BIERLESE mit Bierverkostung
Sylvia Kopp und Koyka Stoyanova lesen aus
„Das Craft-Bier Buch“

Das Craft-Bier Buch von Sylvia Kopp – fast noch warm, frisch aus der Druckerei. Das Buch zur Craft-Bier-Revolution in Deutschland.

Mit ein paar Jahren Verspätung entdeckt auch Deutschland, dass Bier mehr sein kann, als die hellen, überspundeten und in ihrer Anbiederung an den Massengeschmack fast aromafreien Fernsehbiere. Grund genug, das, was da gerade in Deutschland und Europa passiert, einmal redaktionell aufzuarbeiten und anspruchsvoll zu präsentieren. Das Ergebnis liegt vor mir: Ein prächtig gestaltetes Buch, über 200 Seiten, tolle Bilder, die fesseln und in die Szene eintauchen lassen, und Texte, die den Leser mitnehmen auf eine gedankliche Reise durch die Kleinbrauereien dieser Welt.

Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Koyka Stoyanova hatte Sylvia Kopp für den 14. November 2014 zu einer Lesung aus diesem Buch in ihre Berlin Beer Academy eingeladen. Selbstredend, dass zu der Lesung auch eine passende Bierverkostung gehörte. Etwa 40 Leute hatten sich angemeldet und füllten am frühen Abend die Räume der Academy.

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Berlin Beer Academy

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Sylvia und Koyka gab es zum Auftakt des Abends, gewissermaßen als Aperitif, ein Grünhopfen-Pils der Schönramer Brauerei. Der frische, direkt nach der Ernte und ohne Trocknung hinzugegebene Hopfen verleiht diesem Bier einen leicht grasig-grünen Geschmack – dezent nur, aber doch spannend genug, um Neugier auf die folgende Verkostung zu machen.

Im Wechsel erzählten Sylvia und Koyka nun von den zahlreichen in ihrem Buch beschriebenen Brauern und Brauereien, und passend zu ihren Geschichten boten sie uns die passenden Biere, nahmen uns so mit auf eine Bierreise durch ganz Europa.

Den offiziellen Beginn der Verkostung markierte das Johnny Hanson Punk Rauch der Pax-Bräu aus Oberelsbach. Kräftige, aber nicht zu dominierende Rauchnoten, dazu eine leicht säuerlich-adstringierende Holzigkeit von während der Lagerung hinzugegebenen Eichenchips von alten Whisky-Fässern – dieses Bier war schon eine leicht provozierende Herausforderung. Sehr mutig von den beiden Damen, gleich mit einem solchen Paukenschlag zu beginnen.

Von Deutschland ging die Degustationsreise nun weiter nach Estland – ein sehr sämiges, vollmundiges Roggenbier der Põjala Brauerei aus der estnischen Hauptstand Tallinn folgte. Ein spannendes Geschmackserlebnis, und fast schon ungläubig blickte ich auf das Etikett, das lediglich 5,9% Alkohol auswies. So viel Geschmacksfülle, bei so wenig Alkohol!

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ein bunter Reigen zu verkostender Biere

Gleiches galt aber auch für das folgende Bier aus Belgien. Die Brauerei De la Senne aus Brüssel versucht, sich im belgischen Markt der Stark- und Stärkst-Biere als Gegenpol zu profilieren, indem sie geschmacksstarke Biere mit möglichst wenig Alkohol braut. So viel Geschmack, wie möglich, so viel Alkohol wie nötig, erläuterte Sylvia. Und in der Tat – eine knackige, hopfige Herbe mit harzigen Terpen-Noten dominierte, machte das Zinnebir zu einem tollen Geschmackserlebnis, aber ohne dass bereits nach einem Glas die Wangen zu glühen begannen. Obwohl… Ein kleines bisschen mehr Körper hätte ich mir bei diesem Bier gewünscht.

Eine wahre Hopfenbombe folgte: Das ReAle Extra der Birra del Borgo aus Italien startete bereits im Antrunk mit einem furiosen Angriff auf die Zunge. Knackig hopfig und knochentrocken, mit zitrusartigen Aromen, Fichtennadeln, Harzen. Und auch hier ein durchaus noch moderater Alkoholgehalt von 6,2%.

