora bietet täglich im Zeitfenster von 08:00 bis 19:00 Uhr Führungen für Gruppen ab acht Personen nach Anmeldung eine Woche im Voraus an. Das kleine Museum ist montags bis freitags von 12:00 bis 19:00 Uhr, sonnabends von 10:00 bis 19:00 Uhr und sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Das Restaurant ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends und sonntags bereits ab 10:00 Uhr. Zu erreichen ist die Brauerei am besten mit dem Auto; Parkplätze gibt es direkt vor dem Brauereieingang. Alternativ erreicht man die Brauerei mit den Buslinien 162, 235 und 301, die Haltstelle ist direkt am Eingang.

Bilder

Pivovar Černá Hora
Náměstí U Pivovaru 3
679 21 Černá Hora
Tschechien

2 Kommentare

  1. Habe selbst schon Station in Cerna Hora gemacht, fand diese Brauerei ein Kleinod . Und gerade als ich vor Ort war, fand das Alljährliche Brauereifest statt . Ein Erlebnis , zumal ich die Gastfreundschaft und die Lebensfreude der Tschechen genossen habe . Ich werde im nächsten Jahr auf alle Fälle nochmals dorthin reisen, da ich sowieso meine Verwandtschaft in Brno besuchen werde. Fand Ihre Impressionen gut beschrieben und bedanke mich gerne dafür. Ihr Buch weckt ebenfalls mein Interesse , deswegen werde ich es mir besorgen. Wünsche Ihnen alles gute, mit besten Grüßen Uwe Jeitner .

  2. Vielen herzlichen Dank für Ihre netten Worte, und ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem Buch!

    Mit bestem Gruß,

    VQ

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