„Das folgende Bier wird die Verkostungsteilnehmer in zwei Gruppen spalten!“, kündigten Sylvia und Koyka nun an. Tilquin, der erste wallonische Geueze-Steker, stand mit zwei Bieren in den Startlöchern. Spontan (und damit säuerlich) vergorene Lambiks werden jahrelang in Fässern gelagert und dann miteinander verschnitten. So entsteht ein Geueze, ein samtig-säuerliches Bier, sehr trocken, aber mit seiner prägnanten Säure nicht jedem Biertrinker geheuer. Und für die Hardcore-Fans von belgischen Sauerbieren gab es von Tilquin auch noch die Oude Quetsche. Die war richtig knackig sauer, trotzdem aber durch die Fruchtaromen der Zwetschgen sauber ausbalanciert. Ein herrliches Bier, wenn auch gut die Hälfte der Teilnehmer sich zimperlich zeigte und die Verkostung verweigerte. Ihnen war die Säure der einfachen Geueze bereits ausreichend gewesen. Und somit hatte sich die Prophezeiung der beiden Biersommelières erfüllt…

Zurück nach Estland, nach Tallinn, hieß es mit dem nächsten, dem vorletzten Bier. Das Must Kuld von Põhjala übernahm selbstbewusst und geschmacksdominant das Kommando. Eine ungeheure Fülle von unterschiedlichen Aromen, schwarze Trockenfrüchte, Honig, Süßholz, Kaffee, Kakao. Das Ganze in eine sehr volle und sämige Matrix eingebettet. Ein winziger Schluck nur, und Zunge und Gaumen waren für lange Minuten beschäftigt. Fast schon zu schade zum Runterschlucken. Ein Bier, das in Ruhe und mit viel Zeit genossen werden muss, definitiv nichts zum nebenher Trinken.

Was soll damit noch konkurrieren können, fragten wir uns, aber mit der Schneider-Hopfenweisse TAP 5 bewiesen Sylvia und Koyka, dass auch nach einer solchen pechschwarzen Geschmacksbombe noch etwas kommen kann. Kontrastierend zum vorherigen Bier, hell, knackig-hopfig, aber durch den Weizen und die recht hohe Spundung auch spritzig wies das TAP 5 gerade so viel Schärfe auf, dass sich die Hopfenaromen mühelos zu den Geschmackspapillen durchschneiden, durchkämpfen konnten.

Mit dem Feuerwerk der Aromenvielfalt von Quetsche, Must Kuld und TAP 5 hatten die Veranstalterinnen es vermocht, den Abend auf fantastische Weise abzuschließen. Noch lange blieben die Verkostungsgäste beieinander stehen, diskutierten, tauschten ihre Geschmackserlebnisse aus und ließen sich die Aromen in Gedanken noch einmal auf der Zunge zergehen.

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Sylvia verhindert, dass das Buch in den Hintergrund gerät!

Fast wäre bei dieser herrlichen Verkostung das Buch in den Hintergrund geraten. Aber nur fast. Als das letzte Bier getrunken war, das letzte Glas geleert, und sich die ganz eigene Atmosphäre zwischen offiziellem Veranstaltungsende und endgültigem Rauswurf derer, die kein Ende finden können, entwickelte, begannen wir, über das Buch zu fachsimpeln, im kleinen Kreise von seiner Entstehungsgeschichte zu hören, und vor allem lauschten wir Sylvias und Koykas Erzählungen, wie schwierig es doch gewesen sei, sich zu beschränken. So viel mehr hätte es zu berichten gegeben, so viele Dinge hätten leider weggelassen werden müssen, so viele Regionen Europas seien gar nicht angemessen gewürdigt worden…

Themen genug für ein weiteres, ach was, für viele weitere Bücher.

Genießen wir also zunächst die Lektüre dessen, was wir gerade schwergewichtig in den Händen halten, und freuen wir uns auf das, was danach kommt.

Bilder

Berlin Beer Academy GbR
Claire Waldoff Straße 4
10 117 Berlin
Berlin
Deutschland

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